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Suchtprävention im Landkreis Johannes Reiß klärt in Anhalt-Bitterfeld über Drogen und deren Folgen auf

Johannes Reiß arbeitet als Fachkraft für Suchtprävention in Anhalt-Bitterfeld.

Von Stefanie Greiner 22.04.2022, 18:01
Mit Suchtprävention kann Johannes Reiß zufolge nicht früh genug begonnen werden.
Mit Suchtprävention kann Johannes Reiß zufolge nicht früh genug begonnen werden. Foto: André Kehrer

Köthen/Bitterfeld/MZ - Suchtprävention? Ein Thema, das Schulen angehen sollten? Zu spät, findet Johannes Reiß. „Suchtprävention sollte im Kindergarten beginnen.“ Eine schöne Möglichkeit seien beispielsweise spielzeugfreie Nachmittage.

Seit einigen Monaten arbeitet der 32-Jährige als Fachkraft für Suchtprävention im Landkreis. Eine Aufgabe, die Mitarbeiter der Sucht- und Drogenberatungsstellen neben ihrer eigentlichen Arbeit mitgemacht haben. „Wir müssen so früh wie möglich aufklären und präventiv arbeiten, was wir als Berater aber schon gar nicht mehr leisten konnten“, sagt Friederike Welsch, Sucht- und Drogenberaterin beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Bitterfeld.

Landkreis hatte zuvor keine Fachstelle für Suchtprävention

Dass Anhalt-Bitterfeld lange keine eigene Fachstelle für Suchtprävention hatte, hat verschiedene Gründe. Auch finanzielle. Mit Unterstützung des Landes und Landkreises konnte jetzt beim DRK eine solche Stelle geschaffen werden. Dafür stark gemacht hatte sich unter anderem Friederike Welsch. „Wenn mich jemand gefragt hat, was wir brauchen, habe ich immer gesagt: Wir brauchen eine Fachstelle für Suchtprävention“, sagt sie. Aus gutem Grund.

„2011 hat uns Methamphetamin im Landkreis schon fast überschwemmt. Die Klienten werden immer jünger“, erzählt die Sucht- und Drogenberaterin. Das gehe mit 13 Jahren los. „Die Jugendlichen wollen sich ausprobieren. Sie wollen Grenzen testen, sich abgrenzen von Erwachsenen.“ Hinzu komme bei vielen eine gewisse Perspektivlosigkeit. Sie würden Drogen nehmen, um ihr Selbstwertgefühl zu steigern. Eine große Rolle spiele – gerade bei jungen Männern – auch der gesellschaftliche Druck. Die Last, alles schaffen zu müssen.

Was Drogen mit Menschen machen, hat Johannes Reiß bei seinem Praktikum in einer Einrichtung für Suchtkranke gesehen. Nach seinem Studium der sozialen Arbeit in Jena arbeitete er zunächst als Teilhabemanager in Zörbig und bewarb sich schließlich auf die Stelle der Fachkraft für Suchtprävention. Kindergärten, Grundschulen, weiterführende Schulen, Jugendclubs, Ausbildungsbetriebe. „Es gibt ein breites Feld, wo man tätig werden kann“, sagt er. Ein sehr breites Feld.

Großes Einsatzgebiet mit großen Unterschieden

Wo anfangen? Er spricht mit Streetworkern, knüpft Kontakte zu Vertretern der Kommunen, verschafft sich einen Überblick. Und hat eines dabei schon festgestellt: So groß wie sein Einsatzgebiet ist, so groß sind auch die regionalen Unterschiede, was die Arbeit nicht gerade leichter macht. Während bei jungen Leuten in Köthen vor allem Cannabis, Crystal Meth und Speed angesagt sind, sieht es in der Gemeinde Muldestausee ganz anders aus. „Hier sind es Alkohol und Sturztrinken.“ Um helfen zu können, ist Johannes Reiß darauf angewiesen, dass Ansprechpartner ihm sagen, wo Hilfe benötigt wird.

Die Fachkraft für Suchtprävention will Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene informieren und aufklären. Aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. „Ich will ihnen Kompetenzen mitgeben, um ,Nein’ sagen zu können.“ Ihnen Alternativen aufzeigen und Möglichkeiten, um Gefühle wie Trauer und Wut anders zu kompensieren. Dafür besucht Johannes Reiß verschiedene Weiterbildungen.