Neu strukturiert Inhaberin des Pflegezentrums Fuhneaue in Gröbzig investiert in zweites Standbein

Gröbzig - Auch wenn das absurd klingen mag: Dieses Virus hat durchaus seine guten Seiten. „Ich konnte die Umstrukturierung in Ruhe vorbereiten“, erklärt Annett Rabe. Und damit die Gründung der SWR Gröbziger Dienstleistungs GmbH. SWR steht für Service, Wäscherei, Reinigung.
Am Donnerstagnachmittag nun feierte die Geschäftsfrau mit ein paar wenigen Gästen und der Baufirma natürlich Richtfest am neuen Wäschereigebäude, das im Mai kommenden Jahres bezugsfertig sein soll - „momentan sieht es gut aus“, freut sie sich.
Fast 15 Jahre ist es her, dass Annett Rabe das Pflegezentrum Fuhneaue in Gröbzig eröffnet. 2013 kommt die Tagespflege hinzu. Angefangen hatte sie im April 1997 mit dem ambulanten Pflegedienst. Bisher, berichtet sie, sind das alles Einzelunternehmen gewesen - und nun Gesellschaften mit beschränkter Haftung.
Das Risiko für mittlerweile rund 100 Beschäftigten soll minimiert werden
Sie will die Firmenstruktur schon seit einiger Zeit ändern. Auch um das Risiko für ihre mittlerweile rund 100 Beschäftigten zu minimieren, wie sie sagt; falls ihr etwas passieren sollte, würden die Firmen weiterbestehen und die Arbeitsplätze. Deshalb die einzelnen GmbHs.
Anfangs fürchtet sie, dass in der Corona-Zeit alles ins Stocken gerät, überhaupt nichts voran geht, sie von ihren Plänen doch wieder Abstand nehmen oder diese zumindest verschieben muss. Sie gewinnt den Eindruck, „alle ruhen sich auf Corona aus“. Finanzierungsprozesse zum Beispiel seien besonders langwierig und aufwendig gewesen. Und eine Baufirma zu finden, die „ordentlich arbeitet“, sei schon vor Corona schwierig gewesen. Doch Annett Rabe wird in Gröbzig fündig und ist bisher vom Bauablauf und allem Drumherum angetan.
Angetan und auch erleichtert, dass es mit dem Neubau, der in unmittelbarer Nachbarschaft zum Pflegezentrum errichtet wird, seit dem Baustart im Mai sichtbar voran geht. Insgesamt stehen hier künftig 280 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Im Erdgeschoss wird sich künftig die Wäscherei ausbreiten, im ersten Obergeschoss entstehen Büroräume zum Beispiel für die Mitarbeiter der Lohn- und Finanzbuchhaltung, unterm Dach wird unter anderem Platz fürs Archiv geschaffen.
Vor allem die neue Wäscherei liegt der Chefin am Herzen
Vor allem die neue Wäscherei liegt der Chefin am Herzen: „Wir wollen uns damit unabhängig von externen Dienstleistern machen und den Standort sichern“, sagt die 48-Jährige. Die Vorteile liegen für sie auf der Hand: kurze Wege und eine bessere Übersicht über die Qualität. Die komplette Wäsche aus dem Pflegezentrum und der Tagespflege, von Bewohnern und die Arbeitskleidung der Angestellten, nach Bedarf auch die Wäsche von Patienten, die ambulant betreut werden - all das soll künftig vor Ort gereinigt werden. „Das wird eine richtig große Wäscherei“, ergänzt Annett Rabe, die in Summe circa 1,1 Millionen Euro investiert - trotz Corona-Krise.
Mittlerweile, so ihr Eindruck, hat sich der Umgang mit dem unbekannten Virus einigermaßen normalisiert. „Alle haben sich daran gewöhnt.“ Und auch mit dem Mund-Nasen-Schutz arrangiert. Obwohl es schwer sei, unter diesen Umständen zu kommunizieren - vor allem, weil die Mimik darunter faktisch unsichtbar geworden ist.
Je länger die Virus-Pandemie dauert, umso nachlässiger werden die Menschen
Dennoch: Unabhängig von den aktuellen Temperaturen gebe es im Pflegezentrum, in der Tagespflege und im mobilen Pflegedienst klar die Anweisung, permanent eine Maske zu tragen. Zumal es kaum realisierbar sei, jederzeit genügend Abstand zu den Pflegebedürftigen einzuhalten, weiß Annett Rabe. Man sei natürlich nach wie vor „bestrebt, das Virus fernzuhalten“.
Deshalb gebe es im Pflegezentrum bis heute feste Besuchszeiten, wer das Haus betritt, muss sich in ausliegende Listen eintragen, die Hände desinfizieren und darf sich ausschließlich in den Räumlichkeiten des Bewohners aufhalten. Die Aufenthaltsräume sind tabu, „weil wir nicht nachvollziehen könnten, wer sich dort zu welcher Zeit aufgehalten hat“, erklärt Annett Rabe.
Je länger die Virus-Pandemie dauert, umso nachlässiger werden die Menschen, ist Annett Rabes Eindruck und lässt sich hin und wieder sogar zu einem Kommentar hinreißen, wenn sie Besucher sieht, die ihren Mundschutz in der Hand tragen, wo er niemandem nütze. Das Verständnis für die Maßnahmen im Pflegezentrum nehme ab, registriert sie. Als „unbedarft und leichtsinnig“ betrachtet sie das Verhalten einiger, die sich „nicht dafür interessieren, was passieren könnte“. Annett Rabe kann das nicht verstehen: „Mir macht das schon Sorgen. Denn es ist nicht vorbei.“ (mz)

