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Ingenieurbüro Ingenieurbüro: Köthens Gesicht mitgeprägt

Von matthias bartl 19.07.2012, 19:13

köthen/MZ. - Den Ort, wo vor 20 Jahren alles anfing, kann man in mehrfacher Hinsicht definieren: Es könnte das Büro des damaligen Landkreis-Baudezernenten Ulrich Zimmer gewesen, sein, wo er zum ersten Mal mit seinem künftigen Partner Thomas Rau, zu dem Zeitpunkt noch Abteilungsleiter im Köthener Kranbau, zusammentraf. Oder das Haus in der Kastanienstraße, wo beide in anderthalb kleinen Zimmern mit Bleistiften und auf alten Reißbrettern, aber wenigstens ausgestattet mit einem funktionierenden Telefon an den Anfängen ihres Ingenieurbüros werkelten. Oder das Haus Wallstraße 58 / 59, das Verwaltungsgebäude der Wohnungsgesellschaft, das zu ihrem ersten Auftrag wurde.

Letzteres erscheint, wenn man die vergangenen zwei Jahrzehnte unter emotionalem Gesichtspunkt betrachtet, als beste Variante, dort den Beginn einer erfolgreichen Firmengeschichte zu verorten. Zumal dann, wenn ein klein wenig die Straße abwärts das Gebäude steht, das in besonderem Maße für das Ingenieurbüro Zimmer & Rau steht: das Spital, die Europäische Bibliothek für Homöopathie, wo das Büro historische Substanz mit moderne Ideen und Baustoffen verband. Das Spital ist, wie man so sagt, ein Hingucker in Köthen, und sowohl Thomas Rau als auch Michael Zimmer, Sohn des Firmenmitbegründer Ulrich, nennen das Spital dann auch, als sie nach ihrem Lieblingsbauwerk gefragt werden. Kein Wunder also, dass man am Donnerstag das Firmenjubiläum im Spital feierte und - durchaus nicht nebenbei - die Gäste auf eine Führung durchs Haus mitnahm.

Man hätte auch anderswo hingehen können, denn das Büro hat in Köthen an vielen Stellen Spuren hinterlassen und damit das Gesicht der Stadt seit der Wende geprägt. "Anfangs waren die Aufträge gar nicht zu schaffen", erinnert sich Ulrich Zimmer, heute 58 Jahre alt, an den Beginn mit einer Zeichnerin, die gleichzeitig Sekretärin war. Es habe so viel Nachholbedarf gegeben; bei Firmen, bei der öffentlichen Hand, auch bei privaten Kunden. "Wir haben uns immer bemüht, alles unter einen Hut zu bringen, uns nicht auf ein bestimmtes Feld festzulegen." Das sei für das Unternehmen der richtige Weg gewesen, "denn es gab auch Zeiten, in denen uns der Sorgenschweiß auf der Stirn stand", und da habe es geholfen, dass man alle Kunden ernst genommen und sich einen guten Ruf erarbeitet hatte.

So hält man es nach wie vor, ganz egal, ob der Auftrag groß oder eher klein ist. Und da spiele auch die Größe des Unternehmens keine Rolle. Das hatte sich noch 1992 schnell auf fünf Mitarbeiter vergrößert, inzwischen besteht Zimmer & Rau seit Jahren kontinuierlich aus zehn Personen, die beiden Chefs und den Junior-Chef eingeschlossen.

Während man in Sachen Häuserbau regional aufgestellt und quasi bodenständig geblieben ist und in der Regel die Aufträge in Köthen und Umgebung generiert, auch in Bernburg und Dessau, hat Thomas Rau dem Büro ein besonderes Standbein aufgebaut, das ihm Kundschaft und Aufträge im gesamten Osten bringt, in jüngster Zeit zunehmend auch in Niedersachsen. Rau ist einer der deutschlandweit wenigen Fachleute für die Planung behindertengerechter Wohnungen und Häuser, sowohl Um- als auch Neubauten. "Derzeit sind das 15 bis 20 Projekte, an denen ich arbeite - vom Badumbau bis zum kompletten Hausneubau."

Nicht zuletzt ist der Name der Firma mit dem Köthener Tierpark verbunden. Dort haben Zimmer & Rau im Laufe der Jahre den Bau und den Umbau verschiedener Gehege planerisch auf den Weg gebracht, beispielsweise Luchs und Bär wohnen heute nach den Vorgaben aus dem Büro in der Kastanienstraße. Bezahlungen hat die Firma für ihre Arbeit in dem Fall nie genommen. "Das waren Spenden", sagt Ulrich Zimmer, "wir wollten als Köthener Köthen etwas zurückgeben."

Zum 15-jährigen Bestehen der Firma hatte man - statt Blumen und Geschenken - Spenden für den Tierpark erbeten, zum 20. Geburtstag ist man genauso verfahren. Nur wird diesmal der evangelische Kindergarten "Guter Hirte" der Begünstigte sein. Bis Donnerstagnachmittag waren schon 2 000 Euro für die Knirpse zusammengekommen. Brauchen kann die Einrichtung das Geld auf alle Fälle. Demnächst beginnen im Wolfgangstift die Arbeiten für den neuen Kindergarten - geplant hat ihn das Büro Zimmer & Rau.