Individuell und einzigartig Individuell und einzigartig: Manfred Eichler produziert in Köthen Rednerpulte für jeden Anlass

Köthen - Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch ihre Rede bei der 45. Regionalkonferenz der ostdeutschen Regierungschefs in Bad Schmiedeberg hält, wird Manfred Eichler wieder mächtig stolz sein. Denn wie viele andere berühmte Redner zuvor, wird auch die Kanzlerin ihre Rede an einem Pult halten, das von Eichler hergestellt wurde. Mittlerweile sucht der 77-Jährige einen Nachfolger für seinen Betrieb in der Köthener Friedrich-Ebert-Straße, von dem aus seit mehreren Jahrzehnten Rednerpulte europaweit verkauft werden.
Als die Regionalkonferenz 2012 in Köthen stattfand, brauchten die Organisatoren der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt noch zwei Rednerpulte und kamen zum ersten Mal auf Manfred Eichler zu. „Scheinbar haben wir es damals gut gemacht - jetzt brauchte die Staatskanzlei zumindest noch drei Pulte mehr“, erklärt Eichler.
Und so fertigte er drei weitere Rednerpulte an, die mit magnetischen Schildern mit der Aufschrift „Sachsen-Anhalt“ auf weißem Untergrund ausgestattet sind und in schlichten Grautönen gehalten sind. Abgesehen davon seien die Pulte „sehr spartanisch“ ausgestattet, erklärte Eichler, sie hätten keinerlei Extras oder spezielle Funktionen.
Eigentlich hat Manfred Eichler einmal Rundfunk- und Fernsehtechniker gelernt
Anders sieht es bei vielen anderen Pulten aus, die Eichler bereits angefertigt hat: Einige lassen sich mittels eines kleinen Motors hoch- und wieder hinunterfahren, andere sind barrierefrei und speziell dafür ausgestattet, dass Rollstuhlfahrer an das Pult passen. Besonders stolz ist Eichler deshalb auf ein Pult für Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU).
Dabei hat Eichler eigentlich einmal Rundfunk- und Fernsehtechniker gelernt und 1967 auch seinen Meister in diesem Beruf gemacht. Viele Jahre arbeitete er auch in diesem Bereich, wo jetzt Rednerpulte die Schaufenster füllen, waren einst unzählige Fernseher.
Die Geschichte der Rednerpulte hat damit angefangen, dass Eichler Beratungs-Terminals für die Sparkasse produziert hat, die schließlich auf ihn zukam und nach einem Rednerpult fragte. Die geraden Platten eines Beratungs-Terminals erschienen Eichler dafür nicht ergonomisch genug, kurzerhand schuf er die typisch schräge Auflage für ein Rednerpult.
Kunden von Airbus über Mercedes bis hin zur Staatskanzlei und der Indischen Botschaf in Wien
Mittlerweile hat er nicht nur die Staatskanzlei beliefert und Pulte für Angela Merkel oder Wolfgang Schäuble hergestellt: Unzählige Kunden von Airbus über BMW und Mercedes bis hin zur Indischen Botschaft in Wien wenden sich an den 77-Jährigen, wenn es darum geht, eine professionelle Rede auch an einem professionellen Pult zu halten.
„Wir machen mit dem Pult eigentlich alles, was der Kunde will“, erklärt Eichler, viele fänden Edelstahl-Wasserhalter schöner oder möchten eine Uhr in das Pult integriert haben, damit die Zeit nicht aus den Augen verloren wird.
In mehreren Werkstätten arbeitet Eichler gemeinsam mit seinem Mitarbeiter an jedem einzelnen Pult
Vom Material über die Höhe bis hin zur integrierten Technik wird alles mit dem Kunden abgestimmt. „Die teuersten Pulte, die wir hergestellt haben, kosten so um die 10.000 Euro“, erzählt Eichler, es gebe aber auch deutlich günstigere Varianten, die bei etwa 1.000 Euro lägen. Manche Kunden würden zudem die Möglichkeit der Miete nutzen - die Pulte landen danach dann im Foyer von Manfred Eichler als Anschauungsobjekte.
In dem großen Gebäude in der Friedrich-Ebert-Straße sind die Rednerpulte aber nicht nur ausgestellt - sie werden dort auch hergestellt. In mehreren kleinen Werkstätten arbeitet Eichler gemeinsam mit einem Mitarbeiter an jedem einzelnen Stück, das er zuvor im Büro gestaltet und plant, während seine Enkelin für die Akquise zuständig ist. Doch eigentlich sei es zu viel Arbeit für zu wenige Leute, die Lieferung dauere so zu lange - bis zu sechs Wochen, erklärt Eichler, er brauche daher dringend einen Nachfolger. (mz)