In alle Welt In alle Welt: In Weißandt-Gölzau wurden Folien fürs Empire State Building produziert

Weißandt-Gölzau - Wenn Sie eines Tages zufällig in New York sein sollten, und dann auch noch durch eines der 6.514 Fenster schauen, die im Empire State Building verbaut sind, dann sehen Sie durch eine Folie, die ohne Spitzentechnologie aus Weißandt Gölzau nicht denkbar wäre.
Ingolf Uber (37), Chef des Unternehmens Kleinewefers Kunststoffanlagen (KKA) in Weißandt-Gölzau, hat viele Beispiele, die deutlich machen, dass der Betrieb mit 60 Beschäftigten zur Weltspitze zählt. In aller Bescheidenheit, versteht sich.
2,5 Millionen Euro will KKA jetzt für ein Innovationszentrum am Standort investieren. Das ist eine sehr gute Nachricht für die Region, denn damit, wie Uber sagt, sichere man die Zukunft. Die Ansprüche der Kunden verändern sich. Es geht nicht mehr darum, eine Anlage zu verkaufen, wie das 75 Meter lange Ungetüm, das sich in der alten Halle des Sondermaschinenbaus Köthen (SMBK) auftürmt. „Es geht darum, aus einer Idee einen Prozess und am Ende die Maschinen zu entwickeln.“
„Ich bin zuversichtlich, dass wir das gemeinsam schaffen“
Große Möbelhäuser, US-amerikanische Automobilzulieferer, europäische Chemie-Konzerne sind die Kunden der Spezialisten aus Weißandt-Gölzau, die am Ende geschafft haben, was man zu oft umgekehrt erlebt hat. Sie haben den Mitbewerber aus dem Westen übernommen und sind in den Landkreis Anhalt-Bitterfeld umgezogen. Und man ist gekommen, um zu bleiben, denn der Name hat einen guten Klang in der Welt bei den Kunden, die vor allem in den Vereinigten Staaten, in Kanada, aber auch in Brasilien und China zuhause sind.
An diesem Tag ist Ronald Mormann hier, SPD-Landtagsabgeordneter aus Köthen. Er hat seinen Parteifreund Thomas Wünsche dabei, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und profunder Kenner der Zusammenhänge von Wissenschaft und Wirtschaft, wie Mormann sagt. Nach dem Rundgang um die Maschine, die aus Spinnfließ Papier produziert, das enorm reißfest ist und für Schutzanzüge und Hausisolierungen verwendet wird, spricht man im kleinen Kreis miteinander, wie das Land die Investition in einen der Marktführer aus der Region fördern kann.
„Ich bin zuversichtlich, dass wir das gemeinsam schaffen“, sagt der Abgeordnete Mormann - und Ingolf Uber, der mit seinem Partner in der Geschäftsführung, Dr. Uwe Schmuhl, die stolze Bilanz des Unternehmens erklärt, bekennt, dass er vor lauter Arbeit zuweilen nicht dazu komme, solche Anträge zu stellen. Da ist die Politik gern behilflich. „Es geht ums Land“, sagt Staatssekretär Wünsch. „Und um die Region“, sekundiert Mormann.
20 Millionen Euro Umsatz im Jahr erwirtschaftet das Unternehmen mit den hoch spezialisierten Experten
Barack Obama, der ehemalige US-Präsident, hat vor Jahren eine Anlage aus Weißandt-Gölzau im US-Bundesstaat North-Carolina eingeweiht. Folien für die heute heiß begehrten Lithium-Ionen-Akkus werden damit produziert. Die Maschinen von den Experten aus dem Köthener Land arbeiten auch in Texas, Bespannungen für Auto-Sitze für amerikanische Hersteller werden dort gezogen. „Es gibt nicht so viele auf der Welt, die das Wissen und die Technologie haben, die wir vorweisen können“, sagt Ingolf Uber.
Das Büro des Wirtschaftsingenieurs ist bescheiden möbliert. Hier wird gearbeitet, viel gearbeitet, signalisiert die spartanische Einrichtung. 20 Millionen Euro Umsatz im Jahr erwirtschaftet das Unternehmen mit den hoch spezialisierten Experten. Das neue Innovationszentrum, mit dessen Bau im nächsten Jahr begonnen werden soll, ist der Baustein, der noch fehlt. „Wir könnten damit unsere Kompetenz noch weiter erhöhen“, blickt Uber in die Zukunft. (mz)