Im Einsatz zum Glauben gefunden Im Einsatz zum Glauben gefunden: Ein Soldat aus Köthen wird Priester

Köthen - Es ist Tradition in der katholischen Kirche, dass Priester ihre erste Heilige Messe in ihrer Heimatpfarrei feiern. Nicht anders war es bei Marcel Liebing, der am vergangenen Sonnabend vor mehreren hundert Gläubigen in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg von Bischof Gerhard Feige die Priesterweihe erhalten hat.
Der 40-Jährige stammt aus Köthen. Und so leitete er am Sonntag in der Kirche St. Maria den Gottesdienst. Liebing vergleicht im Gespräch mit der MZ diese Tradition mit einer Hochzeit. „Es ist etwas ganz Besonderes, ein Fest, das man mit denen feiert, die man immer an seiner Seite wusste“, sagt er.
Marcel Liebing war zuvor als Soldat im Kosovo im Einsatz
Bei ihm selbst sah das gleichwohl etwas anders aus, denn getauft wurde Liebing erst im Jahr 2006. Da war er schon 29 Jahre alt. Als Feldwebel der Bundeswehr, als Fernmeldetechniker, nahm er zu dieser Zeit in Prizren, im Süden des Kosovo, an einem Auslandseinsatz teil. Dort traf der Mann, der in Köthen zur Schule ging, eine Ausbildung als Elektroinstallateur erfolgreich abschloss und sich dann „wegen des guten Jobs“ im Jahr 1997 als Soldat auf Zeit für die Bundeswehr entschied, seine Wahl.
„Ich habe mich damals neu orientiert. Die Menschen im Kosovo hatten nichts und waren trotzdem glücklich.“ Der Glaube gebe ihnen Kraft und Halt, das habe er in Gesprächen erfahren. Also weiter bei der Bundeswehr auf Patrouille im Kosovo oder in Afghanistan, manchmal unter Feindbeschuss oder...?
Theologe auf dem dritten Bildungsweg
Immer stärker wurde der Wunsch von Liebing, Priester zu werden. Er sprach mit Militärpfarrer Pater Stephan Schmuck und konnte ab 2009 auf dem dritten Bildungsweg Theologie studieren. Zuerst freigestellt verlässt der Köthener 2011 die Bundeswehr. Klar, sagt er, habe es Fragen gegeben. Etwa, warum er einen sicheren Job gegen ein Stück weit Ungewissheit eintausche, erinnert er sich. „Ich habe meine Entscheidung nicht bereut“, sagt er heute und bedankt sich bei seiner Familie, insbesondere bei seiner Schwester Nicole für die Unterstützung.
Nach dem Studium und der Diakonenweihe im Jahr 2014 arbeitete er zunächst als Seelsorger in der Pfarrei St. Bonifatius Wernigerode und später in der halleschen Pfarrei St. Franziskus. An der Saale engagierte sich Liebing auch im Sozialkaufhaus St. Antonius des katholischen Caritasverbandes.
In dieser Woche beginnt Marcel Liebing seinen Dienst als Vikar in Wittenberg
In seiner Predigt am Sonnabend legte Bischof Feige dem Neupriester angesichts der großen Erwartungen an ihn nahe, sich nicht als einsamen Einzelkämpfer zu sehen, sondern vielmehr als „Mitglied einer Gemeinschaft“. Er gehöre zur „communio aller und nimmt seinen Auftrag zusammen mit vielen Schwestern und Brüdern wahr, die auch ihrerseits Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Dienst des Evangeliums sind“.
Der Priester sei nicht derjenige, der für alles zuständig ist. „Sein Auftrag besteht vielmehr vor allem darin“, sagte der Bischof, „seine Schwestern und Brüder im Glauben zu bestärken und in ihrem Engagement zu begleiten.“
In dieser Woche beginnt Marcel Liebing seinen Dienst als Vikar in der Pfarrei St. Marien in der Lutherstadt Wittenberg. Er freut sich darauf. (mz)