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Hornschlittenrennen Hornschlittenrennen: Köthener Kurvenflitzer landen im Unterholz

Von UTE NICKLISCH 21.03.2011, 18:08

OBERWIESENTHAL/KÖTHEN/MZ. - Eben noch in Pfungstadt auf einer Tagung und schon ein paar Stunden später am Start eines waghalsigen Schlittenrennens in Oberwiesenthal. So sah es kürzlich für den Köthener Brauereichef Michael Schölzel aus. Denn mit einem vierköpfigen Team machten sich die Köthener auf den Weg zum Fichtelberg, um beim Hornschlittenrennen auf der alten Rodelbahn "Zur Himmelsleiter" teilzunehmen. Neben der Kundenpflege zu Mitorganisator Joachim Nöske war für die Köthener Brauereileute eines wichtig: "Für uns zählt dabei der Spaß", erklärte Schölzel.

Denn Gaudi gab es bei diesem Winterspektakel um den großen Preis von Oberwiesenthal jede Menge. Viele der in bunten Kostümen gekleideten Schlittenteams und jede Menge Fans trafen schon einen Tag vor dem Rennen in der höchst gelegenen Stadt Deutschlands ein. Nach einem Test der Rodelstrecke ging bei der abendlichen Startnummernverlosung der Partyspaß schon los. "Hornschlittenfahrer verstehen es, zu feiern", wusste Joachim Nöske zu berichten. Aus vielen Teilen Deutschlands reisten die Hornschlittler an. Sogar ehemalige Skispringer aus Bulgarien oder auch Holland waren wie jedes Jahr mit dabei. Die Köthener jedoch gingen erstmalig an den Start.

Auch hatten die Flachländer außer einer kurzen Sitzprobe keinerlei Erfahrungen mit einem solchen hölzernen Gefährt. Ob sie die Startnummer 13 als Glücksgriff deuten sollten, wagten die Köthener vorab nicht so recht einzuschätzen. Bei herrlichstem Sonnenschein begann das Rennen. Die Stimmung war locker und ausgelassen. Zuerst gingen die Damen an den Start. Kurze Zeit später waren auch schon die Köthener Kurvenflitzer an der Reihe. Es hieß, eine Strecke von 1,6 Kilometern bei einem Höhenunterschied von 300 Metern mit rasanten Kurven zu absolvieren. Ohne die Strecke jemals vorher gesehen zu haben, sausten die mutigen Männer den Fichtelberg hinunter. Michael Schölzel übernahm das Steuer. Roland Schulte-Varendorf war als Frontmann für die Bremse verantwortlich. Jürgen Hoppe und Gunter Lins saßen in der Mitte.

Der Anfang lief wirklich gut. Die Männer rasten mit einem "Affenzahn" den Fichtelberg herab. Doch was geschah da? In der letzten 90-Grad-Kurve hatte der Vordermann plötzlich den Bremshebel in der Hand. Schölzel versuchte, von hinten noch mit den Füßen zu bremsen. Doch der Schlitten durchbrach die Streckenbegrenzung und landete mit voller Besetzung schließlich im Unterholz. Somit war die Fahrt, noch bevor sie das Ziel erreichte, zu Ende. Den Bremshebel in der Hand und den Schlitten ziehend wurden die Brauereileute mit einem gebührenden Applaus im Ziel empfangen.

Trotz dieses unerwarteten Zwischenfalls konnten sich die Männer um Michael Schölzel über mangelnden Spaß nicht beklagen. Nur der Chef der Truppe kam nicht ganz so unversehrt davon. Ein Finger seiner rechten Hand ging bei der Aktion zu Bruch. "Hätte ich die Strecke vorher gesehen, wäre ich sicherlich nicht mitgefahren", so Michael Schölzel. Doch auch er nahm alles mit Humor. Das abendliche "Kufenglühen" mit der Gruppe "Wildbach" im "Schuppen" ließ sich das Team gemeinsam mit seinen Fans nicht entgehen. Wurde doch auch unter anderem das "Goldene Pils" der Köthener Brauerei ausgeschenkt.

Das Hornschlittenrennen selbst hat in Oberwiesenthal inzwischen Tradition. Bereits zum neunten Male veranstaltete der SC Traktor Oberwiesenthal dieses Spektakel auf der Himmelsleiter. Allen voran war Doreen Hauke, die Präsidentin dieses Sportvereins, die eine begnadete Hornschlittenfahrerin ist. Mit ihrem Team "Quicky 3" räumten die skurrilen Damen wie auch schon bei zahlreichen anderen Rennen den ersten Preis der sechs Frauenmannschaften ab. Für ihre Bestzeit von 2:25 Minuten kassierten sie 500 Euro und einen Gutschein vom Panorama-Hotel in Oberwiesenthal. Unter insgesamt 70 Männerteams siegten die "Brotteröder Snowfighter" mit einer Zeit von nur 1:58 Minuten und konnten sich dafür einen Preis von 1 000 Euro einheimsen.

Begonnen hat der ganze Spaß vor neun Jahren mit nur 20 Schlitten. Ein Würstchenbrutzler auf einem Hornschlitten brachte Nöske, der auch Campingplatz und Bad am Akazienteich betreibt, eher zufällig auf die Idee. Ganz nach dem Vorbild dieses Prototypen ließ er 20 Schlitten bauen und schon war das Oberwiesenthaler Hornschlittenrennen geboren. Seit Jahren ist auch die Köthener Brauerei als Sponsor und mit dem Ausschank ihres Bieres vertreten. Für das kommende Jahr steht der Termin am 17. März bereits fest. Ob das Köthener Schlittenteam aber auch im nächsten Jahr dort anzutreffen ist, steht noch in den Sternen.