Hochwasser in Aken Hochwasser in Aken: Vor der Schlacht mit der Elbe

aken/MZ - Handy, Festnetz-Telefon. Funkgerät - irgendetwas klingelt immer in der technischen Einsatzzentrale, die seit Dienstag im Akener Ratssaal die Hochwasserabwehr koordiniert. Es sind buchstäblich tausend kleine und große Dinge, um die sich Michael Kiel, Heinz Schneider und Tobias Möhsner kümmern müssen - und sie sind nicht die einzigen, die in Aken die Fäden ziehen in der Vorbereitung des Kampfes gegen das anrollende Elbe-Hochwasser.
Dessen erwarteter Pegel am Dienstagnachmittag ein gutes Stück nach unten korrigiert wurde. Auf 7,90 Meter, was sich für besorgte Akener schon besser anhörte als die 8,28 Meter, die am Tag zuvor noch auf der Internetseite des Elektronischen Wasserstraßen-Informationssystems nachzulesen waren. „7,90 Meter sind beherrschbar“, sagt Akens Bürgermeister Hansjochen Müller, „aber sie sind auch nur ein Schätzwert.“ Man müsse Reserven haben, so Müller, der schon 2002 beim letzten „Jahrhunderthochwasser“ Bürgermeister war. „Diesmal sind wir besser vorbereitet und wir haben die notwendigen Erfahrungen.“ Dazu kommt, dass einmal mehr die Hilfe groß ist. Nicht nur, dass sich gestern Hunderte Akener und Helfer aus anderen Orten zum Sandsackfüllen und zu anderen Hilfeleistungen einfanden, für Dienstagabend war auch die Ankunft von mehr als 100 Soldaten eines Logistikbataillons samt Technik angekündigt.
Wo diese letztlich eingesetzt werden kann, war aber am Dienstag noch offen. Die Entscheidungshoheit der Stadt gilt nur für die Elbabschnitte, die keinen Deich haben, an den Deichen hingegen lege der Landesbetrieb für Hochwasserschutz selbst fest, „an welcher Stelle und in welcher Höhe die Deiche mit Säcken verstärkt werden“, erläutert Müller. Diese Entscheidung seitens des LHW soll bis heute Vormittag getroffen werden. Basis dafür sind die Deichmessdaten und die zur Zeit vorliegende Abschätzung mit 7,90 Meter aus der Hochwasservorhersage vom gestrigen Tag, 13 Uhr.
Hilfreich für die Hochwasserabwehr werden auch die Spundwände sein, die nach dem Hochwasser 2002 eingebaut wurden, etwa zwischen der Fährstraße und der Elbstraße, dem Schöpfwerk Obselau und dem Ende des Lödderitzer Forsts. Aber es gibt auch Bereiche ohne Spundwand-Verstärkung zwischen Fährhaus und Fährstraße sowie am Friedhof - denen gilt die besondere Aufmerksamkeit der Akener Einsatzkräfte. Unter denen auch mehr als 20 Kameraden sind, die eine spezielle Ausbildung zur Deichverteidigung erhalten haben. „Unsere Feuerwehr ist gleichzeitig Wasserwehr, so funktioniert das“, sagt Müller.
Der Akener Bürgermeister ist zuversichtlich, weiß aber: „Die richtige Schlacht geht erst los“. Und sie kann dauern - so lange , wie das Wasser „drin steht“ und auf den Deich drückt. Zunächst freilich geht es darum, den Scheitel zu überstehen und das Überlaufen zu verhindern.