Hochschule Anhalt Köthen Hochschule Anhalt Köthen: Dekanin Ursula Fissgus weist Mercateo-Kritik zurück

Köthen - Die Firma Mercateo zählt in Köthen zu den größeren Unternehmen - sowohl personell als auch von der öffentlichen Aufmerksamkeit her, die ihrem Wirken zuteil wird. Zur Zeit unter anderem deswegen, weil im Auftrag der Firma, die aus München stammt, aber ihren Stammsitz seit einigen Jahren in Köthen hat, das einstige Kontakt-Kaufhaus in Köthen umgebaut wird. Um Platz für 100 weitere Arbeitsplätze zu schaffen.
Hochschule verblüfft über Kritik von Mercateo
Bei Ursula Fissgus freilich ist Mercateo aus anderem Grund mehr als ohnehin schon üblich in den Focus geraten. Die Dekanin des Fachbereichs Informatik an der Hochschule Anhalt Köthen war, gelinde gesagt, einigermaßen verblüfft, als sie am 11. Mai auf der Wirtschaftsseite der Mitteldeutschen Zeitung kritische Bemerkungen lesen musste, die Mercateo-Vorstand Peter Ledermann geäußert hatte - und zwar zur Informatik an der Hochschule in Köthen. „Bei der Fachhochschule in Köthen stagniert die Entwicklung“, so Ledermann wörtlich, während sich die Informatik-Institute an den Hochschulen in Halle und Leipzig weiterentwickelt hätten. Ledermann diente dies als ein Argument für eine starke personelle Investition in den Mercateo-Standort Leipzig.
Letzteres ist für Ursula Fissgus unerheblich, Ledermanns Bemerkungen zu ihrem Verantwortungsbereich aber sind es nicht. „Ich weiß nicht, wie Herr Ledermann darauf kommt, die Entwicklung an der Hochschule stagniere“, so die Dekanin. Mercateo stünde mit dieser Meinung auch allein, denn „wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu den Unternehmen der Region“. Was sich nicht zuletzt an der zunehmenden Anzahl von Praktika zeige, die Studenten der Informatik in der realen Wirtschaft absolvierten. „Früher waren das ein, zwei Unternehmen, heute sind das sehr viel mehr.“ Was ja kaum so wäre, würden die in Köthen ausgebildeten Studenten in den Unternehmen keinen guten Eindruck hinterlassen.
Das Gegenteil sei der Fall, betont die Dekanin: „Viele, die im fünften Semester ihr Industriepraktikum erledigen, kommen aus den Unternehmen gleich mit ganz konkreten Arbeitsplatz-Angeboten zurück“ - auch wenn sie zu dem Zeitpunkt noch ein Jahr vom Abschluss entfernt sind. „Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass uns unsere Studenten förmlich aus der Hand gerissen werden“, sagt Ursula Fissgus, die gern mehr als „nur“ 300 Studenten hätte. „Wir haben noch Kapazitäten, wir haben sowohl die personellen als auch die materiellen Voraussetzungen dafür.“
Die Arbeit der Studenten in den Praktikumsbetrieben nutzt die Hochschule auch dafür, sich ein Bild davon zu machen, wie weit es mit der Praxisverbundenheit der Ausbildung her ist. Die Studenten helfen mit ihren positiven und auch negativen Erfahrungen, die Hochschularbeit weiter zu entwickeln. Gerade in diesen Tagen werden wieder Studenten der Softwarelokalisierung und der Informatik ihre Praktikumsberichte vorstellen - die an der Hochschule immer mit großem Interesse aufgenommen werden.
Drei Viertel der Studenten studieren dual
Auch das duale Studium nimmt im Fachbereich Informatik immer mehr Fahrt auf. 75 Prozent der Masterstudenten studieren schon dual - also mit einem Ausbildungsvertrag, der absichert, dass sie in der vorlesungsfreien Zeit in den Unternehmen tätig sind. Mit der halleschen Firma Gisa habe man da seit fast drei Jahren einen starken Partner, in Bälde komme noch die Magdeburger Firma Regiocom dazu. Mit der Software-Schmiede Seeburger in Köthen, ebenfalls ein Praktikumsbetrieb, arbeite man gemeinsam an einem neuen Modell des dualen Studiums. „Wie man sieht, sind wir ständig dabei, uns fortzuentwickeln. Von Stagnation kann keine Rede sein.“
Schon deswegen nicht, weil man schon aus Gründen der Akkreditierung bzw. Re-Akkreditierung ständig darüber nachdenken muss, wie man Lehre, Forschung und Praxis den aktuellen Notwendigkeiten nicht nur schlechthin anpasst, sondern wenn möglich Pionierarbeit leistet. Zum Beispiel hat man daher gemeinsam mit Halle einen neuen Masterstudiengang „Interaktive Medien“ aus der Taufe gehoben, der zum Sommersemester 2017 starten soll. Die Hälfte der Vorlesungen findet in Köthen statt, die andere Hälfte in Halle. Ein nächster Entwicklungsschritt, von dem sich die Informatik-Dekanin Synergie-Effekte erhofft.
Die auch deutlich macht, dass sie die Aussage von Ledermann nicht versteht. „Er kann sich jederzeit ansehen, wie wir uns hier entwickelt haben und wie wir uns weiter entwickeln wollen.“ Wenn die Abnehmer (sprich Wirtschaft) und die Kunden (sprich Studenten) gleichermaßen annehmen, was im Fachbereich geboten wird, „dann heißt das für mich, dass wir richtig liegen“. (mz)
