Großen Herausforderungen Hochschule Anhalt in Köthen: So will der neue Dekan für Informatik und Sprachen deren Zukunft gestalten
Alexander Carôt steht als neuer Dekan an der Hochschule Anhalt vor großen Herausforderungen. Der Fortbestand des Fachbereichs für Informatik und Sprachen ist nicht selbstverständlich.

Köthen/MZ - Der neue und die alte, sie verstehen sich fast blind. Das merkt man nicht nur an der vertrauten Weise, wie Alexander Carôt und Ursula-Brigitte Fissgus miteinander umgehen. Auch im gemeinsamen Gespräch funktionieren die beiden als Team, ergänzen die Sätze des anderen und spielen sich die Bälle zu.
„Mädchen für alles“, so beschreibt Fissgus das Amt, das sie in den vergangenen zwölf Jahren ausgefüllt hat. „Das merke ich jetzt schon“, nimmt Carôt die Vorlage an. „Es ist der Wahnsinn, was jetzt alles an E-Mails, an Telefonaten und Anfragen eintrudelt“ sagt der Professor und lacht.
Aufgaben für den Dekan: Studiengänge planen und entwickeln
Von seiner Vorgängerin Fissgus hat der 47-Jährige nun das Dekanat am Fachbereich für Informatik und Sprachen an der Hochschule Anhalt übernommen. Als Dekan ist er Sprecher des Fachbereichs, ist verantwortlich für die Finanz- und Personalplanung und auch die Königsdisziplin fällt in sein Ressort: Zukünftig obliegt es Carôt, neue Studiengänge zu planen und alte weiterzuentwickeln. „Das ist die Kunst“, weiß Ursula-Brigitte Fissgus. Denn die Konkurrenz schläft nicht.
„Man muss das im Kollegium immer wieder klarmachen“, sagt Alexander Carôt: „Unsere Hochschule ist nicht etwas, das per se da ist. Wir müssen entsprechende Zahlen nachweisen.“ Denn wie viele andere öffentliche Institutionen steht auch die Hochschule unter ständiger Beobachtung der zuständigen Ministerien.
Erfolg wird an Studierendenzahlen gemessen
Darum hänge der Fortbestand der Fachbereiche aktuell vor allem davon ab, wie viele neue Studierende gewonnen werden können, erläutert Carôt. Er gehe davon aus, dass zukünftig auch die Anzahl der Absolventinnen und Absolventen eine Rolle spielen werde.
Und das könnte unangenehm werden. Denn während sich, trotz zuletzt nachlassender Neuimmatrikulationen, jedes Jahr von Neuem ausreichend Studierende für ein Informatikstudium an der Hochschule entschieden, lasse die Anzahl jener, die ihr Studium erfolgreich zu Ende bringen, zu wünschen übrig, berichten Carôt und Fissgus. „Das ist ein Riesenproblem“, sagt der Dekan, „die Erfolgsquote ist viel zu niedrig.“
Informatik ist kein einfacher Studiengang. Das machen sich manche nicht klar.
Ursula-Brigitte Fissgus, Professorin an der Hochschule Anhalt
Das allerdings sei kein spezifisches Problem der Hochschule Anhalt, assistiert seine Vorgängerin. „Informatik ist kein einfacher Studiengang“, sagt Fissgus. „Das machen sich manche nicht klar.“ So gehe es nicht nur darum, zu programmieren, sondern die Lernenden müssten auch „wirklich harte Grundlagen studieren.“ Ihre Standardfrage an Interessierte, sagt die Professorin, laute daher: „Wie sieht’s mit Mathe aus?“
Dennoch betrachte er es als eine Kernfrage, sagt Carôt, wie sich die Anzahl der Abschlüsse steigern ließe – „und parallel damit, wie sich die aktuelle Studiengangsmission aufrechterhalten lässt“, fährt der neue Dekan fort.
Studiengang in Köthen kombiniert klassische Informatik und Spieleentwicklung
Denn aktuell seien viele der Studiengänge im Fachbereich interdisziplinär aufgebaut, erläutert er, vereinten also Inhalte aus verschiedenen Fächern in einem Studium. So auch im Bachelorstudiengang „Angewandte Informatik – Digitale Medien und Spieleentwicklung“: Diesen habe sie federführend entwickelt, berichtet Ursula-Brigitte Fissgus.
Die Anlehnung an Computerspiele habe sich damals als eine gute Entscheidung erwiesen, sagt die ehemalige Dekanin, „auch, wenn die Studierenden dann nicht in die Spieleentwicklung gehen.“ Denn wenn „sie diese komplexen Zusammenhänge einmal verstanden haben, können sie auch ein Buchhaltungssystem entwickeln“, führt Fissgus aus.
Jeder hat ein Smartphone. Und wir wissen, dass solche Leute das aktiv beeinflussen können.
Alexander Carôt, Dekan an der Hochschule Anhalt
Zwar ziehe sich die Spieleentwicklung wie ein roter Faden durch viele Lehrveranstaltungen, dennoch handele es sich um einen klassischen Informatik-Studiengang, erläutert die Professorin. Er würde dieses Konzept gern weiterführen, sagt Carôt, das aber durchzusetzen werde „nicht so leicht.“
Dennoch wirkt er zumindest in einer Hinsicht zuversichtlich, wenn er über die Zukunft des Fachbereichs spricht: „IT ist zu unserem Alltag geworden“, sagt der Dekan. „Jeder hat ein Smartphone. Und wir wissen, dass solche Leute das aktiv beeinflussen können.“ So entstehe neue Faszination für Informationstechnik.