Heimwerkerabend für Frauen Heimwerkerabend für Frauen in Köthen: Ein Selbstversuch mit Bohrhammer, Beton und co.

Köthen - Manche schauen sehr besorgt auf die beiden Betonplatten, die zwischen uns auf dem Fußboden liegen. In ein paar Minuten sollen wir Löcher in sie hineinbohren. Dabei haben viele hier noch nie eine Bohrmaschine in der Hand gehabt, und dann gleich Beton durchlöchern - wie soll das gehen?
Wird alles, versichert Jörg Ilgen, seines Zeichens Trainer für Elektrowerkzeuge von der Firma Baumarktevents. Mit seinem Kollegen Frank Werner ist er an diesem Abend im Toom-Markt in Köthen zu Gast, um Frauen das Heimwerken näher zu bringen. Zwei kostenlose Kurse gibt es: Einen zu den Themen Bohren, Schrauben und Dübeln und einen in Sachen Trockenbau
Ein handwerkliches Grundwissen aneignen
In einem Selbstversuch für die MZ habe ich mich für ersteren entschieden. Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass ich im Handwerklichen nicht komplett unerfahren bin.
Zusammen mit meinen Freund habe ich vor einigen Jahren ein altes Haus saniert. Das hieß am Anfang: Er arbeitet, ich suche Material und Werkzeug und trage es für ihn von A nach B. Da mir das aber irgendwann zu blöd wurde, traute ich mich selber an Handkreissäge, Fliesenschneider und Co. heran. Das ist aber schon Jahre her und man vergisst so einiges.
Das alles erzähle ich Ilgen zu Beginn des Kurses. Auch die anderen Frauen - es sind etwa 20 pro Kurs - berichten, warum sie gekommen sind. „Ich wollte mir ein wenig Grundwissen aneignen, weil mein Mann das alles normalerweise zu Hause macht“, berichtet eine Teilnehmerin.
„Wenn ich möchte, dass etwas erledigt wird, sagt mein Mann manchmal: Das geht nicht. Ich will nun wissen, ob das wirklich alles nicht geht“, sagt eine andere.
Woran erkennt man eine Schlagbohrmaschine?
Ilgen weiß: „Wir Männer lassen uns ganz gerne mal zu Hause feiern, wenn wir etwas bauen.“ Da sei es nicht schlecht, als Frau mit Fachwissen dagegen halten zu können. Fachwissen, das heißt in diesem Fall: erst einmal die Werkzeuge kennen.
Eine Schlagbohrmaschine erkennt man woran? Sie hat ein Dreibackenfutter und im Gegensatz zum Akkuschrauber ein Kabel, lerne ich. Hätte man auch drauf kommen können.
Dann kommt der praktische Teil. Zunächst sollen wir mal einen neuen Bohrer einspannen. Selbstbewusst, weil mit Erfahrung, gehe ich ans Werk. Es passiert nichts. Ich kriege das Futter nicht aufgedreht, meine Banknachbarin muss mir helfen. Sie heißt Astrid Schreyer, kommt aus Drosa, und kennt sich aus. Sie wird mir im Laufe des Abends noch öfter helfen. Ein Glück.
Beifall und Freude über das erste selbstgebohrte Loch
Allein mit Bohrer ein- und ausspannen ist es natürlich nicht getan. Wir müssen alle mal mit dem Schlagbohrer besagte Betonplatten durchlöchern - möglichst immer schön in der Mitte des aufgemalten Kreuzes. Eine nach der anderen steht auf. Bei manchen geht es gut, bei anderen springt der Bohrer anfangs ein wenig hin und her.
Den Bohrer erst langsam drehen lassen, bis man Halt gefunden hat, dann die Geschwindigkeit erhöhen - das ist das Geheimnis, sagt Ilgen. Immer wieder. Ich vergesse es trotzdem, als ich dran bin.
Als das Loch gebohrt ist, putzt Ilgen den Staub mit einem Pinsel weg und siehe da: Das Loch sitzt trotzdem perfekt in der Mitte. Ich bin mächtig stolz auf mich. So wie auch viele andere. „Mein erstes selbstgebohrtes Loch!“, frohlockt eine Teilnehmerin. „Jetzt habe ich gar keine Angst mehr vor der Maschine“, sagt eine andere. Die anderen klatschen.
Ab und zu schaltet Ilgen heimlich den Schlag an der Maschine aus, um die Aufmerksamkeit der Frauen zu testen. Denkste. Alle merken es, bevor sie sich an den Platten abmühen.
Akkuschrauber: Kein Schnarren mehr beim Schrauben
Später nehmen wir uns den Bohrhammer vor. Der hat übrigens ein SDS-Futter, also keins zum Aufschrauben, sondern eher zum Zurückziehen. Auch damit werden die Platten durchlöchert, die längst mehr Belüftung haben als ein durchschnittlicher Schweizer Käse.
Mit dem Bohrhammer arbeiten fetzt, es bohrt sich gleich viel leichter durch den Beton. Die Teilnehmerinnen freuen sich. Der Bohrhammer, lerne ich, ist mein Freund, wenn es an die richtig harten Sachen geht. Beton und Naturstein zum Beispiel.
Dann kommt der Akkuschrauber. Ich erinnere mich an Arbeitsversuche daheim und die Rufe meines Freundes: „Doch nicht so, du drehst noch die Schraubenköpfe rund!“ Astrid Schreyer hilft mir beim ersten Versuch, die Maschine wirklich gerade zu halten und siehe da: Reinschrauben, wieder raus, wieder rein. Läuft. Und ganz ohne dieses störende Schnarren, das anzeigt, dass der Bit, also quasi die Arbeitsspitze, nicht richtig auf der Schraube sitzt.
Der nächste Frauenkurs ist im März
Auch nicht ganz unwichtig ist der folgende Teil: In der Pause gibt es leckere Häppchen und eine Verlosung. Kollegin Schreyer gewinnt eine Orchidee. Die hat sie sich auch verdient.
Nach der Pause lernen wir Bohrer- und Dübelarten kennen. Eine Teilnehmerin murmelt, dieses neue Wissen sei ja ganz nützlich, aber ob der Referent denn auch einen Knopf annähen könne?
Wir erfahren es nicht, dafür kann eine andere Dame im Kurs gleich einen Punkt von ihrer Weihnachtsliste streichen: Als uns das Ortungsgerät für Leitungen in der Wand vorgestellt wird, meint sie: „Sehr gut, gleich ein Geschenk für meinen Mann gefunden!“
Als der Kurs nach gut vier Stunden vorüber ist, sieht keine von uns so aus wie die Damen auf den Anmeldezetteln. Die tragen professionell aussehende rote Latzhosen und einen beeindruckenden Werkzeuggürtel.
Hat aber Spaß gemacht, so das einhellige Fazit. Und gelernt haben wir auch was. Schon im März, zum Frauentag, soll es im Toom übrigens den nächsten Frauenkurs geben. (mz)

