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Hausärztlicher Notdienst Hausärztlicher Notdienst: Stunden warten auf den Arzt

Von Claus Blumstengel 30.09.2014, 09:02
Eine Ärztin behandelt eine Patientin.
Eine Ärztin behandelt eine Patientin. MZ Lizenz

Köthen - Wer im Altkreis Köthen ab dem 1. Oktober abends, an Wochenenden oder Feiertagen, also außerhalb der Sprechzeiten, den ärztlichen Bereitschaftsdienst in Anspruch nehmen muss, der wird voraussichtlich erheblich länger auf den Arzt warten als bisher. Grund ist die neue Bereitschaftsdienstordnung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die dann in Kraft tritt. Gab es bisher im Altkreis Köthen die Notdienstbereiche „Köthen, Quellendorf, Radegast, Reupzig“, „Aken“, „Görzig, Gröbzig, Edderitz“ und „Kleinpaschleben, Osternienburg, Wulfen“, mit jeweils einem Arzt in Bereitschaft, so werden diese vier Bereiche am 1. Oktober zu einem zusammengelegt, mit nur einem diensthabenden Mediziner. Den können die Hilfesuchenden aus den 98 Orten des Bereiches zwischen Aken und Wieskau über die zentrale Bereitschaftsdienstnummer 116 117 verständigen. Die Patienten können auch die Einsatzleitstelle des Landkreises unter 03493/51 31 50 anrufen und bekommen von dort die Handynummer des Bereitschaftsarztes.

Fahrer unterstützt Arzt

Ab Oktober fällt die Notdienstsprechstunde an Wochenenden und Feiertagen weg, die ein Arzt bisher abhielt. Auch fahren die Bereitschaftsärzte nicht mehr selbst zu ihren Patienten. Ab dem 1. Oktober wird ein zentraler Fahrdienst eingerichtet. Damit wird ein Köthener Taxiunternehmen beauftragt, dessen Fahrer den diensthabenden Arzt zum Patienten begleitet und ihm helfend zur Seite steht. Bisher gab es diesen Fahrdienst nur für die Region Köthen.

So könnte es also passieren, dass die Bereitschaftsärztin aus Radegast zu einem Patienten nach Aken gerufen wird. Sie muss dann aber warten, bis der Fahrdienst aus Köthen bei ihr eintrifft. Da ihr Einsatzgebiet nun den gesamten Altkreis Köthen umfasst, wächst natürlich auch die „Chance“, dass mehrere Patienten gleichzeitig anrufen.

Keine gesetzlichen Vorschriften

„Die Zeitspanne ab dem Anruf bis zum Eintreffen des Arztes wird sich deutlich verlängern“, schätzt der Köthener Facharzt für Allgemeinmedizin, Palliativmedizin und Naturheilverfahren, Jörg Krause, ein. Der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung im Bereich Köthen weist aber darauf hin, dass es im Unterschied zum Notarzt, der in Sachsen-Anhalt innerhalb von zwölf Minuten beim Patienten sein muss, für den kassenärztlichen Notdienst zu den Hilfsfristen keine gesetzliche Vorschrift gibt.

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„Der Hausarzt sollte aber innerhalb von zwei Stunden beim Patienten eintreffen“, laute eine interne Regelung. „Es kann sein, dass die Kollegen nachts stundenlang unterwegs sind“, befürchtet Jörg Krause. Die Patienten sollten bedenken, ob wirklich ein Hausbesuch erforderlich ist, oder ein Abwarten bis zur regulären Sprechstunde ausreicht, heißt es dazu von der Kassenärztlichen Vereinigung.

Eine Alternative gibt es: Der diensthabende Arzt kann den Patienten während der Bereitschaft in seine Praxis bestellen, wenn dieser gesundheitlich zur Fahrt in der Lage ist und eine Transportmöglichkeit hat.

Den kinderärztlichen Notdienst übernehmen wie bisher vier Kinderärzte in den ehemaligen Bereichen. Sie sind ebenfalls über die Einsatzleitstelle (03493/51 31 50) zu erreichen. Allerdings fahren sie nicht mehr über Land. Die Eltern müssen ihre kranken Kinder in die jeweilige Praxis bringen. Hausbesuche macht allein der Arzt des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes, auch bei Kindern.

Gründe für die Einschränkungen

Die sinkende Zahl von Ärzten im ländlichen Bereich und die dadurch erhöhte Belastung durch die vielen Bereitschaftsdienste führt die Kassenärztliche Vereinigung als Gründe für die Einschränkungen an. Bisher hatten die Ärzte im Altkreis Köthen eine Woche am Stück Bereitschaft, und das zwei- bis drei Mal im Quartal.

Künftig werden es für die Mediziner laut KV zwei bis drei Dienste im Quartal sein. Der zentrale Fahrdienst soll den Ärzten zudem mehr Sicherheit geben. Die zentrale Vermittlung der Bereitschaftsdienste unter der Rufnummer 116 117 habe außerdem die Zusammenlegung der Notdienstbereiche erfordert.

Wer nicht auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst warten will, dem sei es freigestellt, die Notfallambulanz des Krankenhauses in Köthen aufzusuchen, weist KV-Sprecher Jörg Krause auf eine Alternative hin.

Allerdings gebe es dort keinen gesonderten Notdienstarzt oder Notdienst-Sprechstunden und es könne auch im Krankenhaus zu erheblichen Wartezeiten kommen, gibt der Allgemeinmediziner zu bedenken. (mz)