Hallenser zum Professor berufen Hallenser zum Professor an der Hochschule Anhalt berufen: Kommen bald neue Antibiotika aus Köthen?

Köthen - Die Hochschule Anhalt hat einen Neuzugang: Seit dem 1. November ist Stephan Schilling am Köthener Campus Professor im Fachgebiet Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik. Neben der und Ausbildung der Studierenden wird er sich wichtigen Forschungsfeldern widmen.
In Halle geboren und aufgewachsen, studierte er dort zunächst Biochemie. Bereits während seiner Diplomarbeit begann er seine Arbeit beim Hallenser Unternehmen Probiodrug, das sich auf Entwicklung neuer Therapieansätze für die Behandlung von Alzheimer spezialisierte.
„In dieser Zeit habe ich Feuer gefangen für die Wirkstoffforschung“, sagt Schilling. Bei dieser gehe es um die ersten wichtigen Schritte bei der Erforschung neuartiger Medikamente, die „heutzutage immer im Reagenzglas passieren“, wie er erklärt.
Auf der Suche nach den neuen Wirkstoffen baut Schilling derzeit ein neues Forschungslabor auf
Seit seiner Promotion im Jahr 2004 sei er dieser Forschung treu geblieben, bis hin zu seiner Habilitation 2019 im Fach Pharmazie - und darüber hinaus. Dazwischen wechselte er zur Außenstelle des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie in Halle, die er seit 2019 leitet.
Auf der Suche nach den neuen Wirkstoffen baut Schilling derzeit gemeinsam mit Professorin Carola Griehl am Campus Köthen das neue Forschungslabor „Zentrum Naturstoff-basierte Therapeutika“ auf. „Mein Interesse an der Erforschung von Naturstoffen hat mich schließlich zur Hochschule Anhalt gebracht“, erklärt Schilling. Als ein Beispiel für einen solchen Naturstoff nennt der 44-Jährige Algenproteine oder auch menschliche Antikörper.
Und diese haben es potenziell in sich. Könnten sie doch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Medikamenten gegen neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder entzündlichen Erkrankungen wie beispielsweise Arthrose spielen.
Bakterien werden zunehmend resistenter gegen Antibiotika
Nicht zuletzt gehe es dabei auch um den Kampf gegen bakterielle Infektionen, betont der Professor. „Das wird uns in den kommenden Jahren sehr beschäftigen, weil viele Medikamente und Antibiotika langsam aber sicher an Wirkung verlieren.
Das passiert, weil die Bakterien zunehmend resistenter werden. Das wird dramatisch, das ist jetzt keine Übertreibung“, prophezeit Schilling. Daher seien neue Ideen und die Entwicklung neuer Wirkstoffe elementar. Und wenn alles ideal, gar perfekt läuft? Dann sei es zumindest vorstellbar, dass in Köthen irgendwann einmal ein Heilmittel für Alzheimer entwickelt wird. Oder eben ein neues Antibiotikum. „Dafür müssen zwar viele Faktoren zusammenkommen, aber genau dafür forschen wir in Köthen“, bestätigt Schilling.
„Mir macht es großen Spaß, junge Menschen auszubilden“
Die Bachstadt selbst kennt der Hallenser zwar noch nicht sehr gut. Der erste Eindruck aber habe ihn überzeugt, sagt er. „Ich war beim Stadtrundgang beeindruckt von der Historie. Das ist etwas, mit dem Köthen meines Erachtens noch mehr punkten sollte.“ Als „eingefleischter Sachsen-Anhaltiner“ sei er sogar „etwas beschämt“ gewesen, so wenig über Köthen gewusst zu haben.
Zum Schluss spricht Schilling noch etwas an, was ihn besonders an seiner neuen Stelle reizt: Die Lehrtätigkeit. „Mir macht es großen Spaß, junge Menschen auszubilden. Die größte Freude für mich ist es dabei, wenn sie Anregungen aufnehmen und in ihrer eigenen Arbeit anwenden“, erklärt der Professor. (mz)