1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Grüße aus Köthen: Grüße aus Köthen: Warum die kleine Bachstadt so viele Postkarten hat

Grüße aus Köthen Grüße aus Köthen: Warum die kleine Bachstadt so viele Postkarten hat

Von Oliver Müller-Lorey 18.01.2017, 09:27
Die Jubiläumskarte von Köthen
Die Jubiläumskarte von Köthen Henner Fritzsche

Köthen - Wer die schönsten Gebäude, die lauschigsten Gassen und die kunstvollsten Brunnen von Köthen sehen will, muss dafür keinen Schritt tun. Denn den besten Blick auf Köthens Wahrzeichen gibt’s nicht von den Türmen der Jakobskirche aus - sondern in der Tourist-Information der Stadt. Einzige Einschränkung: All die Kirchen, Denkmäler und Straßen gibt es nur im 14,7 zu 10,3 Format - der handelsüblichen Postkartengröße.

42 unterschiedliche Postkarten verkauft die Tourist-Information im Köthener Schloss. Das sind mehr als in so mancher Großstadt. In Sachen Urlaubsgrüße kann das beschauliche Köthen locker mit Städten wie Halle, Leipzig und Magdeburg mithalten.

Verkaufsschlager sind die Hahnemann- und Bachkarten

Eine, die alle 42 Motive bestens kennt, ist Petra Pick, die in der Besucher-Information arbeitet. Von der Kasse aus hat sie einen guten Blick auf die metallenen Kartenständer, die an der Wand hängen. Stehen Touristen davor, macht sie vor allem eine Entdeckung: „Am besten gehen die Hahnemann- und die Bachkarten“, sagt die Stadt-Expertin und deutet auf zwei Karten mit demselben Design.

In der Mitte befindet sich jeweils ein Porträt der berühmten Köthener Söhne. In den Ecken sind vier Fotos der Gegenstände und Orte platziert, die in Verbindung mit den Männern stehen. So ist auf der Bachkarte das gleichnamige Denkmal und die ihm gewidmete Ausstellung im Schloss zu sehen. Hahnemann umgibt unter anderem seine originale Reiseapotheke und sein Schreibtisch.

Lieber wenige große als viele kleine Bilder

Urheber der Karten ist Christian Ratzel von der Köthen Kultur und Marketing GmbH (KKM). Zunächst schaute er sich in anderen Städten an, wie gute Postkarten aussehen und orientierte sich an kleinteiligen Karten mit vielen Bildern. „Aber im Nachhinein gefällt mir das gar nicht mehr so gut. Die Käufer sollen schließlich erkennen, was abgebildet ist“, sagt Ratzel. Also entwarf er die aktuellen, unaufgeregteren Karten, die nun zu den beliebtesten der Stadt gehören.

Extra mit seiner Kamera losziehen musste Ratzel übrigens nicht. „Die Motive sind gar nicht für die Karten geschossen worden. Wir hatten schon einiges da.“ So werden die Fotos von den Karten etwa auch für Broschüren und den Internetauftritt der Stadt genutzt.

Einzige Bedingung, damit die Fotos es auf die Karten schafften: Sie mussten natürlich aussehen und bei möglichst gutem Wetter geschossen worden sein. Das heißt: kein Regen, keine pralle Sonne, sondern am besten bewölkter Himmel. Schon in diesem Frühjahr können sich Touristen auf eine neue Karte im gleichen Stil freuen. Johann Friedrich Naumann wird dann in der Mitte zu sehen sein.

Einer der Kassenschlager stammt aus den 90ern

Neben den neueren Karten ist auch eine fast 20 Jahre alte Ansicht unter den Bestsellern. Schlicht, in ein wenig ausgeblichenen Farben und ohne Beschriftung, zeigt sie den Blick auf das Schloss. Der Dessauer Fotograf Peter Kühn fertigte sie Mitte der 90er-Jahre an.

Moderner kommen da die Karten des Köthener Fotografen Henner Fritzsche daher. Er brachte unter anderem die Jakobskirche in der Abenddämmerung auf die Pappe. Ein Unterschied wie Tag und Nacht, wenn er die heutigen Karten mit seinen ersten vergleicht. „Es gab Anfang der 90er einfach keine aktuellen Karten von Köthen. Nur in schwarz weiß und aus DDR-Zeiten“, erinnert er sich. „Postkartenverlage haben sich nicht um Köthen gekümmert, deshalb habe ich mich selbst gekümmert.“

So nahm Fritzsche Kontakt mit Buchläden auf und verkaufte so Karte für Karte. Momentan sind keine neuen Motive geplant, denn es gäbe nichts, was sich so stark verändert hätte, dass sich eine neue Karte lohnen würde. Doch Fritzsche schließt nicht aus, dass es auch von ihm irgendwann wieder eine neue Postkarte gibt und Fotos der schönsten Plätze von Köthen damit noch häufiger in die ganze Welt verschickt werden.(mz)