Geschichtenschreiber von Reppichau Geschichtenschreiber von Reppichau: Ulf Schröter ist Kenner der Dorfgeschichte

Reppichau - Am 5. Januar traf sich die Reppichauer Theatergruppe. „Dann haben wir unsere gemeinsame Weihnachtsfeier“, sagt Ulf Schröter, der sich schon seit Wochen darauf freut.
Ein klein wenig sollte an diesem Freitag darüber gesprochen werden, wie das alljährlich von ihnen präsentierte Märchen, diesmal war es „Hans im Glück“, angekommen ist, erzählt der 50-Jährige. Eine Auswertung müsse schließlich auch sein.
Zweimal haben sie das Stück, in dem der Weihnachtsmann unbedingt seinen Part spielen muss, 2017 aufgeführt. Am ersten Adventssonntag natürlich in Reppichau auf dem Festplatz vor der Gaststätte „Morgengabe“ und in den „Akener Bierstuben“ für die Verwaltung der Gemeinde Osternienburger Land. „Das war für mich der Höhepunkt in diesem Jahr“, sagt Ulf Schröter.
Stücke der Theatergruppe drehen sich meist auch um Reppichau
„Mir macht das Spaß, solange keiner mit Tomaten schmeißt...“, fügt er scherzend hinzu. Und da letzteres nicht geschehen ist, kann getrost davon ausgegangen werden, dass die Reppichauer Theaterleute wieder einmal begeistert haben. Seit 2006 führen sie solch ein Stück immer im Dezember auf und so wollen sie es auch künftig halten.
Bereits ins Jahr 2005 sind jedoch die Anfänge der Theaterkunst im Ort zu datieren. Da nämlich, erinnert sich Schröter, sei das Informationszentrum „Spegel des Sassen“ im Eike-von-Repgow-Dorf eingeweiht worden. „Der zu diesem Anlass geplante Auftritt einer Dessauer Theatertruppe war jedoch einfach zu aufwendig. Da haben wir halt selbst weitergemacht“, erinnert sich der Reppichauer, dem seither eine ganz besondere Aufgabe zukommt. Er schreibt die Stücke und das mit konstant bleibender Begeisterung.
„Meistens ist es eine Geschichte über Reppichau. Und es kommt am Ende immer etwas Lustiges heraus“, sagt Schröter. „Ich liefere das Grundgerüst, das während der Proben weiter entwickelt wird. Alle machen mit, dadurch wird der Zusammenhalt in der Theatergruppe größer.“ Zu ihr gehören gegenwärtig zwölf Reppichauer im Alter von 15 bis 61 Jahren. „Und so wie es aussieht, geht es dieses Jahr weiter.“ Ulf Schröter ist da ganz zuversichtlich.
Ulf Schröter stellt seit 2005 den Erzbischof Wichmann von Seeburg dar
Doch beim Theaterspiel belässt es der Ur-Reppichauer, dessen Vorfahren väterlicherseits - wohl eine Schäferfamilie - Anfang des 19. Jahrhunderts in Reppichau ansässig wurden, nicht. Der Mann, der sich bestens in der Geschichte seines Dorfes auskennt und den Titel eines Dorfchronisten tragen könnte, ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Fördervereins Eike von Repgow. Erwin Schmidt, der ehemalige Mühlenbesitzer, habe Ortsbürgermeister Erich Reichert empfohlen, mit ihm zu sprechen. Danach war er mit von der Partie.
Vom Informationszentrum aus, wo man alles über Eike von Repgow, den Schöpfer des Sachsenspiegels, erfahren kann, führt er seither unter anderem ehrenamtlich durch den Ort, der ganz im Zeichen des berühmten Rechtsbuchs des Hochmittelalters steht. Und drinnen, im Rittersaal, da kann neben anderen ein Wandbild von Erzbischof Wichmann von Seeburg bestaunt werden.
Genau den stellt Ulf Schröter seit dem Jahr 2005 dar. Damals begannen die Reppichauer, in historischen Gewändern an Umzügen und Festen in ganz Sachsen-Anhalt teilzunehmen. Der Erzbischof ist dabei, wenn er es schafft. Wie es sich eben für eine wichtige Person gehört.
Eigentlich verdient Ulf Schröter seine Brötchen als Sachbearbeiter
Bekanntlich wird Reppichau 1159 erstmals urkundlich erwähnt, und der Name des Erzbischofs findet sich genau auf diesem Dokument. Zudem, sagt Schröter, sei Wichmann von Seeburg eine etwas stämmige Person gewesen. „Das passt zu mir.“ Schröters erstes Bischofsgewand war noch geliehen, das zweite hat eine Schneiderin angefertigt.
Dass jedoch Eike von Repgow schon gleich nach der Wende zum Hauptgegenstand der historischen Forschungen des stark sehbehinderten Mannes, der seine Brötchen als Sachbearbeiter verdient, avancierte, das kann nicht wirklich verwundern. Sein Computer ist reichlich gefüllt mit Ergebnissen langjähriger Recherchen. „Mich interessiert die ganze Familie. Das ist zwar etwas schwierig, aber Daten sind schon vorhanden“, sagt er und zeigt auf ein Blatt, auf dem er Namen über Namen derer von Repgow und ihre Verbindungen zu Reppichau, Aken, Alt-Jeßnitz und auch Ostpreußen notiert hat.
Von dort, genauer aus Jarnoltowo, das früher Groß Arnsdorf im Kreis Preußisch Holland war, erhielt er einen Brief. In ihm befand sich der Hinweis auf eine Grabplatte in der dortigen Kirche. Auf der prangt das Wappen der Familie von Repgow, wird an Ina von Reppichau erinnert. Klar, dass Schröter interessiert ist. Er wird dranbleiben. Das steht fest. (mz)
Etliche historische Fotos von Hochzeiten, die in Reppichau stattfanden, hat Ulf Schröter schon gesammelt. „Einige sind aus unserem Familienbesitz, andere habe ich von den älteren Einwohnern des Ortes erhalten, eingescannt und wieder zurückgegeben.“ Die Fotos der Hochzeitsgesellschaften hat er ausgedruckt und laminiert.
Alsdann und mit Hilfe kundiger Reppichauer startete Schröter den Versuch, den abgebildeten Personen Namen zuzuordnen. Als er diese Arbeit der Öffentlichkeit vorgestellt hat, habe sie Anklang gefunden. „Das kommt bei den älteren Leuten gut an“, bestätigt Schröter und ist sich bewusst, auf diese Weise eine Art bebildertes historisches Personenverzeichnis des Ortes zusammentragen zu können.
Besonders interessant ist ein Foto einer Doppelhochzeit. Am 23. Juli 1905 heirateten nämlich in Reppichau die beiden Töchter des damaligen Dorflehrers Friedrich. Der muss aus Werdershausen nach Reppichau gezogen sein.
Und so schlossen also den Bund fürs Leben Albert Pietsch aus Reppichau und Henriette Johanne Anna Friedrich - geboren am 4. Juni 1876 in Werdershausen. Ebenso wie Johannes Edner aus Dessau und Elsa Margarethe Friedrich - geboren am 6. August 1880 in Werdershausen. Wer noch auf dem Foto zu sehen ist, das wird Ulf Schröter garantiert noch erforschen.
