Zurück aus der Corona-Pause Gaststätten in Köthen öffnen wieder, die Unsicherheit bleibt aber
Die neue Corona-Verordnung ist gerade in Kraft getreten, die Gastronomen werden von einigen Auflagen befreit. Aber bleibt das nun auch dauerhaft so?

Köthen - Die Ankündigung passt zum Wetter, das im Moment unweigerlich an Hochsommer erinnert: „Wir sind heiß wie Frittenfett“, versichert Stephan Nickel lachend. „Wir wollen endlich wieder arbeiten.“ An diesem Freitag endet auch für eines der am meisten frequentierten Häuser der Stadt die Corona-Zwangspause: Das Brauhaus Köthen öffnet wieder. Und wie bestellt bei bestem Wetter, das wie gemacht für den Biergarten sein dürfte.
Stephan Nickel hat lange gewartet, um sein Lokal wieder zu öffnen. Obwohl er seit Pfingsten hätte Gäste empfangen können, lässt er das Brauhaus damals zu. Ihm ist die pandemische Lage einfach noch zu unsicher, die Gefahr zu groß, wenig später wieder schließen zu müssen. Außerdem würden sich die „Schnellschüsse der Regierung“, so seine Überzeugung, nicht einfach so umsetzen lassen.
Die neue Corona-Verordnung ist gerade in Kraft getreten, die Gastronomen werden von einigen Auflagen befreit
Ein Objekt, das sich seit Anfang November im festen Dornröschenschlaf befindet, weckt man nicht von jetzt auf gleich - das brauche Zeit, sagt er immer wieder.
Heute ist er überzeugt: „Es war richtig zu warten.“ Die neue Corona-Verordnung ist gerade in Kraft getreten - „für uns schön“, denn die Gastronomen werden von einigen Auflagen befreit. Etwa, was die Größe der Gruppe betrifft, die an einem Tisch Platz nimmt. Auch braucht es für einen gemütlichen Abend im Biergarten seit geraumer Zeit schon keinen Corona-Test mehr. Allerdings für den, der im Lokal sitzen möchte.
Mittags, wenn normalerweise eher die älteren Leute kommen, bleiben weiter viele Tische leer
Kristina Urbach hat mit der Testpflicht keine guten Erfahrungen gemacht. Sie ist der Überzeugung, das schrecke potenzielle Restaurantbesucher nach wie vor ab. Ihr griechisches Restaurant „Athos“ hat gleich wieder geöffnet, als das zu Pfingsten per Modellversuch im Landkreis erlaubt ist. Doch „die ersten paar Wochen sind sehr schleppend angelaufen“, sagt sie.
Inzwischen laufe das Abendgeschäft wieder besser, aber mittags - wenn normalerweise eher die älteren Leute kämen - blieben weiter viele Tische leer, „die Leute sind verunsichert“. Nicht zuletzt wegen der Testpflicht, die nach wie vor im Innenbereich für Restaurants gilt.
Es sei denn, man ist geimpft oder genesen. Bei einer Inzidenz im einstelligen Bereich könne man das den Gästen nicht vermitteln, betont Kristina Urbach, die auch in Dessau und in Leipzig Restaurants führt. Hinzu kommt in ihrem Fall, dass sie weder einen separaten Bereich hätte, wo die Tests durchgeführt werden könnten, noch das Personal, dies zu beaufsichtigen.

Nach siebenmonatiger Zwangspause beklagt Kristina Urbach einen akuten Mangel an Mitarbeitern
Nach der siebenmonatigen Zwangspause beklagt Kristina Urbach ohnehin einen akuten Mangel an Mitarbeitern. „Viele sind komplett aus der Gastronomie rausgegangen und haben sich andere Tätigkeitsfelder gesucht“, schildert sie. Jobs, die mehr Sicherheit bieten, wo „die Angst vor der vierten, fünften, sechsten Welle“ mit all den Auswirkungen bis hin zur Kurzarbeit nicht so akut sei. Und: Wo man weder an den Wochenenden noch an den Abenden arbeiten müsse.
Ein Lokal nach so vielen Monaten des Stillstands wieder hochzufahren, sei „wie eine Neueröffnung, die man nicht geplant hat“, beschreibt die Chefin des „Athos“. Die Corona-Pandemie habe die Gastronomie „komplett aus der Bahn geworfen“. Der Weg zurück zur Normalität sei folglich steinig.
Für den Neustart seines Restaurants an diesem Freitag ist Stephan Nickel zuversichtlich
Brauhaus-Chef Stephan Nickel geht davon aus, „dass die kommenden drei Monate für alle entspannt sein werden“. Und dann müsse man auf den Herbst schauen. „Ich gehe davon aus, dass man nicht wieder alles schließen muss“, sagt er. Doch die Ungewissheit bleibt und damit eine gewisse Vorsicht. Zumal er beim Bierbrauen die Weitsicht braucht - und etliche Wochen Vorlauf, bevor das „Jakobus“-Bier den Gästen ausgeschenkt werden kann.
Für den Neustart seines Restaurants an diesem Freitag ist Stephan Nickel zuversichtlich. Die Bücher würden sich allmählich füllen. Außerdem geht er davon aus, dass die Testpflicht für die Innenbereich Ende kommender Woche auch wegfällt. Das würde wieder einiges erleichtern. Ein Wermutstropfen bleibt, trotz aller Freude, wieder Gäste bewirten zu können: Es gibt keine Fußballübertragung im Biergarten. Obwohl „das immer gut war, aber in diesem Jahr gehen wir auf Nummer sicher“. (mz)