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Fruchtbringende Gesellschaft Fruchtbringende Gesellschaft in Köthen: Erste deutsche Sprachakademie erhält Sonderbriefmarke

Von Matthias Bartl 28.06.2017, 09:10
Sonderbriefmarke für den Palmenorden.
Sonderbriefmarke für den Palmenorden. BMF

Köthen - Etwa zwei Jahre ist es her, da wurde Köthen eine Ehre zuteil, wie sie nicht allen Städten in Deutschland zuteil wird: Zu ihrer 900-Jahr-Feier gab der Bund eine Sonderbriefmarke heraus - Grafikdesignerin Grit Fiedler hatte einen Stich von Matthäus Merian als Vorlage genommen, der die Stadt in der Regierungszeit des Fürsten Ludwig von Anhalt-Köthen zeigt, mit turmloser Jakobskirche, mit Halleschem Turm und zweitürmigem Schloss.

Was in diesem Jahr in doppeltem Sinne bemerkenswert wird: Denn Köthen wird - zumindest im übertragenen Sinne - erneut mit einer Sonderbriefmarke bedacht. Die ist diesmal freilich nicht der Stadt gewidmet, dafür aber der Fruchtbringenden Gesellschaft, die vor 400 Jahren gegründet wurde und die ihren Sitz - dank des Gründers und Oberhaupts Ludwig von Anhalt-Köthen - in Köthen hatte.

Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen als Bindeglied zwischen der ersten und der zweiten Briefmarke

Bis 1650, dem Todesjahr des Fürsten, der damit genau genommen zum Bindeglied zwischen der ersten und der zweiten Briefmarke wird. Ein weiteres Bindeglied ist Matthäus Merian: Der berühmte Künstler Merian hat für den Titel des Gesellschaftsbuches einen Palmbaum, das Symbol der Gesellschaft, in Kupfer gestochen.

Und der barocke Stich eines Palmbaums in der Merianschen Manier ziert - neben dem Wahlspruch der Gesellschaft „Alles zu Nutzen“ - auch die Sonderbriefmarke, mit der die erste deutsche Sprachgesellschaft gewürdigt wird.

Die Fruchtbringende Gesellschaft wurde im August 1617 gegründet. Nicht in Köthen, das sei fairerweise hinzugesetzt, sondern auf Schloss Hornstein in Weimar, wo Ludwig zur Bestattung seiner Schwester weilte, die bei einem tragischen Reitunfall ums Leben gekommen war.

Ludwig erweiterte den Wortschatz mit Begriffen, die bis heute genutzt werden

Ludwig wurde erstes Oberhaupt der Gesellschaft und setzte in dieser Funktion eine intensive Spracharbeit in Gang, in deren Folge zahlreiche Übersetzungen und eine Vielzahl von Wortschöpfungen entstanden, die unseren Wortschatz bereicherten und bis heute gebräuchlich sind (einige von ihnen sind auf der Briefmarke nachzulesen). Die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft verfassten Grammatiken und Poetiklehrbücher und formulierten zum Teil bis heute gebräuchliche Rechtschreibregeln.

Aus Anlass dieses für die Geschichte der deutschen Sprache bedeutsamen Ereignisses, der Gründung der Fruchtbringenden Gesellschaft vor 400 Jahren, veröffentlicht das Bundesministerium der Finanzen ein Sonderpostwertzeichen „400 Jahre Fruchtbringende Gesellschaft“.

Briefmarke ist ab dem 10. August im Köthener Rathaus erhältlich

Zur Vorstellung und Übergabe des Sonderpostwertzeichens durch den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Michael Meister, lädt die Neue Fruchtbringende Gesellschaft am 3. August in die Schlosskapelle ein.

Ab 10. August wird das Sonderpostwertzeichen mit einem Wert von 1,45 Euro ab 9 Uhr in einem Sonderpostamt im Köthener Rathaus mit Sonderumschlägen und Ersttagsstempeln verkauft. In allen Postämtern ist es dann ebenfalls als Postwertzeichen erhältlich. (mz)

Ludwig von Anhalt-Köthen, „Uhrheber und erstes Oberhaupt“ der Fruchtbringenden Gesellschaft.
Ludwig von Anhalt-Köthen, „Uhrheber und erstes Oberhaupt“ der Fruchtbringenden Gesellschaft.
privat