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Flucht Angst und Fußball Flucht Angst und Fußball: "Außenlinien" ist das neue Buch von Köthener Jens Knibbiche

Von Matthias Bartl 06.01.2018, 11:00
Jens Knibbiche mit seinem neuen Werk.
Jens Knibbiche mit seinem neuen Werk. Bartl

Köthen - „Oleg, steh endlich auf! Wir wollten heute nach Lwiw fahren!“ Schon mit den ersten beiden Sätzen seines neuen Buches gibt der Köthener Jens Knibbiche zumindest einen Teil der topographischen Richtung vor, in die sich sein Werk bewegt: „Außenlinien“, so der Titel des Buches, spielt zu großen Teilen in der Ukraine, aber nicht nur.

Der Autor greift viel weiter aus in Osteuropa und er geht auch deutlich über die Kernthemen seiner ersten beiden Bücher hinaus, in denen es um Spielsucht ging („Abstiegsspiel“) und um Fußball („Die 1.FC Magdeburg Fußballfibel“).

„Außenlinien“ ist eine rasante Tour de force durch osteuropäische Länder und Landschaften, eine Flucht vor Kriminellen und ein Flucht vor sich selbst, die den Protagonisten Peter vom westukrainischen Lemberg (Lwiw) zunächst in die Kriegsgebiete der Ostukraine, nach Donezk und Lugansk, treibt.

Der Name des Buches ist Programm und vielfach interpretierbar

Von wo aus es weitergeht über Transnistrien und Moldawien, über Siebenbürgen und die ungarische Einöde, über Tschechien und das Ruhrgebiet, nach Köthen, nach Sachsen und in eine Art Niemandsland - wo die Geschichte dieser Flucht genaugenommen auch endet.

Jens Knibbiche hat eine Menge Verstörendes in die 248 Seiten der „Außenlinien“ gepackt. Der Name des Buches ist Programm und vielfach interpretierbar, denn vielfach geht es um das Einhalten und Überschreiten von Grenzen; ganz gleich, ob man Ländergrenzen meint, Grenzen der Gewalt, Grenzen der Angst, die Grenzen des Lebens oder den Rahmen, in dem das Leben stattfindet und dessen Größe wächst oder schrumpft.

Knibbiche macht es dabei dem Leser nicht leicht. Er muss sich durch einen ständig wachsenden Dschungel paranoider Nebengeräusche kämpfen, die sich der Haupthandlung anlagern. Das macht das Buch manchmal schwer verdaulich, aber dazu auch spannend, denn man will einfach wissen, wie der Autor seine Hauptfigur letzten Endes aus der Klemme rettet - oder auch nicht.

Der 1. FC Magdeburg ist ein roter Faden in dem Buch

Verraten werden soll an dieser Stelle aber nur wenig vom Inhalt - außer dass der 1. FC Magdeburg faktisch an jeder Station der Flucht der Hauptfigur in dieser oder jener Weise auftaucht. Der FCM ist neben der Flucht des Kriminellen vor Kriminellen und vor sich selbst ein roter Faden in dem Buch, an dem sich gut entlanghangeln lässt, sowieso für einen Fan der Blau-Weißen, was Knibbiche seit vielen Jahren ist.

Anderthalb Jahre hat der Köthener an dem auf vielen Ebenen agierenden Buch gearbeitet - aber er kann auf Vorkenntnisse zurückgreifen, die deutlich länger zurückliegen. Der 42-Jährige war schon ein paar Mal in der Ukraine, auch in Transnistrien und Weißrussland.

„Der Ostblock ist inzwischen wie eine Sucht“

Wie die meisten sei er nach der Wende in Italien, Spanien, Griechenland gewesen - aber 2005 ist er mit Fans von Hutnik Krakow in Kontakt gekommen, deren Mentalität und Gastfreundschaft ihn beeindruckt haben. „Der Ostblock“, sagt er, „ist inzwischen wie eine Sucht. Das muss ich einmal im Jahr haben.“

Daher seien viele persönliche Erfahrungen in „Außenlinien“ eingeflossen - „bis auf den kriminellen Sektor“. Die Mischung aus Krimi und Zeitgeschichte, aus dem Alltag einfacher Menschen und den Auswirkungen großer Politik ist fast durchweg gelungen, zumal sich Knibbiche dankenswerterweise des belehrenden Zeigefingers enthalten hat.

„Außenlinien“ ist im Verlag Burkhard & Partner erschienen und kostet 11,90 Euro. Die ISBN-Nummer ist 978-3-940159-24-3.