Ein Fest für die Ratten? Abwasserverband mahnt: Warum Essensreste und Feuchttücher nicht ins Klo gehören
In Köthen kämpfen die Behörden mit verstopften Pumpen in der Kanalisation und einer zunehmenden Rattenplage, verursacht durch die unsachgemäße Entsorgung von Feuchttüchern und Essensresten.

Köthen/MZ. - So bitte nicht: Vor ein paar Wochen, erinnert sich Ronny Wilke, sei er in Köthen in der Straße „An der Rüsternbreite“ unterwegs gewesen, als er ganz in der Nähe von zwei Kanaldeckeln etwas sah, das wohl mal ein kleines Festmahl war. Kartoffeln, Brot und Rotkohl augenscheinlich.
Ob versehentlich ausgeschüttet oder mit Absicht: Die Reste, die der Mensch nicht mehr haben will, taugen natürlich auch ein zweites Mal als Festessen. Für Ratten nämlich. Das ist ein Problem, auf das Wilke, der beim Abwasserverband Köthen als Betriebsleiter arbeitet, aufmerksam machen möchte.
Essen an Kanaldeckeln ist eine Einladung für Ratten
Ratten, sagt Wilke, leben eigentlich nicht in Abwasserkanälen, anders als in Filmen oft dargestellt. „Sie nutzen sie aber als Laufrouten.“ Und wenn die Essensreste dann direkt vor den Kanaldeckeln liegen, komme das einer Einladung gleich.
„Ratten sind in jeder Stadt allgegenwärtig“, sagt der Betriebsleiter. Das gelte natürlich auch für Köthen. Man müsse mit den Tieren leben, sie aber nicht noch anfüttern.
Feuchttücher sind Problem für Puimpen in der Kanalisation
Es gibt aber noch andere Probleme: Vieles, das in den Toiletten des Verbandsgebiets runtergespült wird, gehört dort nicht rein. Besonders Feuchttücher seien hier in den vergangenen Jahren zum Problem geworden.
Denn anders als feuchtes Toilettenpapier, das leicht zerfällt, sind die Pflegetücher zum Beispiel für Babys sehr stabil. Sie sammeln sich dann in den Pumpstationen an. Und wenn es zu viele werden, ist die Pumpe verstopft.
Reinigung der Pumpen ist aufwändig und teuer
Insgesamt 104 solcher Pumpstationen betreibt der Abwasserverband Köthen. Im Schnitt sei alle zwei Wochen eine Pumpe verstopft, sagt Wilke. Die Pumpe müsse dann ausgebaut und zerlegt werden, um die so genannten Verzopfungen zu entfernen. So werden die Klumpen aus Feuchttüchern und Hygieneartikeln genannt, die die Pumpen verstopfen.
Besonders wenn es viel regne, passiere das. Weil der Wasserschwall dann viele Tücher auf einmal anschwemme. Auf den Dörfern sei das Problem nicht so groß wie in der Stadt, fügt Wilke noch an. Generell träten Verzopfungen aber häufiger auf als noch vor ein paar Jahren.
Nicht nur Babypflegetücher sollte man nicht in die Toilette werfen. Auch Binden, Tampons, und Desinfektionstücher sollten so nicht entsorgt werden, ebenso wenig wie abgelaufene Medikamente oder Öl und Fett.
Maßnahmen und Empfehlungen
Zurück noch einmal zu den Essensresten bei den Kanaldeckeln in der Rüsternbreite: Wer so etwas sieht, kann es über die App „Meine Umwelt“ melden. Das gilt zum Beispiel auch für die Einleitung verschmutzten Wassers.
Die Smartphone-Anwendung bietet die Möglichkeit, solche Meldungen an die zuständigen Behörden weiterleiten. Wer sich ansonsten für Natur- und Artenschutz interessiert, kann über die App auch Messdaten zu Luft und Gewässern bekommen oder die Sichtung seltener Arten melden.
Umweltbewusstsein fördern
Die App „Meine Umwelt“ wurde innerhalb einer Länderkooperation entwickelt, sie steht für die Länder Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen in den Stores unter Kooperation Umweltportale Deutschland zur Verfügung. Er selbst nutze die App auch und habe damit gute Erfahrungen gemacht, sagt Ronny Wilke.

Abschließend zeigt er auf dem Gelände des Abwasserverbandes in der Maxdorfer Straße noch eine große Kiste. Auf den ersten Blick wirkt sie wie ein Hochbeet - es wachsen Tomatenpflanzen darauf.
Aber hier gärtnern die Verbandsmitarbeiter nicht. Es ist der Sammelplatz für Fremdkörper, die aus einer Pumpe entfernt wurden. Es waren, mal wieder, Essensreste dabei, auch reichlich Tomatenkerne offenbar.