Der erste Eindruck entscheidet Existenzgründung in Kleinzerbst: Mit Home Staging zum besseren Immobilienverkauf

Kleinzerbst - Von Kleinzerbst aus möchte Carolin Richter die Welt der Immobilien erobern. Schritt für Schritt und wohlüberlegt geht sie vor. Sie ist optimistisch, selbstbewusst und mit Feuereifer bei der Sache, wenn sie von ihren Plänen spricht.
„Wohnjuwel“ hat sie ihre Agentur genannt und Home Staging heißt ihr Angebot. Seit 1. Juli selbständig ist die 29-Jährige gerade dabei, den Markt zu testen, Partner zu suchen und natürlich Kunden zu finden.
Makler, Wohnungsunternehmen, Privatleute - eben solche, die bereit sind, ein Haus oder eine Wohnung von ihr zum Verkauf herrichten und attraktiver machen zu lassen. Nichts anderes steckt hinter Home Staging, einer in Deutschland noch gar nicht so lange existierenden Geschäftsidee.
„Der erste Eindruck bei einer Besichtigung ist entscheidend“
„Der erste Eindruck bei einer Besichtigung ist entscheidend. Ich biete die optimale Präsentation der Immobilie an“, sagt die junge Frau. Kurzum, sie möchte das Verkaufsobjekt verschönern, Wohlfühlatmosphäre herstellen, Raumfunktionen erlebbar machen. Da störe alles Alte und auch gähnende Leere in den Räumen.
„Den meisten Käufern fällt es schwer, sich vorzustellen wie alles aussehen könnte. Was möglich ist, das kann ich ihnen zeigen“, sagt die Kleinzerbsterin. Damit dies gelingt, werde sie Hilfe von Partnern in Anspruch nehmen und sich dazu noch einen Bestand etwa an Mobiliar, Beleuchtung und Accessoires zulegen.
Einiges hat sie schon in ihrem Haus in Kleinzerbst gelagert. Von dort aus möchte sie zuerst in der Region und später darüber hinaus aktiv werden. Mit einem Angebot, dessen Nutzen sie zuallererst bei den Maklern und Verkäufern sieht, die so einen höheren und angemessenen Preis erzielen können, aber auch bei den Kunden, die eine bessere Beratung erhalten.
Kein geradliniger Weg zum Traumjob
Der Weg zur Home Stagerin ist für Carolin Richter indes kein geradliniger. In Kleinzerbst aufgewachsen legt sie ihr Abitur am Ludwigsgymnasium in Köthen ab. Mit der gewünschten Ausbildung zur Gestalterin für visuelles Marketing klappt es nicht, trotz unzähliger Bewerbungen.
Also lässt sie sich von der Volksbank Köthen zur Bankkauffrau ausbilden, arbeitet in der Filiale Quellendorf. „Ich wollte aber unbedingt etwas Kreatives, Handwerkliches machen. Das liegt mir einfach“, blickt die junge Frau zurück. Sie bewirbt sich erneut und diesmal erfolgreich. In Leipzig kann sie den gewünschten Gestalterberuf erlernen.
Dann zieht es sie wieder in die Heimat. Die Stadt an der Pleiße sei schön, aber doch schon etwas weit weg. Ich wollte zurück“, sagt sie. Doch für die Arbeit in ihrem geliebten Job gibt es hier nur wenig Möglichkeiten.
Home Staging ist in Schweden bereits ein Erfolg
Deshalb fängt sie beim Köthener Online-Handels-Unternehmen Mercateo als Kundenbetreuerin an. Die Firma ist es auch, die ihr die Möglichkeit eröffnet, neue Pfade zu beschreiten. Aus dem Vollzeit- wird ein Halbtagsjob. Das schafft Raum für „Wohnjuwel“ und eine Absicherung noch dazu.
Bei einem Existenzgründerkurs der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld erhält sie das nötige Rüstzeug für die unternehmerische Zukunft. Das Wissen fürs Home Staging gibt es in Hamburg in der Home Staging Agentur von Madeleine von Beckerath, einer Schwedin, die vor zehn Jahren eben diese Geschäftsidee, die in den USA schon seit den 1970er Jahren existiert, auf den deutschen Markt brachte.
Madeleine von Beckerath sagt gegenüber der MZ, dass dem Home Staging ein Konzept zugrunde liege, das Zukunft habe und schon funktioniere. Zwar entwickle es sich in Deutschland langsamer als etwa in Schweden und nutze man es im Moment hier zuallererst in den großen Städten, aber langfristig werde es in ganz Deutschland eine Rolle spielen.
Hat Home Staging für die Region rund um Köthen eine Zukunft?
Darauf baut Carolin Richter und hat dabei in der Region noch gut zu tun, um Home Staging bekannt und zu einem wirklich genutzten Angebot zu machen. Das kann auch aus den Worten von Dr. Hartmut Seidenstücker, Vorsitzender von Haus und Grund Köthen, geschlossen werden. Er bezweifelt, dass Home Staging in der Region künftig in größerem Umfang gefragt sei.
„Die wirtschaftliche Lage, die finanziellen Möglichkeiten im Raum Köthen sind doch nicht mit denen in München und Hamburg vergleichbar“, sagt er. Dort sei das Geld vorhanden, um so etwas zu machen. Hier indes „ist der Markt nicht so toll“, gebe es nicht die dafür erforderlichen Erlöse beim Immobilienverkauf.
Carolin Richter blick optimistisch in ihre berufliche Zukunft
„Das rechnet sich doch nicht“, bleibt der Interessenvertreter der privaten Haus- und Grundeigentümer skeptisch. Aber er ist durchaus bereit, Carolin Richter eine Chance zu geben. Gern könne sie ihr Angebot bei einer der Mitgliederversammlungen des Vereins vorstellen, sagt er.
Für Carolin Richter ist dies ein Vorschlag, den sie nicht ausschlagen wird. Schließlich steht sie noch am Anfang ihrer unternehmerischen Arbeit. Und eines steht für sie fest: Den Optimismus lässt sie sich nicht nehmen. (mz)
Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.wohnjuwel.com.