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Existenzgründerin Existenzgründerin: Erfolg mit Schlummerlicht

Von Claus Blumstengel 17.12.2013, 22:24
Ein Schlummerlicht
Ein Schlummerlicht Christiane Birkner Lizenz

Köthen/MZ - Fast 25 Existenzgründer saßen Anfang November in der Zerbster Stadthalle, gespannt wie die Flitzebogen, ob die ego-Pilotinnen Anja Wohlgethan und Claudia Leier vielleicht sie als Empfänger eines Preises im Reiner-Lemoine-Gründerwettbewerb nennen würden. Plötzlich unterbrach ein Weinen die Stille. Erst leise, dann immer energischer machte Matthias, gerade 14 Tage alt, seine Mutter Christiane Birkner auf ein gewisses Unbehagen im Windelbereich aufmerksam.

Die zweifache Mutter hatte ihren Jüngsten nach Zerbst mitgebracht; denn sie wollte unbedingt bei der Preisvergabe dabei sein. „Mich hat einfach interessiert, wer bei dem Wettbewerb mitgemacht hat und was die anderen Teilnehmer so machen“, sagt sie. Freilich wusste die Köthenerin da noch nicht, dass sie für ihre ebenso kreative wie erfolgreiche Geschäftsidee eine Anerkennungsurkunde bekommen würde.

"In Werken war ich nicht besonders gut"

Dabei hat Christiane Birkners Erfolgsgeschichte einen nicht gerade optimistischen Anfang: Ihren Mann Chris hat sie beim Studium der Landschaftsarchitektur/Gartengestaltung an der Hochschule Anhalt in Bernburg kennen gelernt. Die anschließende Arbeitssuche brachte dann aber für beide eine Absage nach der anderen. „Diese Richtung ist hier in Ostdeutschland einfach überlaufen“, schätzt Christiane Birkner ein. In den alten Bundesländern hätte es freilich eine Anstellung gegeben, aber die junge Familie wollte nicht wegziehen. „Ich finde, Köthen ist wunderschön, ich wollte hier nicht weg“, erklärt die 27-Jährige. Auch ihr Mann Chris, ein Magdeburger, sei hier glücklich.

Die fruchtlosen Vorstellungsgespräche waren für Christiane Birkner niederschmetternd. Nun saß die junge Frau mit ihrer zweijährigen Tochter Fiona zu Hause und hatte viel Zeit. Sie begann zu basteln, schnitt den Namen der Kleinen aus Holz und bemalte das Schild. Und weil Fiona abends oft schlecht einschlief, baute sie für das Mädchen ein Schaf mit kleinen Lämpchen, hängte es ins Kinderzimmer und siehe da: Die nächtlichen Rufe nach Mama und Papa wurden seltener.

„Kannst du für uns nicht auch so etwas bauen“, kamen bald Bitten aus dem Bekanntenkreis. Schlecht einschlafende Kinder sind offensichtlich keine Seltenheit. So setzte sich Christiane Birkner an den Wohnzimmertisch, dachte sich neue Figuren aus - ein Feuerwehrauto, eine Eule, eine Giraffe ... und baute und malte. Das war im Mai 2012.

„Schlummerlicht“ nennt Christiane Birkner ihre Figuren, auf die sie stets den Namen des jeweiligen Kindes malt. Woher sie ihr handwerkliches Talent und ihre Fantasie hat, weiß die junge Frau gar nicht zu sagen. „Ich habe als Schülerin im Kunstunterricht zwar gern gemalt, aber in Werken war ich nicht besonders gut“, berichtet sie. Mit dem Basteln habe sie erst nach der Geburt ihrer Tochter begonnen. „Meine dreijährige Tochter ist heute meine beste Ratgeberin. Wenn es ihr gefällt, weiß ich, es ist in Ordnung“, verrät die junge Mutter. Und die kleine Fiona scheint Gefallen zu finden am Handwerk ihrer Mutter. So setzt sie sich häufig daneben und malt ebenfalls, wie erst kürzlich die Muster auf ihrer Laterne für das Martinsfest vor der Jakobskirche.

Immer mehr Bestellungen gingen ein, bis Christiane Birkner eines Tages die Idee hatte, man könnte das vielleicht als Gewerbe betreiben. „Ich hatte aber überhaupt keine Vorstellungen davon, was alles dazu gehört“, blickt sie zurück. So fragte Christiane Birkner eine der ego-Pilotinnen des Landkreises (ego - Existenzgründeroffensive) erst einmal, ob ihr Vorhaben überhaupt realistisch sei. Die machte ihr Mut. Ein Existenzgründerlehrgang folgte.

Dann, im August 2012, ging es los. „Im ersten Monat machte ich Verlust, im zweiten habe ich mich gefreut, dass wenigstens die Materialkosten herauskamen, im dritten Monat hatte ich schon einen Gewinn“, erinnert sie sich. Als sie dann die hölzernen Schlummerlichter, Tür- und Schrankschilder, Garderobenhalter und Wanduhren auf einer eigenen Homepage und auf der Internetseite Dawanda für selbst gefertigte Geschenke anbot, stieg die Zahl der Bestellungen derart, dass sie seither gut ausgelastet ist. Besonders viele Bestellungen kommen aus München und Berlin, den „Kreativstädten“, wie Christiane Birkner meint. Inzwischen liefert sie auch nach Österreich, und kürzlich bestellte ein Hotel aus Dänemark hölzerne Dekorationen für Familienzimmer.

"Es ist toll, wenn man sein eigener Herr ist"

Einen Nebeneffekt hat ihr „Lustiges Holz“: Die Jungunternehmerin ist stets über die beliebtesten Vornamen des Nachwuchses informiert. So gehen ihr Schilder für Mia, Hanna, Lina, Leon und Lucas mittlerweile besonders schnell von der Hand. „Meine Kunden schlagen die Motive meist selbst vor und nehmen dann schon mal zwei Wochen Wartezeit in Kauf“, deutet Christiane Birkner ihren geschäftlichen Erfolg an. Ihr Mann Chris ist bei ihr als mithelfender Partner beschäftigt. „Ich hätte nicht gedacht, dass sich das mal so entwickelt“, blickt er anerkennend auf seine Frau. „Es reicht für uns vier“, sagt die Jungunternehmerin und fügt hinzu: „Es ist toll, wenn man sein eigener Herr ist!“

Die Existenzgründerin im Internet unter www.lustiges-holz.de

Ein Schlummerlicht
Ein Schlummerlicht
Christiane Birkner Lizenz
Ein Schlummerlicht
Ein Schlummerlicht
Christiane Birkner Lizenz
Christiane Birkner stellt unter anderem solche kunstvollen Namensschildern aus Holz her.
Christiane Birkner stellt unter anderem solche kunstvollen Namensschildern aus Holz her.
Heiko Rebsch Lizenz