Erneute Kritik an Schulbauförderung
KÖTHEN/MZ. - Landrat Uwe Schulze sieht in Sachsen Schulbauförderung noch nicht alle Eulen verflogen. Wie er im Kreistag in der vergangenen Woche mitteilte, habe er aber kein Verständnis für die Entscheidung der Landesregierung, die im Wesentlichen auf dem schulfachlichen Konzept basiere.
Wie die MZ berichtete, hatte sich das Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt im März bei der Mittelvergabe aus dem Schulbaufördertopf nicht nach der kreislichen Prioritätenliste gerichtet. Dort stand das Ludwigsgymnasium ganz obenan. Der Kreistag hatte diese Prioritätenliste im September 2008 verabschiedet. Darauf stehen 22 Schulen, darunter 17 Grundschulen, ein Gymnasium und vier Sekundarschulen. Insgesamt wäre eine Förderung in Höhe von 29,2 Millionen Euro erforderlich. Für das Köthener Ludwigsgymnasium, bei dem es um die bauliche Sanierung und Erweiterung des Schulgebäudes, der Turnhalle und Außenanlagen ging, wurde ein Förderbedarf von 11 Millionen Euro ermittelt.
Gefördert wurden letztendlich aber die Grundschule Zörbig (2,47 Millionen Euro), die Sekundarschule Raguhn (1,71 Millionen Euro) und die Grundschule "Astrid Lindgren" in Zerbst (270 000 Euro). "Was nützt ein gutes Konzept in einem maroden Schulgebäude?", fragt Schulze. Diese Vorgehensweise sei nicht unbedingt zielführend. Die Schulträger vor Ort hätten sich schließlich bei ihren Anträgen etwas gedacht, so der Landrat. "Ich lade den Kultusminister gern einmal ein, sich die Situation im Ludwigsgymnasium Köthen und im Francisceum Zerbst anzusehen. Enorme Mittel seien nötig, um die Schulen auf Standard zu bringen.
Schulze kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Verfahrensweise der Landesregierung in Sachsen Konjunkturpaket II. Leider sei immer noch nicht bekannt, "wie viel Geld wir zur eigenen Verfügung haben." In puncto Ludwigsgymnasium werde überlegt, ob man das Vorhaben in Teilprojekten mit entsprechenden Geldern aus dem Konjunkturpaket realisieren könnte. Wie die MZ berichtete, geht es darum, dass die Kapazität der Häuser I und II in der Wallstraße nach der Zusammenlegung der beiden Köthener Gymnasien mit etwa 1300 Schülern erschöpft ist. Daher ist geplant, ein gymnasiales Schulzentrum zu entwickeln, das künftig aus drei Häusern besteht und das Gebäude Wallstraße 31, in unmittelbarer Nachbarschaft der Schule, mit einbezieht, indem es baulich mit dem bestehenden Komplex verbunden wird.
Im Francisceum betrage der Investitionsbedarf mindestens 7 Millionen Euro. Dort sei unter anderem ein neuer Sportkomplex notwendig, der allein drei Millionen Euro beanspruche, informierte der Landrat den Kreistag.
Erst kürzlich hatte der Ausschuss für Bildung und Sport im Rahmen der Schulentwicklungsplanung das Zerbster Gymnasium besucht und sich ein Bild vom baulichen Zustand machen können. Am 20. April soll darüber im zuständigen Fachausschuss diskutiert werden.
Wie Schulleiter Hans-Hennig Messer den Kreistagsabgeordneten erklärte, mangele es dem Francisceum an Räumen, auch die fehlende Schulsporthalle wurde thematisiert. Vor allem die Zersplitterung des Schulstandortes sei problematisch. Es gibt ein Gebäude in der Jeverschen Straße, die anderen befinden sich im Weinberg, etwa ein Kilometer entfernt.