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Ermunternde Erdbeeren Ermunternde Erdbeeren: Auf Feuerborns Hof in Cosa gibt es seit kurzem ein Selbsterntefeld

Von Robert Martin 03.06.2020, 14:24
Johannes Feuerborn mit seinem besten Kunden: Söhnchen August (ein Jahr alt) lässt es sich schmecken.
Johannes Feuerborn mit seinem besten Kunden: Söhnchen August (ein Jahr alt) lässt es sich schmecken. Ute Nicklisch

Cosa - Die Sonne lacht, kein Wölkchen trübt den blauen Himmel über Cosa, und Elisa Rappsilber ist so richtig in Fahrt. Die ältere Dame aus Pösigk hat gerade ihren ersten Korb mit selbst gepflückten, großen und leuchtend roten Erdbeeren gefüllt und ist auf dem Weg zum Stand, um ihn zu leeren und so weiter pflücken zu können. „Ich kann doch jetzt nicht aufhören“, sagt sie lachend.

Selbst geerntet, ist sie überzeugt, schmecken die roten Früchte sowieso am besten. Sie wohnt nicht weit entfernt und freue sich sehr, dass es nun das Selbsterntefeld bei Bauer Feuerborn gibt. Für zwei Kilogramm habe sie keine 15 Minuten gebraucht, erklärt sie beschwingt - und macht sich auf zu ihrer zweiten Runde.

Mit ihrer Begeisterung ist sie keinesfalls allein, wie Johannes Feuerborn bestätigen kann: „Vergangenen Montag waren hier 60 Leute auf dem Feld. Danach mussten wir erstmal für drei Tage schließen, damit die Früchte nachwachsen konnten“, berichtet der älteste Sohn von Bauer Feuerborn.

„Das Maximum waren 15 Kilo, die von einer Person gesammelt wurden“

„Manche kommen jeden Tag. Das Maximum waren 15 Kilo, die von einer Person gesammelt wurden.“ Wie zur Bestätigung fährt ein Transporter vor, aus dem gleich vier Personen mit eigens mitgebrachten Eimern aussteigen und sich strammen Schrittes in Richtung Erdbeerfeld begeben.

Dabei wird das einen halben Hektar große Selbsterntefeld erst seit wenigen Wochen betrieben. „2019 hatten wir das zweite Trockenjahr in Folge. Da mussten wir uns überlegen, wie wir in Zukunft Geld verdienen“, erzählt der 29-Jährige. Zudem sei es grundsätzlich besser für Landwirte, mit den Endverbrauchern in direkten Kontakt zu kommen - indem die Zwischenhändler umgangen werden. Ein Weg, beides miteinander zu verbinden, ist das Selbsterntefeld.

Also hat sich Johannes Feuerborn informiert. Ein Freund, der in der Nähe von Halle Erdbeeren anbaut, habe ihm das nötige Wissen vermittelt und auch die beste Sorte: „Sonata“. Als relativ anspruchslose Pflanze, die „nicht vernachlässigt“ werden darf - genug Wasser, genug Dünger - ist die Frucht auch wegen ihrer vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten beliebt. Und sie ist mehrjährig, bringt vor allem im zweiten Jahr reiche Erträge. Eine rundum gute Wahl für ein Selbsterntefeld.

Als es vor zwei Wochen losging, haben die Feuerborns bewusst keine Werbung gemacht

Als es dann vor zwei Wochen losging, haben die Feuerborns bewusst keine Werbung gemacht. „Wir wussten ja noch gar nicht, wie hoch die Erträge und die Nachfrage sein werden“, erklärt Feuerborn junior. Rumgesprochen habe sich das neue Angebot vor allem durch Mundpropaganda. Dass der Name Feuerborn bei vielen Menschen in der Region mit Direktvermarktung verbunden werde, sei ein weiterer Vorteil. Ein Vorteil, der die Beliebtheit erklärt.

Natürlich ist es auch eine neue Möglichkeit, Geld zu verdienen, wie der Cosaer bestätigt. Geld, das die Landwirte nach zwei sehr trockenen Sommern sowie der Corona-Krise mit all ihren Auswirkungen dringend brauchen können. „Wir nutzen das als eine freundliche Lobby, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, erklärt Feuerborn junior. „Den Menschen unsere Arbeit und die Qualität unserer Produkte näherzubringen, klappt beim Selbsternten gut“, verrät er. Wer sie selber gepflückt hat, weiß eben, wo die Lebensmittel auf dem Tisch herkommen.

Großes Interesse an der Selbsternte von Erdbeeren

Das große Interesse an der Selbsternte überrascht Johannes Feuerborn keinesfalls, insbesondere vor dem Hintergrund der Krise der vergangenen Wochen. „Wegen Corona ernähren sich die Menschen bewusster“, ist er überzeugt. Die Nachfrage nach fertig abgepackten Salaten, die die Feuerborns auch an Supermärkte und andere Großhändler verkaufen, habe seit der Krise „spürbar“ abgenommen, dafür sei das Interesse an frischem Obst und Gemüse ebenso deutlich gestiegen.

Anders als auf Feldern anderer Anbieter mussten Feuerborns bis jetzt nicht eingreifen, um wegen Corona Abstand zwischen den Besuchern zu schaffen. „Wir vertrauen darauf, dass die Menschen aufeinander achten. Außerdem ist das Feld groß genug“, so Johannes Feuerborn.

Der Zuspruch und das Interesse freue ihn, und er macht sich bereits Gedanken über weitere Erweiterungen. So ist geplant, im kommenden Jahr das Selbsterntefeld um einen weiteren Hektar auf insgesamt 1,5 Hektar zu erweitern. Zudem gibt es hinter dem Feld noch einen alten Schrebergarten, den er gerne kultivieren und für Familien attraktiv machen möchte, vielleicht mit einem Spielplatz. Als Begegnungsstätte für Jung und Alt, ähnlich wie ein Selbsterntefeld. (mz)

Süße Verlockung direkt vom Feld.
Süße Verlockung direkt vom Feld.
Ute Nicklisch
Gertrud Feuerborn steht im Verkaufsstand direkt am Erdbeerfeld.
Gertrud Feuerborn steht im Verkaufsstand direkt am Erdbeerfeld.
Ute Nicklisch