Geschäftsaufgabe Energiekrise zwingt Köthener Fischhändler in die Knie - „Es geht nicht mehr“
Die Fischerei Rosenkranz in Köthen schließt. Reik Rosenkranz zieht die Notbremse und macht Ende des Monats seinen Laden in Köthen zu. Welche Gründe er dafür hat.

Köthen/MZ - Die Nachricht an der Eingangstür zum Laden ist unmissverständlich – und lässt die Kunden erst einmal irritiert zurück: Wir schließen zum 30. September aus wirtschaftlichen Gründen. Eine ziemlich kurzfristige, aber keine leichte Entscheidung, berichtet Reik Rosenkranz, der Inhaber des Fischereibetriebes in Köthen. Er habe keine andere Lösung gesehen.
Der heute 48-Jährige stammt aus der Nähe von Senftenberg, hat Fischwirtschaft studiert und kam 2003 als Fischereiberater nach Sachsen-Anhalt. 2010 eröffnete er seinen Laden in Köthen – mit angegliedertem Fischereibetrieb. Reik Rosenkranz züchtete Fische, hatte mit der Elbe sein Fangrevier fast vor der Haustür und räucherte den Fisch, den er später im Laden verkaufte, auch selbst.
Sinkende Umsätze bei Fischereibetrieb Rosenkranz in Köthen
Während der Corona-Pandemie machte er durchaus gute Umsätze, sagt er. „Die Leute sind zu Hause gewesen, konnten nicht weg, nichts unternehmen.“ Und haben offenbar gern gut gegessen – auch Fisch. Doch die Kauflaune hielt nicht lange an, zumal sich die Inflation inzwischen deutlich auswirke. Hinzu kam, „dass ich schon seit Jahren privates Geld zugebuttert habe“.

Trotzdem hatte er auch zu Beginn des Jahres 2022 noch Hoffnung auf Besserung. Dass die allgemeine wirtschaftliche Lage sich so verschlechtern würde, dass sie ihn in seiner Existenz bedrohen könnte, habe er lange nicht glauben wollen. Doch die Kosten hätten seine Reserven mittlerweile komplett aufgebraucht. Vor allem der Lohn für die fünf Mitarbeiter sei jeden Monat ein großer Posten gewesen. Und die Energie.
Fischereibetrieb in Köthen macht Laden zu: Kühlung und Geschäft verbrauchen sehr viel Strom
Reik Rosenkranz zahlte jeden Monat über 1.000 Euro an Strom. Nun bekam er die Nachricht, dass dieser Posten um mindestens das Dreifache steigen würde. Zu viel für den Inhaber des kleinen Betriebes, dem jetzt die Puste ausgegangen ist. „Man kann diese hohen Energiekosten einfach nicht mehr darstellen“, erklärt er.
Die Kühlzellen arbeiten bei einer Temperatur von minus 18 Grad. Die meisten seiner Produkte müssten permanent gut gekühlt sein. Auch die große, ziemlich offene Kühltheke im Laden beanspruche eine Menge Energie, gerade im Sommer. Hinzu kämen die Brötchenbar, wo seine Beschäftigten Fischbrötchen frisch und auf Wunsch des Kunden belegten, ein Backofen, eine Fritteuse, ein großer Geschirrspüler, der fast unentwegt lief.

Die Kosten seien irgendwo so aus dem Ruder gelaufen, dass er keine andere Möglichkeit mehr gesehen habe, als seinen Laden jetzt zu schließen. „Fisch ist schon teuer – wie viel sollen die Kunden denn dafür noch zahlen?“ Reik Rosenkranz sieht: „Alle müssen den Gürtel enger schnallen.“ Aber nicht nur die Kunden. Er auch. In den vergangenen Monaten seien die Einkaufspreise bereits deutlich gestiegen. Ein Ende dieser Spirale sieht der selbstständige Einzelhändler im Moment nicht. Er macht sich Sorgen um die Zukunft. Um seine Zukunft.
Bisher habe er wenig Gelegenheit gehabt, Geld beiseitezulegen. „Ich müsste auch mal was für die Rente tun.“ Dass ihm das mit seinem kleinen Fischereibetrieb in nächster Zeit gelingen könnte, glaubt er nicht mehr. „Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem man sich eingestehen muss: Es geht nicht mehr.“
Fischereibetrieb in Köthen schließt Geschäft: Verkauf wird eingestellt
Vermutlich, äußert er nachdenklich, hätte er diese Entscheidung schon früher treffen müssen. „Es haut eben nicht mehr hin.“ Er bedauert das. Doch die drohende Privatinsolvenz habe ihn schließlich die Entscheidung treffen lassen, den Verkauf Ende des Monats einzustellen. Der Laden am Ortsausgang in Richtung Dessau wird geschlossen. Die Fischerei bleibt bestehen. Auch die Angelkarten, betont er, bekäme man weiter über ihn. Reik Rosenkranz wird seine Geschäftstätigkeit deutlich herunterfahren. Seine Selbstständigkeit behält er. Trotzdem hat er sich erst einmal in einem sächsischen Fischereibetrieb anstellen lassen.
„Vielleicht wird die Politik ja vernünftig und deckelt die Energiepreise.“ Für Reik Rosenkranz wäre das allerdings zu spät. Er hat für sich entschieden, die Notbremse zu ziehen. Vielleicht vorerst. Er will nicht ausschließen, irgendwann wieder einen Fischladen zu eröffnen. „Ich habe immer an mein Konzept geglaubt.“ Mit Herzblut sei er sowieso immer dabei gewesen. Und die vielen E-Mails der Kunden, die bedauern, dass der kleine Fischladen schließen muss, zeigen ihm, in der Vergangenheit auch vieles richtig gemacht zu haben.