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Eine wahre Seltenheit Elektroautos in Köthen: Warum gibt es so wenige E-Autos in Anhalt-Bitterfeld?

Von Elisabeth Krafft 09.09.2016, 04:00
In ganz Anhalt-Bitterfeld sind bislang nur 30 Elektroautos zugelassen.
In ganz Anhalt-Bitterfeld sind bislang nur 30 Elektroautos zugelassen. imago stock&people

Köthen - Sie fahren nahezu lautlos, CO2- und schadstofffrei und garantieren geringe Betriebskosten. Doch kaum jemand will sie haben.

Von „Verkäufen im einstelligen Bereich“ bis „kaum spürbare Resonanz“ reichen die Antworten, wenn man in umliegenden Autohäusern im Landkreis Anhalt-Bitterfeld nach dem Effekt der Prämie für Elektroautos fragt.

4.000 Euro Zuschuss pro Auto

Seit dem 1. Juli dieses Jahres erhält jeder Käufer eines reinen Elektroautos einen staatlichen Zuschuss von 4.000 Euro. Die eine Hälfte rechnet der Hersteller direkt ab, die andere muss sich der Käufer über einen Antrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) zurückholen. Die Zahl der verkauften Elektroautos ist seither jedoch kaum gestiegen.

Fragt man Autoverkäufer in der Region nach den Gründen für die fehlende Nachfrage, erhält man immer die gleichen Antworten: Zum einen sind die Fahrzeuge in der Anschaffung zu teuer, zum anderen fehlen in den ländlichen Gebieten die Möglichkeiten zum Laden der Autobatterien.

„Die Förderung ist einfach zu niedrig!“

Donald Jung, Geschäftsführer des gleichnamigen Nissan-Autohauses in Köthen, ist zwar ein selbst ernannter Elektroauto-Fan, kann die Zurückhaltung vieler Kunden beim Kauf jedoch nachvollziehen. „Der Nissan Leaf beispielsweise - eine Mittelklasse-Limousine - kostet neu knapp 23.000 Euro. Was nützen da 4.000 Euro Prämie? Die Förderung ist einfach zu niedrig!“

Zudem bräuchte seiner Meinung nach jede Rast- und Tankstätte mindestens eine Ladestation für Elektroautos. Doch die seien kaum ausgestattet. Fehlende Ladestationen auf dem Land würden Kunden davon abschrecken, in ein E-Auto zu investieren.

„Was nützt mir ein Elektroauto, das gerade einmal 200 Kilometer weit fährt und nur an der heimischen Steckdose geladen werden kann?“, sagt Jung. Sein Autohaus habe seit Einführung des staatlichen Zuschuss kaum E-Autos an den Mann gebracht.

Bislang nur 30 Elektroautos in Anhalt-Bitterfeld zugelassen

In Anhalt-Bitterfeld wurden bislang lediglich 30 Elektroautos für den Straßenverkehr zugelassen, sagt Marina Jank, Pressesprecherin des Landkreises, auf MZ-Anfrage. Zu den beliebtesten Marken gehören Renault, mit sechs zugelassenen Fahrzeugen, Volkswagen mit fünf, sowie Nissan mit vier Zulassungen.

Auch Frank Haensel, Geschäftsführer des Autohauses Gute Fahrt GmbH, bestätigt, dass die Nachfrage nach Elektroautos gering sei. Zwar habe die Niederlassung zirka sechs Opel Ampera verkaufen können, doch von einem Ansturm auf E-Autos kann auch hier keine Rede sein.

„Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Um die Nachfrage zu erhöhen, müsste flächendeckend in Ladestationen investiert werden“, sagt er. Aktuell sei das Opel-Modell übrigens nicht mehr lieferbar.

Nicht genügend Ladestationen im Landkreis

Während der Energieversorgungskonzern RWE seit Jahren Pionierarbeit beim Thema E-Mobility leistet und in ganz Europa über 2.800 Ladepunkte für E-Autos zur Verfügung stellt, sind die Energieversorger des Landkreises Anhalt-Bitterfeld nicht in die Bereitstellung von Ladestationen involviert.

Auf MZ-Anfrage bestätigt Mirko Seidel, Leiter Vertrieb des Dienstleisters Köthen Energie, dass man das Thema zwar auf der Agenda habe, es bislang aber noch keine konkreten Pläne zur Umsetzung gäbe. Köthen Energie verfüge selbst seit fünf Jahren über ein Elektromobil, das von Mitarbeitern genutzt wird.

Das Fahrzeug wird auf dem Betriebsgelände geladen. „Wir haben darüber nachgedacht, in Stationen außerhalb unseres Betriebsgeländes zu investieren, dafür müssten wir aber die Stadt im Boot haben“, sagt Seidel.

Stadt ist aufgeschlossen

Diese zeigt sich den Überlegungen von Köthener Energie gegenüber aufgeschlossen. Auf MZ-Anfrage sagt Caroline Hebestreit, Pressesprecherin Köthens: „Sollte es seitens des Versorgungsunternehmens eine konkrete Planung für die Errichtung von Elektroladestationen geben, so ist die Stadtverwaltung gern bereit, planungsrechtlich behilflich zu sein, etwa bei der Suche nach geeigneten Standorten.“ Konkrete Pläne des Energieversorgers seien ihr bislang jedoch nicht bekannt.

Nach der Einführung der Zuschüsse für E-Autos sieht die Bilanz im Übrigen auch bundesweit eher mäßig aus: In den ersten drei Wochen seit Aufnahme dieser Förderung sind beim Bafa gerade einmal 1.234 Anträge gestellt worden. Die meisten für den elektrischen Renault Zoe. (mz)