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Einmal schlafen bis zum Auftritt

Von Christina Onnasch 17.10.2005, 16:20

Kleinwülknitz/Köthen/MZ. - Lukas-Max ist ein Wirbelwind und mit seinen sechs Jahren der jüngste Wettbewerbsteilnehmer. Daneben gewöhnt er sich zurzeit an sein neues Dasein als Erstklässler. Wie große Schwestern, die acht Jahre alt sind, eben sein können, so ist Josie-Marie - fröhlich und in sich ruhend. Beide spielen beim Bach-Wettbewerb in der Altersgruppe eins; hier treten die Nachwuchspianisten im Alter bis zu zehn Jahren an. Lukas-Max geht zuerst an den Start. Josie-Marie wird die dritte sein. Jeweils zwölf Minuten spielen sie.

In der Küche der gemütlichen Dachwohnung in Kleinwülknitz sagt Lukas-Max, er sei überhaupt nicht aufgeregt. Seine Mutter hat ihm einen Kalender gebastelt: "Da kann er sehen, wie oft er noch schlafen muss bis zum Wettbewerb", sagt Sandra Lasser. "Als ich die Stücke noch nicht konnte, war ich aufgeregt. Aber das ist jetzt vorbei", erzählt Josie-Marie. Ihrer Mutter scheint es anders zu ergehen.

Vor zwei Jahren haben die Geschwister mit dem Klavierunterricht an der Kreismusikschule bei ihrer Lehrerin Jana Quilitzsch begonnen. Sandra Lasser, die von sich selbst sagt, nicht besonders musikalisch zu sein, suchte damals eine andere Beschäftigung für ihre Kinder. Sie stellte fest: "Lukas wollte immer neue Noten." Spaß und Wissbegier treibt die beiden Geschwister auch zwischendurch zum Klavier. Josie-Marie lerne schnell auswändig, ihr Bruder habe ein besonders gutes Rhythmusgefühl.

Wie die beiden Lassers spielte auch die Köthenerin Jessie Pätzold im vergangenen Jahr beim Wettbewerb "Jugend musiziert" in Bitterfeld vor. Die drei wurden für die Teilnahme am Köthener Bach-Wettbewerb vorgeschlagen. Jessie, zehn Jahre alt, sieht ein bisschen blass um die Nase aus. Sie besucht seit kurzem die fünfte Klasse und hat einige neue Fächer auf dem Stundenplan stehen. Dazu übt sie, die auch in der Altersgruppe eins spielt, seit einem halben Jahr täglich mindestens eine Stunde für den Wettbewerb; seit August intensiv. "Manchmal übe ich auch gern", sagt Jessie, um sich dann zu korrigieren: "Ich übe fast jeden Tag gern." Am Donnerstag spielt sie der Jury und dem Publikum vor.

Das Klavier steht bei den Pätzolds im Arbeitszimmer. Jessies ältere Schwester Gina hat es zuerst ausprobiert. Als sie sieben Jahre alt war, kam auch ihre jüngere Schwester auf den Geschmack. Ob im Unterricht oder beim Üben - Mutter Jana, die selbst eine Musik-Karriere hinter sich hat und Sängerin der Band "Tau" ist, sitzt immer an der Seite ihrer Tochter. "Man kann den Kindern mehr zeigen, wenn man selbst etwas kann", sagt sie. Jana Pätzold und Sandra Lasser werden in den nächsten Tagen während des Wettbewerbs mit ihren Kindern mitfiebern. Vielleicht hilft es, wenn sie an Josie-Marie denken, die sagt: "Es geht nicht nach Punkten, Hauptsache, man ist dabei."