Eine Frau für Lösungen Eine Frau für Lösungen: Leiterin des Schulverwaltungsamtes in Anhalt-Bitterfeld geht in den Ruhestand

Köthen - Schränke und Schreibtische im Büro der Kreisverwaltung sind bereits leergeräumt. Ein paar Nachschlagebände und die Broschüre des aktuellen Schulgesetzes lassen noch erahnen, wer hier einmal seinen Dienst versehen hat.
Seit Mittwoch überwiegen die kleinen Präsente und Abschiedsgeschenke, die Bärbel Mylius von ihren Kollegen und Freunden erhalten hat. Am Donnerstagmittag verlässt die Leiterin des Schulverwaltungsamtes des Landkreises Anhalt-Bitterfeld zum letzten Mal ihr Büro.
„Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, wie sie freimütig bekennt. Vor kurzem war dieser letzte Tag noch so weit weg. „Doch als ich jüngst zur Sitzung des Kreistages marschiert bin, hat mir mein Mann vorher gesagt: Du, das ist der letzte Kreistag, den du dienstlich besuchen musst. Da ist mir dann klar geworden, dass es gar nicht mehr so lange dauern wird“, sagt Bärbel Mylius.
Zwei Jahre nach der Geburt ihrer Tochter zog sie mit ihrer Familie nach Köthen
Die Amtsleiterin der ersten Stunde, wenn man einmal nur die Zeit nach der Wiedervereinigung Deutschlands sieht, begann nach ihrem erfolgreichen Studium als Diplomlehrerin für Physik und Mathematik auch in diesem Beruf zu arbeiten.
Zwei Jahre nach der Geburt ihrer Tochter zog sie mit ihrer Familie nach Köthen, wo ihr Mann eine Stelle an der Hochschule angenommen hatte. Bärbel Mylius unterrichtete an der Ingenieurhochschule Deutsch und Physik für die vielen ausländischen Studenten, die damals in Köthen waren und sich auf ein Hochschulstudium vorbereitet haben.
Im Jahr 1990 schlug dann ihre Stunde. Bärbel Mylius bewarb sich als Jugendamtsleiterin beim Landkreis Köthen (Anhalt) und erlebte dort einen Höhepunkt ihrer beruflichen Karriere. „Als ich das Jugendamt in der kurzen Zeit nach der Wende so strukturieren konnte, wie es der Gesetzgeber vorgeschrieben hatte, war ich schon stolz“, erinnert sie sich.
Im Jahr 2002 wurde ihr auch noch das Sozialamt übertragen
Auch die erste eigenständig erarbeitete Jugendamtssatzung war eine Herausforderung, die sie erfolgreich meisterte. In dieser Zeit lernte Bärbel Mylius auch, dass sie einen großen Teil ihrer beruflichen Zeit in Ausschusssitzungen verbringen würde.
Denn im Jahr 2002 wurde ihr auch noch das Sozialamt übertragen, später gehörte dann auch einmal das Kulturamt zu ihrem Verantwortungsbereich. Für 30 bis 70 Mitarbeiter war Bärbel Mylius je nach Funktion in den ganzen Jahren verantwortlich.
Doch sie wollte das so. „Ich wollte immer menschenorientiert arbeiten und vor allem auch auf Lösungen fixiert“, sagt sie. „Mein Prinzip war: Es gibt immer eine Lösung. Wenn die Variante A nicht funktioniert, dann eben die Variante B.“
Für die Zeit nach dem Beruf freut sie sich auf weitere Städtereisen mit ihrem Mann, die zu beider Hobby geworden sind, seit sie Spanien und Portugal durchstreift haben. „Auf viel Arbeit und Entspannung im Garten sowie viel Zeit zum Lesen, die ich vorher nicht hatte.“ (mz)