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Eine Anlage fährt nach Baltimor

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 30.06.2009, 15:50

WEISSANDT-GÖLZAU/MZ. - Die ersten Teile hat der Sondermaschinenbau (SMBK) mit Sitz in Weißandt-Gölzau bereits geliefert - zwei bis drei Wochen vorfristig, so dass in den USA jetzt die Montage begann. Die zweite Partie wird zum Versand vorbereitet. Schon bald gehen die Container auf eine Wasserreise auf der Route Aken-Hamburg-Baltimor. Danach wird die dritte und letzte Partie abgewickelt.

Als Gegenleistung landen insgesamt 14 Millionen Euro auf dem Konto des Weißandt-Gölzauer Unternehmens. So groß ist das finanzielle Volumen des Auftrags, der den Umsatz des Sondermaschinenbauers inmitten der Wirtschaftskrise explodieren lässt (die MZ berichtete im April).

"Mit dieser Anlage wird Armstrong den kompletten US-Markt mit Fußbodenbelägen abdecken können", sagte Günter Uber, alleiniger Gesellschafter des Unternehmens. Günter Uber und sein Sohn Ingolf Uber, alleiniger Gesellschafter der Firma Kleinewefers Kunststoffanlagen (KKA), informierten über ihre erfolgreiche Kooperation Detlef Schubert (CDU), Staatssekretär im Landeswirtschaftsministerium. Dieser kam am Montag nach Weißandt-Gölzau, um Uber junior eine gute Nachricht zu überbringen: Das Land übernehme die Bürgschaft für dessen Firma. In den Zeiten, in denen Banken äußerst misstrauisch bei der Vergabe von Krediten sind, ist das eine wichtige Voraussetzung für die Handlungsfähigkeit von KKA.

"Bevor das Land eine solche Bürgschaft übernimmt, wird schon ganz genau angeguckt, um welches Unternehmen es sich dabei handelt", machte Schubert ein Kompliment an Ingolf Uber. "Jetzt haben Sie ja auch tolle Refezenzen in Nordamerika", fügte er hinzu.

In dem Bemühen um den Auftrag hatten die Weißandt-Gölzauer seinerzeit einen namhaften Wettbewerber aus dem Feld schlagen können. "Nicht zuletzt, weil wir eine große Montagehalle haben, in der eine Anlage vormontiert werden kann", sagte Günter Uber. Sein Sohn, der sich inzwischen gut in dem US-Geschäftsklima auskennt, beobachtet, dass die US-Amerikaner ein Faible für deutsche Familienunternehmen haben. "Offensichtlich haben sie die Erfahrung gemacht, dass solche Unternehmen gute Qualität liefern", glaubt Ingolf Uber.

Eine solche Qualität liefern die Ubers mit ihrer Großanlage. Bei der Beschichtung von Fußbodenbelägen kommt es bei der Schichtstärke auf Tausendstel eines Millimeters an. Die Anlage erfüllt diese Anforderung. Die eigentliche Herausforderung sei aber nicht die technische Seite gewesen, so Uber senior, sondern die Größe der Anlage, in der eigentlich zwei Anlagen stecken.

Bis Ende Juli herrscht beim Sondermaschinenbau Weißandt-Gölzau Hochbetrieb. Eine Urlaubssperre ist verhängt worden, die Überstunden kommen auf Arbeitszeitkonten. Bis Ende Oktober hofft Günter Uber, die Überstunden zumindest für die Beschäftigten in Weißandt-Gözau abzubauen. "Bei unseren Monteuren vor Ort in den USA dauert das aber bestimmt noch bis zum Jahresende", sagte Uber. Folgeaufträge seien übrigens auch schon da, weitere Details dazu teilte der Firmenchef allerdings nicht mit.

Ausdrücklich lobte er die Gemeinde Weißandt-Gölzau, die gute infrastrukturelle Bedingungen für die Ansiedlung von Unternehmen geschaffen habe. Dies beeindrucke auch Kunden. "Wenn der Standort stimmt, zieht er auch Industrie an", sagte Günter Uber zum Bürgermeister Burkhard Bresch. Ein Kompliment für die Infrastruktur erhielt der Linke-Kommunalpolitiker Bresch sogar aus Reihen der CDU: "Das haben Sie gut gemacht, Herr Bresch", lobte die Unions-Landtagsabgeordnete Brigitte Take, die bei dem Termin dabei war.