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Dank an Heinrich Meyer Ein Plesshorn fürs Museum - Schloss Köthen freut sich über eine Schenkung mit besonderer Gravur

28.07.2021, 17:25
Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Wilhelm II. weilten oft im Plesser Schloss und besuchten die aufwändig inszenierten Jagden.
Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Wilhelm II. weilten oft im Plesser Schloss und besuchten die aufwändig inszenierten Jagden. (Foto: Henrik Klemm)

Köthen/MZ - Heinrich Meyer kehrte Köthen zwar schon als junger Mann vor mehr als 40 Jahren den Rücken, aber sein Herz schlägt noch für die Stadt und insbesondere für das Schloss.

Mit einer Spende sorgte der Mann, der nahe Königs Wusterhausen lebt, schon vor einigen Jahren dafür, dass die Anschaffung eines Hammerflügels für den Spiegelsaal ermöglicht wurde. Nun, wird in einer Pressemitteilung weiter informiert, kam er erneut mit einem musikalischen Geschenk ins Schloss: einem Jagdhorn mit der Gravur „Fürst Pless“ und damit mit Bezug zum Schloss Köthen. Meyer und seine Familie schenkten dieses Instrument den Museen im Schloss.

Gebürtiger Köthener hat ein Faible für Antiquitäten

Der gebürtige Köthener mit einem Faible für Antiquitäten erwarb das Fürst-Pless-Horn bei einer Auktion im vergangenen Jahr. „Ich hatte ein Gespräch mit Inge Streuber, der früheren Museumsleiterin, in Erinnerung. Da war der Name Anhalt-Pless gefallen und so habe ich bei der Auktion sofort zugegriffen“, berichtete Heinrich Meyer, als er zur Übergabe des Horns ins Schloss Köthen gekommen war. Das Fürst-Pless-Horn wird in verschiedenen Bauausführungen als Jagdgebrauchsinstrument verwendet und heute noch produziert.

Heinrich Meyer übergibt das Jagdhorn mit der Gravur „Fürst Pless“ an KKM-Geschäftsführerin Christine Friedrich.
Heinrich Meyer übergibt das Jagdhorn mit der Gravur „Fürst Pless“ an KKM-Geschäftsführerin Christine Friedrich.
(Foto: KKM/Christian Ratzel)

Benannt wurde das Fürst-Pless-Horn, kurz auch Plesshorn, ab 1880 nach Hans Heinrich XI., Fürst von Pless, dem Oberstjägermeister unter den Kaisern Wilhelm I. und Wilhelm II., der zu seiner Verbreitung wesentlich beitrug. Eingang fand es in das Waidwerk über die Jäger- und Schützeneinheiten des deutschen Bundesheeres, die ein kreisförmiges Signalhorn zur Unterscheidung von der Infanterie mit ihrem Bügelhorn führten. Die im deutschen Bundesheer dienenden Förster und Berufsjäger nahmen es mit ins Zivilleben, ebenso wie manches militärische Signal, das zum Jagdsignal umgewidmet wurde.

Die Verbindung zwischen Köthen und Pless entstand im 18. Jahrhundert

Die Verbindung zwischen Köthen und Pless, dem heutigen Pszczyna, entstand, als 1765 Friedrich Erdmann, zweitgeborener Sohn des Köthener Fürsten August Ludwig, von seinem Onkel die Herrschaft Pless in Schlesien übernommen hatte. Er und seine Nachkommen führten das Land zu großer Blüte und hielten die Verbindung zu Köthen, die beiden letzten Köthener Herzöge etwa stammten daher. Einer der Nachkommen war der besagte Großneffe des letzten Köthener Herzogs Heinrich, Hans Heinrich XI., ab 1855 Fürst von Pless. Dessen große Leidenschaft war die Jagd, für die sich die ausgedehnten Wälder des Fürstentums Pless bestens eigneten. Dies wussten auch die Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II. zu schätzen, deren Oberstjägermeister der Plesser Fürst war. Die Majestäten weilten oft im Plesser Schloss und besuchten die aufwändig inszenierten Jagden.

Das von der Familie Meyer an die Museen geschenkte Plesshorn findet Eingang in die Sammlung. Heinrich Meyer nutzte seinen Besuch für einen Rundgang durch das Museum und die Sonderausstellung und begutachtete bei dieser Gelegenheit auch den historischen Hammerflügel, der in den kommenden Wochen mit der Hilfe so genannter PMO-Mittel, den Mitteln der Parteien- und Massenorganisationen der ehemaligen DDR, restauriert wird.