Ein Mann der besonderer Art Ein Mann der besonderer Art: Ornithologe und Naturschützer Reinhard Rochlitzer verstorben

Köthen - Kurz vor Ostern 1977 oder 1978, ich habe das Jahr nicht mehr genau parat, kam Reinhard Rochlitzer, der Bio-Lehrer, in unsere Klasse, die 11A5 der EOS, teilte uns mit, dass am Karfreitag nahe dem Akazienteich auf einer Fläche, die im Jahr zuvor abgebrannt war, Fichten und Kiefern gepflanzt werden sollten. Ob wir mithelfen würden? Freiwillig. Ohne Entgelt, versteht sich.
Das ist nun ein halbes Menschenleben her, aber ich weiß noch genau, dass bis auf ein, zwei Kranke niemand fehlte, als wir in Trebbichau aus der Bahn stiegen und dann zum Akazienteich liefen, wo schon Setzlinge, Gerät und Kastanienschüler - angeführt von Herbert Kühnel - auf uns warteten. Wir haben dann einige Stunden lang Bäume gepflanzt und noch heute, wenn ich mit dem Auto dort entlangfahre, denke ich regelmäßig an diesen Karfreitag zurück. Und an den Lehrer, der uns am Feiertag zum Arbeiten dort hingebracht hatte - was wir, um der Wahrheit die Ehre zu geben, längst nicht für jeden Lehrer getan hätten.
Aber Reinhard Rochlitzer hatte uns - den einen mehr, die andere weniger - durch seine Liebe zur Natur beeindruckt, durch die Art und Weise, wie er sie uns ebenfalls einzuimpfen versuchte - mit Erfolg, möchte ich behaupten. Rochlitzers Bedeutung für die Natur rund um Köthen, für den Naturschutz, für die Ornithologie im Besonderen, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Seine Arbeit als Naturschutzbeauftragter für den Lödderitzer Forst beispielsweise war eine Grundlage für die spätere Schaffung des Biosphärenreservates Mittlere Elbe.
Mehr als 30 Jahre lang leitete er den Ornithologischen Verein Cöthen, hatte wohl an nichts mehr Spaß, als am Neolithteich Vögel zu beobachten und zu dokumentieren - auch im hohen Alter und schon gesundheitlich stark gehandicapt. Seinen geliebten Neolithteich wird er nie wieder sehen - am 25. Juli ist Reinhard Rochlitzer im Alter von 88 Jahren verstorben. (mz)