Ein Herzog lässt in Wülknitz eine Lagerhalle bauen
Wülknitz/MZ. - Am Donnerstag wurde auf der Baustelle ein Richtfest gefeiert.
"Die Halle hat eine Grundfläche von 3 248 Quadratmeter und ein
Volumen von fast 33 000 Kubikmetern", informierte der Planer Dirk Honsa vom Gröbziger Ingenieurbüro Honsa. "In ihr verbaut sind 1 250 Kubikmeter Beton und 210 Tonnen Stahl." Honsa rechnete sogar die maximale Lagerkapazität der Lagerhalle in nicht ganz ernst gemeinte, jedoch anschauliche Einheiten: Diese Menge Kartoffeln würde für 24 Millionen Speisen reichen, sagte er, blieb jedoch der Antwort schuldig, an welche Speisen er dabei dachte.
Der ungarischstämmige Herzog aus Höxter wird die Halle nicht selbst nutzen, sondern vermietet sie an die RMK Anhalt GbR. Dieses Unternehmen hat seine Äcker rund um Wülknitz und Wörbzig. Die Buchstaben RMK stehen für die Namen der drei Gesellschafter Ratibor, Mundhenke und Konrad. Der Betriebsleiter Herbert Aschhoff ist zugleich zuständig für die Bauleitung und die Überwachung der Arbeiten.
Aschhoff ist ein so genannter Wossi: Am 1. Januar zog er als Junggeselle aus dem Westen in die Fuhne-Ebene. Heute ist der 44-Jährige mit einer Köthenerin verheiratet, hat zwei Kinder - den 2000 geborenen Max und den zwei Jahre jüngeren Michel - und ein Eigenheim in Wörbzig. Seine Frau Anke, Schulleiterin in Kleinpaschleben, bringe viel Verständnis für seinen zeitaufwendigen Beruf auf. Er habe hier sehr viele freundliche Menschen kennen gelernt. "Inzwischen fühle ich mich eher als ein Ossi", sagt Aschhoff. Der Ackerbaubetrieb, den Aschhoff leitet, bewirtschaftet eine Fläche von rund 1 100 Hektar, auf dem größten Teil davon wird Getreide angebaut. Von den 400 Hektar, die beregnet werden, werden 130 Hektar für den Kartoffelanbau genutzt. "Ohne Beregnung kommen in der Regel keine guten Erträge zustande", so der Betriebsleiter. "Und wir ernten 50 Tonnen Kartoffel pro Hektar."
Nach Angaben von Aschhoff habe sein Betrieb für die Lagerung von Kartoffeln bisher eine Miethalle genutzt. Diese sei jedoch zu klein und technisch für eine lange Lagerung ungeeignet gewesen. So habe er vorgeschlagen, eine neue moderne Halle zu bauen, in die die gesamte Kartoffelernte hineinpasst. Ein Teil der Halle ist klimatisiert. Hier werden Kartoffeln bei plus drei Grad und in völliger Dunkelheit viel länger liegen können, ohne zu keimen. "Da die Getreideernte viel eher beginnt als die der Kartoffeln, können wir die Halle auch zum Zwischenlagern von Getreide nutzen", plant Aschhoff.
Vollständig soll die Lagerhalle erst Ende September fertig sein. Während die Bauarbeiten weiter gehen, können jedoch Teile von ihr bereits für die Lagerung der ersten geernteten Kartoffeln genutzt werden. Was Aschhoff bei diesem Projekt besonders beeindruckt, ist die Schnelligkeit, mit der die Köthener Stadtverwaltung mit der bürokratischen Seite des Vorhabens fertig wurde. "Nach nur sechs Wochen war die Baugenehmigung da", so der Betriebs- und Bauleiter. "Ich hätte nicht gedacht, dass es so zügig gehen kann."
Die RMK Anhalt GbR hat sieben fest angestellte Mitarbeiter. Erstmals in diesem Jahr wurde ein Auszubildender aufgenommen. Am Bau der Halle, in die rund zwei Millionen Euro investiert werden, sind rund 50 Mitarbeiter von sieben Firmen beteiligt.