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Ein Blick zurück auf den Großbrand 1986 bei Orbita

17.02.2008, 17:56

Weißandt-Gölzau/MZ. - Etwa 120 Interessierte kamen. Uta Leichsenring, Leiterin der Behörde in Halle, und Landtagsabgeordnete Brigitte Take nahmen an der Veranstaltung teil.

Zunächst referierte Hans-Joachim Plötze von der BStU in Halle über die Aufgaben der Bundesbeauftragten und die Arbeit und Struktur des Ministeriums für Staatssicherheit. Danach sprach Marcus Michel vom Heimatverein. "Für unser nächstes Buch über das Leben und Ereignisse in unserer Region während der DDR-Zeit und der Wende haben wir mit dem Großbrand 1986 und dem Streik beim Volksaufstand 1953 zwei Forschungsvorhaben in der Außenstelle Halle der BStU realisiert", erklärte Michel. "Von den ersten Ergebnissen unserer Akteneinsichten wollen wir heute berichten."

Er erläuterte an den Beispielen der operativen Vorgänge "Kalander" und "Rohr" die Überwachung von Mitarbeitern in der PVC-Abteilung des Betriebes und die Aktivitäten der Stasi im Zusammenhang mit der Verhaftung des Betriebsdirektors nach dem Brand. Michel verwies darauf hin, dass in seinem Vortrag nur die Aktenlage wiedergegeben werde.

Bei den Recherchen zur Brandkatastrophe stieß man laut eigener Aussage in der Außenstelle Halle der BStU neben den fast zwei laufenden Metern Aktenmaterial auf ein interessantes Netzwerk von offiziellen und inoffiziellen Mitarbeitern sowie entsprechender Zusammenhänge in diesem, wie es in den Akten heißt, "strukturbestimmenden Betrieb im südlichen Kreis Köthen".

Besondere Aufmerksamkeit schenkten die zahlreichen Besucher der Veranstaltung den Passagen über den Brand 1986, da viele dieses Ereignis persönlich miterlebt hatten. Ursachen für das größte Schadensereignis im Kreis Köthen nach dem Krieg lagen in einem nachlässigen Umgang mit Gefahrstoffen und der Verpuffung eines Staub-Luft-Gemisches.

Der Gesamtschaden belief sich damals auf 20 Millionen DDR-Mark, 107 Feuerwehrleute kämpften mit 13 Löschfahrzeugen fünf Stunden lang gegen die Flammen, mehr als 40 Einsatzkräfte sicherten den Brandort ab. Die Fernverkehrsstraße 183 musste über sechs Stunden wegen der starken Rauchentwicklung gesperrt werden. Ein Arbeiter wurde verletzt, ein Elektriker verstarb infolge Rauchgasvergiftung.

"Diese tragische Katastrophe hat uns alle damals tief bewegt. Auch mehr als 20 Jahre danach sind wir noch immer davon betroffen", meinte Ute Kunze, Angestellte der Ieos films GmbH, welche heute mit den Anlagen der damaligen PVC-Abteilung im VEB Orbitaplast produziert. Ein Mitarbeiter aus dem Kalander 7, der das Ereignis damals hautnah miterlebte, lobte die interessante Veranstaltung. Allerdings meinte er: ".einer von unseren Leuten hätte den Vortrag halten müssen, wir waren doch dabei."