Ehemaliger LPG-Hof Ehemaliger LPG-Hof: Ungebremster Verfall in Scheuder - Vermüllung geht weiter

Scheuder - Wenn ihr eine Sache richtig am Herzen liegt, kann Kornelia Horn eine beeindruckende Hartnäckigkeit entfalten. Dann lässt sich die Frau aus Scheuder auch nicht mit nichtssagenden Behördenantworten und freundlichen, aber unverbindlichen Telefonaten abwimmeln.
Zustand des Hofes in Scheuder macht Eingreifen eigentlich erforderlich
Der Zustand des ehemaligen LPG-Hofs in Scheuder ist so eine Angelegenheit. Das große Anwesen, das mitten in Scheuder liegt, ist allerdings auch in einem Zustand, der es sozusagen zwingend nötig macht, dass jemand die Initiative ergreift, um das Objekt auf lange Sicht zu erhalten. Dabei weiß Kornelia Horn: „Die Ausgangslage ist kompliziert.“
Die Gebäude um den weitläufigen Hof und der Hof selbst sind teils in privater Hand, teils gehören sie der Stadt Südliches Anhalt. Teils werden sie genutzt, zum Beispiel als Wohnraum und als Gerätehaus der örtlichen Feuerwehr, teil stehen die Räume leer. „Das ist leider der überwiegende Teil - und der ist schon arg verfallen und verfällt immer mehr.“
Gebäude in Scheuder wurde schon im 17. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzt
Was ein Jammer ist: Immerhin wurden die Gebäude zum Teil schon im 17. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzt. Bis 1945 gehörten die Gebäude zur Domäne, später der LPG, nach der Wende fiel das Ganze an die BVVG. Die ihrerseits große Teile des Terrains an einen Privatmann verkauft hat - der sich, so Kornelia Horn, kein bisschen um die langfristige Erhaltung der Baulichkeiten kümmert. „Im Gegenteil. Nachdem er das Objekt gekauft hatte, hat er angefangen, alles zu verscherbeln, was sich irgendwie zu Geld machen ließ“, ärgert sich die Frau aus Scheuder: die Gerätschaften der Stellmacherei wurden ebenso umgerubelt wie die Metallgitter vor den Fenstern.
Hagelsturm hat den Gebäuden zuletzt ziemlich zugesetzt
Neben der Erhaltung historischer Bausubstanz geht es der heimatgeschichtlich interessierten Frau aber vor allem um die Gefahrenabwehr. „Die Dächer der großen Scheune des Gebäudes, die fast die ganze Straßenfront in Anspruch nimmt, sind seit dem Hagelsturm von 2011 kaputt.“ Was bedeutet: Es regnet rein und die Balken des Dachstuhls dürften darunter in den all den Jahren schon erheblich gelitten haben.
Kornelia Horn ist deswegen schon von Pontius zu Pilatus gelaufen, hat mit den Verantwortlichen im Südlichen Anhalt telefoniert, dem Landkreis, dem Amtsgericht, um an einen Kontakt mit dem Besitzer zu kommen. „Immerhin ist es dessen Pflicht zu verhindern, dass das Ganze irgendwann zusammenstürzt.“
2013 hat sie sich sogar an den Innenminister gewendet. „Holger Stahlknecht war nach dem Hagel von 2011 bei uns auf dem Grundstück gewesen“, sagt Kornelia Horn, „außerdem grenzt das gefährdete Gebäude direkt an die Feuerwehr, die ja in Stahlknechts ministerielle Zuständigkeit fällt. Bricht hier was zusammen, ist auch die Feuerwehr direkt betroffen.“
Bisher gab es von allen Seiten nur Versprechungen
Erfolglos. Der Landkreis sah 2013 keine direkte Gefahr von dem Objekt ausgehen. „Man sei auf der Suche nach dem Eigentümer, hieß es, alles sei in Arbeit.“ Kornelia Horn ist natürlich bekannt, dass die Behörden gesetzliche Vorgaben und Fristen einzuhalten haben. Man versprach kontinuierliche Kontrollen und umfassende Nachforschungen.
Ob das so umgesetzt wurde, darüber hat Kornelia Horn keine Kenntnis, hegt jedoch daran gelinde Zweifel, auch wenn Mitarbeiter der Landkreisverwaltung erst kürzlich vor Ort waren und das straßenseitig gelegene ehemalige LPG-Gebäude begangen haben - zwecks Ermittlung sichtbar vorhandener Schäden und bestehender Gefahren sowie Festlegung der weiteren Vorgehensweise zur Sicherung des Gebäudes.
Das war auch höchste Eisenbahn, denn wenige Wochen zuvor war vom Dach der Scheune eine Lawine an Ziegeln, ein Teilstück vom Traufgesims ohne Vorwarnung auf die Straße gefallen. Der Haufen wurde schnell mit Bauzaun und rotweißem Flatterband gesichert. „Wäre zu diesem Zeitpunkt jemand hier entlanggelaufen, hätte er verletzt werden können“, sagt Kornelia Horn.
Einwohner sind erzürnt über den Zustand auf dem Gelände
Die darauf dringt, dass der Eigentümer, der wohl in Waren an der Müritz wohnen soll, nicht nur verpflichtet wird, die Gebäude zu erhalten, sondern endlich auch Klarschiff auf dem Gelände macht. Das gilt ebenso für den Pächter bzw. Nutzer der Freiflächen.
„Das sieht hier aus wie eine Deponie“, schimpft die Frau aus Scheuder und auch viele andere Einwohner erzürnt dieser Anblick. Altreifen, Glasflaschen, Dachpappenreste, Dämmstoffe dazu kommen fünf Container, die dessen Eigentümer nach so langer Zeit eigentlich vermissen müsste. Die Behörden wissen seit Monaten um diesen Zustand - aber geändert hat sich trotz Auflagen gegenüber dem Verursacher nichts.
(mz)

