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DS Architects aus Köthen DS Architects aus Köthen: In 25 Jahren viel Historisches erhalten und Neues geschaffen

Von Henrik Klemm 21.01.2018, 13:00
Architekt Dietmar Sauer - hier auf der Brücke zwischen den Türmen der Jakobskirche - hat gemeinsam mit seinem Team von DS Architects das Köthener Stadtbild mit geprägt und weit darüber hinaus mannigfaltige Spuren hinterlassen.
Architekt Dietmar Sauer - hier auf der Brücke zwischen den Türmen der Jakobskirche - hat gemeinsam mit seinem Team von DS Architects das Köthener Stadtbild mit geprägt und weit darüber hinaus mannigfaltige Spuren hinterlassen. Heiko Rebsch

Köthen - Wer die Baasdorfer Straße in Köthen entlang schlendert und nur ein wenig Interesse an Architektur, an deren Schönheit hat, der kommt nicht umhin, einen Blick auf die Gründerzeitvilla mit der Hausnummer 31 zu werfen. Es ist ein prächtiger, ein repräsentativer Bau, den Fabrikbesitzer Herrmann Reinicke im Jahr 1888 für sich und die Familie gleich vor die Hallen seiner Maschinenbaufirma setzen lässt.

Dass die Villa heute wieder so wie einst existiert, vom Erfolg und Selbstbewusstsein Köthener Unternehmertums erzählen kann, das mag zufällig erscheinen. Vielleicht ist es das auch.

Auf jeden Fall aber verbindet sich mit dem Haus eine bemerkenswerte Geschichte. Eine Geschichte, die etwas mit Erhalten und Nutzbarmachen zu tun hat, und eng mit dem beruflichen Werdegang von Dietmar Sauer verbunden ist.

Studium in Weimar, Architekt in Köthen

Der Köthener, Jahrgang 1962, studiert in Weimar Architektur und Städtebau, ist bis 1989 für kurze Zeit Mitarbeiter im Büro des Köthener Stadtarchitekten, danach im Planungsamt des Landkreises tätig. Sein Arbeitsplatz befindet sich in der Baasdorfer Straße 31. „In diesem Gebäude habe ich 1991 beschlossen, mich selbstständig zu machen.“

1992 ist es soweit, fortan arbeitet Dietmar Sauer freischaffend als Architekt und Stadtplaner und mit einer wachsenden Zahl von Angestellten. Einige Jahre auch mit einem Partner, seit 2000 ist er allein verantwortlich. Mit Euphorie geht der Architekt ans Werk, obwohl er sich anfangs fragt, wie viel seine Ausbildung im größeren Deutschland eigentlich wert ist. Schnell erkennt er jedoch, dass er fit ist für die anstehenden Aufgaben.

„Es gab keinen günstigeren Zeitpunkt, diesen Schritt zu wagen“, ist er sich heute sicher. Das Architekturbüro findet sein Domizil in der Aribertstraße, zusätzlich in der Augustenstraße sowie später dann in der Blumenstraße und kehrt mit Dietmar Sauer 2005 in die Baasdorfer Straße 31 zurück.

Büro DS Architects übernimmt und setzt die Villa in der Baasdorfer Straße Schritt für Schritt instand

Die steht da bereits einige Jahre leer. Der Alteigentümer sei endlich bereit gewesen, Teile des Grundstücks zu verkaufen, die Raumgrößen, der Preis, alles habe gestimmt, erinnert sich der 55-Jährige. Ein für „Architekten interessantes Gebäude“ findet damit einen neuen Besitzer. Das Büro DS Architects übernimmt und setzt die Villa Schritt für Schritt instand, so wie sie einst war.

Und wenn Sauer, nach seinen Prinzipien bei der Sanierung von Kirchen befragt, sagt, dass er „keine brutale Umgestaltung“ wolle, dann mag das auch für die Villa in der Baasdorfer gelten. „Historisches erhalten, Neues behutsam einfügen und dennoch den Zeitgeist moderner Architektursprache spürbar werden lassen“, das gelingt eben auch auf diese Weise.

25 Jahre ist die Firma DS Architects nun am Markt. Und wenn aus diesem Anlass andere große Feste feiern, scheint dies nicht die Art von Dietmar Sauer zu sein. Er hat sich für seine Mitarbeiter, für alle mit denen er zusammengearbeitet hat, auch für seine Familie, zum Jubiläum etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

DS Architects hat in Köthen das Stadtbild mit geprägt

Unter dem Titel „Orte prägen“ ist ein dreibändiges Werkbuch entstanden. Es dokumentiert eine Auswahl der 728 Projekte, die von ihm und den über die Jahre bei DS Architects beschäftigten insgesamt 44 Mitarbeitern geplant und größtenteils realisiert worden sind. Alle seine ehemaligen und jetzigen Mitstreiter werden darin namentlich erwähnt.

„Was geschaffen wurde, ist keine Einzelleistung, sondern Teamarbeit. Alles - egal ob bei Profan- und Sakralbauten oder bei der Gestaltung von Freiräumen - stammt aus unseren Köpfen und Federn“, sagt Dietmar Sauer mit Stolz. Er erinnert beispielsweise gern an den Rathausplatz, an den Neustädter Platz, die Schalaunische Straße, an Schul- und Lindenstraße. Erwähnt den Prinzessingarten, die Wallstraße 29, den Bärplatz 6/7 sowie die vielen Kirchenrevitalisierungen.

DS Architects hat in Köthen das Stadtbild mit geprägt und weit darüber hinaus mannigfaltige Spuren hinterlassen. „Wenn man solche Dinge machen kann, dann ist man glücklich. Das macht Spaß. Man kann etwas nach vorn bringen“, erzählt Dietmar Sauer, der keineswegs verschweigt, dass nicht immer alles nach Plan lief, dass auch Fehler gemacht wurden, aus denen man dazulernen konnte.

Auch die Briten wollen die deutsche Qualitätsarbeit

Doch genau diese Erfahrungen geben den Ausschlag, dass DS Architects von 2006 bis 2008 einen ganz besonderen Auftrag realisieren kann. „Liverpool one“ ist ein riesiger Einkaufs-, Wohn- und Freizeitkomplex im Herzen der Stadt im Nordwesten Englands, der völlig neu errichtet wird.

Und die Briten wollen deutsche Qualitätsarbeit, das Know-how von DS Architects bei den Pflasterarbeiten mit Naturstein. Zwei Mitarbeiter aus Köthen sind zu dieser Zeit ständig vor Ort. Ihre Aufgabe ist es, zu beraten, zu überprüfen, die Qualität beim Einbau der Pflaster- und Bodenbeläge zu sichern. „Wir haben dafür gesorgt, dass alles ordentlich eingebaut wird. Das war ein Abenteuer“, erinnert sich Dietmar Sauer. Und sagt, dass es danach in Nottingham hätte weitergehen sollen. Die Wirtschaftskrise macht ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Familiäres Klima im Architektenbüro in Köthen

Das ist lange her. Doch der Architekt und sein Team können sich in den folgenden Jahren nicht über den Mangel an Aufträgen beklagen, wie dem Werkbuch unschwer zu entnehmen ist. Gegenwärtig sind sechs Mitarbeiter an Bord. „Wir sind nicht mehr so groß, bei uns herrscht ein familiäres Klima. Die überwiegende Zahl der Mitarbeiter ist langjährig im Unternehmen, eine Mitarbeiterin von Anbeginn an.“ Diese Besetzung gewährleiste die gewohnte und erforderliche Schlagkraft, sagt Dietmar Sauer.

Eine Schlagkraft, die den Bauherrn zum Vorteil gereicht und die es sicher auch ermöglichen würde, die Umgestaltung bzw. Entwicklung der hinter der Villa in der Baasdorfer befindlichen Fabrikgebäude in Angriff zu nehmen. „Konzepte für das Gesamtobjekt sind vorhanden.“

Ob und was geschieht, das müsse jedoch die Zeit zeigen bzw. letztlich der Eigentümer entscheiden, sagt Dietmar Sauer im Besprechungsraum von DS Architects. Dort, wo er vor 25 Jahren den entscheidenden Entschluss gefasst hat. (mz)

Fabrikbesitzer Herrmann Reinicke errichtete im Jahr 1888 in der Baasdorfer Straße in Köthen diese Gründerzeitvilla. Über 100 Jahre später kaufte sie Dietmar Sauer und sanierte sie. Dort arbeitet das Büro DS Architects.
Fabrikbesitzer Herrmann Reinicke errichtete im Jahr 1888 in der Baasdorfer Straße in Köthen diese Gründerzeitvilla. Über 100 Jahre später kaufte sie Dietmar Sauer und sanierte sie. Dort arbeitet das Büro DS Architects.
Heiko Rebsch