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Drei Jahre Deutschland Drei Jahre Deutschland: Schulbank statt Getränkelager: Junger Eritreer blickt nach vorn

Von Doreen Hoyer 26.03.2018, 12:41
Bano Tewelde lernt gegenwärtig am Studienkolleg.
Bano Tewelde lernt gegenwärtig am Studienkolleg. Heiko Rebsch

Köthen - Was zuerst auffällt: Die Verständigung klappt. Lief das erste Interview mit Bano Tewelde aus Eritrea noch sehr holprig und größtenteils auf Englisch, steht einer gepflegten Unterhaltung auf Deutsch jetzt nichts mehr im Wege. Er bittet in seine kleine Wohnung in Köthen und erzählt, wie es ihm seit dem letzten Treffen mit der Reporterin ergangen ist.

Erstes Treffen mit jungem Eritreer erfolgte bereits vor  knapp zwei Jahren

Rückblick: Im Sommer 2016 berichtete die MZ über den neuen Mitarbeiter im Lager von „Getränkeland Köthen“. Bano Tewelde war damals 26 Jahre alt und erst seit wenigen Monaten in Deutschland. Aus seinem Heimatland floh er vor der Diktatur, die Herrscher Isayas Afewerki seit über 20 Jahren ausübt.

Sein neuer Chef Axel Lehmann lobte ihn ausdrücklich, aber Sprachprobleme gab es viele. Und auch solche mit der Bürokratie, offenbar wegen eines Zahlendrehers bei seiner Steuer-Identifikationsnummer.

Und heute, fast zwei Jahre später? Was aus dem jungen Mann aus Afrika geworden ist, wollte die MZ wissen. Nun, Bano Tewelde ist mittlerweile seit gut drei Jahren in Deutschland und arbeitet nicht mehr im Getränkeland-Lager, ist von seinem ehemaligen Chef Axel Lehmann zu hören. „Er studiert jetzt. Grüßen Sie ihn schön!“

Kurse am Studienkolleg der Hochschule Anhalt sollen ihn auf ein Studium vorbereiten

Wird gemacht, an diesem Tag beim neuerlichen Treff mit dem inzwischen 28-Jährigen. Und ein Studium im engeren Sinne hat er tatsächlich nicht begonnen - das ist aber sein Ziel. Als Vorbereitung darauf belegt er Kurse am Studienkolleg der Hochschule Anhalt. „Ich habe fünf Fächer: Deutsch, Englisch, Sozialkunde, Informatik und Geschichte“, berichtet Tewelde.

Über zwei Semester besuche er „die Schule“, wie er es nennt - immer von morgens bis zum späten Nachmittag. Er möchte am liebsten Buchhaltung studieren, wie er es in Eritrea begonnen hat. „Dafür, hier hoffentlich bald studieren zu dürfen, bin ich sehr dankbar“, betont er.

Zukunftsplanung ist für ihn nicht immer ganz einfach

Wobei: Die Planung seiner Zukunft ist für den jungen Mann nicht ganz einfach. Bis 2019 dürfe er erstmal in Deutschland bleiben, berichtet er. Und danach? Er hebt fragend die Hände. „Muss neu entschieden werden.“ Er würde gern in Deutschland bleiben, zum Studieren vielleicht in eine größere Stadt ziehen.

Dass es auch Menschen gibt, die ihn wegen seiner Hautfarbe oder Herkunft ablehnen, ist ihm bewusst. Er jedenfalls tue keinem etwas. „Aber was soll ich machen? Nicht jeder Mensch ist gleich. Mit manchen kann man auskommen, mit anderen nicht. Das ist halt so.“ Er sei in Köthen jedenfalls noch nie angegriffen oder bepöbelt worden.

Sehnsucht nach der Partnerin, die nach ihrer Flucht in Äthiopien festsitzt

Wünschen würde er sich, bald seine Frau wiedersehen zu können. Sie ist nach ihm geflohen, Tewelde wollte sie nachholen. Nun sitze seine Partnerin in Äthiopien fest. „Ich hoffe, dass wir uns hier zusammen ein Leben aufbauen können.“ (mz)