Digitale Travestie Digitale Travestie: Warum "Lady Maxime" aus Köthen seine Bühne ins Internet verlegt

Köthen - Der Vorhang bleibt zu, der Applaus stumm. Corona zerrt an den Nerven der Künstler. Besonders hart sei die ständige Ungewissheit, weiß Max Engelmann. Viele kennen ihn vor allem unter dem Namen „Lady Maxime“.
Der gebürtige Köthener ist Travestiekünstler. Regelmäßig tourt er mit seiner Kunstfigur durch ganz Deutschland. Auch in Köthen ist er hin und wieder.
Erst Anfang des Jahres hat er im Veranstaltungszentrum seine neue CD „Hollywood kann warten“ präsentiert. Den großen Lockdown ahnte da noch keiner. „Ich war voller Vorfreude gewesen. Ich hatte viel vor in diesem Jahr“, berichtet Engelmann. Am 13. März sei erstmal Feierabend gewesen. Das war hart. Denn die Arbeit als Travestiekünstler ist seine Leidenschaft. „Man macht den Job, weil man ihn über alles liebt“, sagt er.
Zweites Standbein als Theaterpädagoge rettet ihn
Im November und Dezember hätte er rund 30 Auftritte gehabt. Nichts davon konnte stattfinden. Zum Glück, sagt er selbst, habe er noch ein zweites Standbein. In Magdeburg arbeitet er als Theaterpädagoge. Viele seiner Kollegen haben nicht dieses Privileg. Einige müssen sogar zurück in ihren alten Job, den sie für ihre Leidenschaft ursprünglich aufgegeben haben. „Das tut mir in der Seele weh“, so der Travestiekünstler.
Aber auch er ist auf die Auftritte als Kunstfigur „Lady Maxime“ angewiesen. „Ich habe mir durch meine beiden Jobs ein gewisses Leben erarbeitet. Ich rechne jeden Monat mit zwei Gehältern“, so der 31-Jährige. Als Künstler plane man schon am Jahresanfang die kommenden Monate grob durch, rechne mit Engagements.
Digitales Weihnachtskonzert mit Eintrittskarte und Pause
Aber: Not macht erfinderisch. Gerade als kreatives Köpfchen bleibt man in der Zwischenzeit nicht still sitzen. Statt live auf der Bühne gibt es „Lady Maxime“ derzeit im Livestream im Internet zu erleben. Kurz vor Weihnachten möchte er mit einem Weihnachtskonzert für Stimmung sorgen - wenn auch nur online.
Am 19. Dezember, 21 Uhr, kann man sein digitales Weihnachtskonzert miterleben. „Es wird ein richtiges Konzert mit digitaler Eintrittskarte und einer Pause zwischendurch“, erklärt Engelmann. Er möchte, dass es sich die Leute vor dem Bildschirm bequem machen und den Melodien lauschen. Ob nun digital oder auf der Bühne - er ist froh, wenn er den Menschen eine Freude bereiten kann. Man spürt richtig, wie sehr der 31-Jährige die Bühne und das Publikum vermisst.
Im Sommer gab es einen kurzen Lichtblick. Mit reichlich Vorschriften konnten zumindest einige Auftritte stattfinden, auf Distanz zum Publikum oder mit Maske. Für einen Künstler kaum umsetzbar. „Es fühlt sich einfach komisch an. Man will mit den Leuten agieren, kommunizieren. Das ist kaum möglich“, berichtet er.
Trotzdem war er froh, überhaupt mal wieder vor Publikum auftreten zu dürfen. „Ich war dankbar für jede Möglichkeit, die sich ergab“, erklärt er. Travestiekunst lebt von der Einbeziehung des Publikums - nur so macht das Konzept Sinn und vor allem Spaß. Für das kommende Jahr wünscht sich Engelmann, dass es einfach wieder losgeht. „Ich bin kein Mensch, der meckert. Ich mache einfach das Beste aus der Situation.“ (mz)
Weitere Informationen zum Weihnachtskonzert unter der Adresse www.weihnachtskonzert.ladymaxime.de.