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Spenden in der Not Diebzig sendet über 2.000 Euro Fluthilfe für alten Gasthof in Nordrhein-Westfalen

Nach dem Hochwasser gehen 2.061 Euro aus Diebzig nach Beyenburg. Aber wie kam diese Verbindung zustande?

Von Doreen Hoyer 23.08.2021, 12:57
Jutta Röseler vom Elbe-Saale-Camp (li.) sowie die Diebziger Werner Seidel und Steffi Caspers überreichen die Spenden an Conny Müller (2. v. l.).
Jutta Röseler vom Elbe-Saale-Camp (li.) sowie die Diebziger Werner Seidel und Steffi Caspers überreichen die Spenden an Conny Müller (2. v. l.). (Foto: Ute Nicklisch)

Diebzig/MZ - Er sei stolz auf die Diebziger, stolz auf die von ihnen gezeigte Solidarität, sagt Ortsbürgermeister Werner Seidel am Sonnabend. 2.061 Euro sind bei einer Spendensammlung für Opfer der aktuellen Flutkatastrophe zusammen gekommen. Am Sonnabend wurde das Geld übergeben an Conny und Michel Müller.

Sie kommen aus Nordrhein-Westfalen, sind mit Glück aber vom Schlimmsten der Flut verschont geblieben. Nein, die Müllers sind nicht als Flutopfer nach Diebzig gekommen, sondern als Boten und Verbinder.

„Das ist für mich ein kleines Stück Heimat“

Das kam so: Conny Müllers Nichte Steffi Caspers wohnt in Diebzig, stammt aber ebenfalls aus Nordrhein-Westfalen, genauer: aus Wuppertal. Früher sei sie oft mit ihrem Oma im „Landhaus Bilstein“, einer Gaststätte im Stadtteil Beyenburg gewesen, erinnert sich Steffi Caspers. „Das ist für mich ein kleines Stück Heimat.“

Dieses alte Gasthaus, in dem die Betreiberfamilie Schneider auch gewohnt habe, sei von der Flut aber zerstört worden. Das Gasthaus liege quasi am tiefsten Punkt des Ortes, so Michel Müller - entsprechend seien die Schäden verheerend. „Wenn man sich etwas über Jahre aufgebaut hat und dann ist es plötzlich weg - also wirklich komplett weg - ist das furchtbar bitter.“

Die Spende aus Diebzig soll nun beim Neuanfang in Beyenburg helfen

Wie auch in anderen Orten kritisierten Bürger in Beyenburg, nicht rechtzeitig vor der Gefahr gewarnt worden zu sein. Die Stadt Wuppertal räumte Ende Juli Fehler ein. Nach der Flut sollen in Beyenburg zum Beispiel kurzfristig neue Sirenen aufgebaut werden. Für das „Landhaus Bilstein“ kommt das aber zu spät.

Das Hochwasser im Juli traf viele Regionen Deutschlands hart.
Das Hochwasser im Juli traf viele Regionen Deutschlands hart.
(Foto: dpa)

Die Spende aus Diebzig soll nun beim Neuanfang in Beyenburg helfen. Conny Müller und ihr Mann Michel kombinieren also kurzerhand den Verwandtenbesuch in Sachsen-Anhalt mit der Aufgabe, die Spenden abzuholen und zum Bestimmungsort zu bringen.

„Unser Dorf war im Jahr 2013 selbst vom Hochwasser betroffen. Und wir haben damals viel Solidarität erlebt“

Das Geld stammt dabei auch von Teilnehmern des diesjährigen Elbe-Saale-Camps in Barby, an dem die Friedensreiter und -reiterinnen teilnahmen, zu denen wiederum auch Steffi Caspers aus Diebzig gehört. Die über 2.000 Euro Spendengeld, die im Beisein auch von Diebziger Ortschaftsräten übergeben wurden, stammen also auch von Campteilnehmern und Friedensreitern.

„Unser Dorf war im Jahr 2013 selbst vom Hochwasser betroffen. Und wir haben damals viel Solidarität erlebt“, erinnert sich Werner Seidel. Da sei es klar, dass Hilfe keine Einbahnstraße sein könne. Auch wenn die Beseitigung der Schäden deutlich mehr als 2.000 Euro kosten dürfte: Das Wissen, nicht alleine da zu stehen, sei wichtig.