Schießen wie Robin Hood Die Köthener Schützengilde hat ihr Angebot um einen Bogenstand erweitert

Köthen/MZ - Bei der Köthener Schützengilde kann nun auch geschossen werden, ohne dass es laut knallt. Dafür steht ein neuer Bogenstand zur Verfügung, auf dem es ruhig zugeht. Nur ein leises Zischen ist zu vernehmen, wenn der Pfeil sich auf den Weg zur Zielscheibe macht. Dass es dieses neue Angebot gibt, ist den Vereinsmitgliedern Sven Klatovsky und Elmar Jarosz zu verdanken, die beim Bau des neuen Schießstandes vorangingen und weitere Schützenbrüder zum Mitmachen motivierten.
„Den Anstoß gab Vereinsmitglied Frank Allner. Er kam im vorigen Jahr mit einem Bogen zur Baggerkiete, baute ein kleines Ziel auf und wollte darauf schießen. Da habe ich spontan gesagt: Los, wir bauen einen Bogenstand“, blickte Sven Klatovsky zurück.
Zielscheiben kamen hinzu und die Einteilung der 30 Meter langen Schießbahn in einzelne Abschnitte
Die Männer machten sich im Juli 2020 ans Werk. Eine wild bewachsene Fläche wurde beräumt, Sträucher weggeschnitten, Unkraut beseitigt, Schutt abgefahren. Die letzte Aktion im Herbst vorigen Jahres war das Ansäen des Rasens. Weiter ging es mit der Ausstattung des Standes. An dessen Ende wurden Strohballen aufgestellt und davor ein Pfeilfangnetz aufgebaut.
Zielscheiben kamen hinzu und die Einteilung der 30 Meter langen Schießbahn in einzelne Abschnitte. Und schon kamen die ersten Bogenschützen. „Das hat sich schnell herumgesprochen. Der Bogenstand erfreut sich großer Beliebtheit“, schilderte Klatovsky. Wer noch keinen eigenen Bogen hat, kann sich beim Verein einen ausleihen. „Als wir merkten, dass das Bogenschießen gefragt ist, haben wir einige Leihbögen angeschafft“, sagte Vereinspräsident Bernhard Reichel.
Mit dem Bogenstand will die Schützengilde ihre Jugendarbeit verstärken
Mit dem Bogenstand, so der Präsident, will die Schützengilde ihre Jugendarbeit verstärken. Denn für diese Art des Schießsports gibt es keine Altersbegrenzung. Jeder Junge kann hier Robin Hood nacheifern. Das macht auch Sven Klatovskys Sohn Justin, der im Umgang mit Pfeil und Bogen schon etwas Erfahrung hat und zu den Ersten gehörte, die den neuen Schießstand nutzen. Aufstellung nehmen, den Bogen spannen, die Luft anhalten, konzentriert zielen und dann den Pfeil abfeuern - Justin hat viel Spaß mit seinem Hobby. Auch Vater Sven hat sich inzwischen eine Bogenschützenausstattung zugelegt und schießt mit dem Junior um die Wette.

Die Coronazeit hat das Vereinsleben in der Privilegierten Schützengilde zu Cöthen von 1443 zwar beeinträchtigt, aber nicht zum Erliegen gebracht, schätzte Präsident Reichel ein. Die Schießanlagen auf der Baggerkiete seien offen, so dass die Schützen immer mit sicherem Abstand trainieren konnten. Reduzierte Schützenzahlen und Mindestabstand seien wichtige Kriterien gewesen, die immer eingehalten wurden.
Zudem wurden in den vergangenen Monaten mehrere weitere Bauvorhaben umgesetzt
Eingeführt wurde ein Bestellsystem, so dass jeder Schütze die Möglichkeit hatte, eine Stunde lang zu schießen. „In dem Bestellbuch wurde stundengenau eingeschrieben, wer wann kommt. Diese Organisation hat hervorragend geklappt“, sagte Vereinssprecher Rüdiger Rochlitzer. Zudem wurden in den vergangenen Monaten mehrere Bauvorhaben umgesetzt. Der Flintenstand erhielt zwei zusätzliche Maschinen und verfügt nun über vier Wurfmaschinen.
Diese Geräte werden per Funk gesteuert. Das Geschossfangdach über dem Kurzwaffen- und Keilerstand wurde komplett saniert. 60.000 Euro kostete dieses Projekt, das zur Hälfte vom Land gefördert wurde. Auch der Kleinkaliberstand mit seinen zwölf Bahnen erhielt ein solches Fangdach. „Im Moment wird die 100-Meter-Bahn mit Kameras ausgestattet. Diese Kameras nehmen auch die Treffer auf den Zielscheiben auf“, berichtete Rochlitzer.
Die Köthener Schützen blicken auf den 30. Jahrestag der Wiedergründung ihres Vereins
Nunmehr richtet sich der Blick der Köthener Schützen auf den 30. Jahrestag der Wiedergründung ihres Vereins. Das Jubiläum wird am 28. August mit einem Schützenfest gefeiert. „Wegen Corona haben wir uns auf ein kleineres Fest eingerichtet, aber feiern wollen wir auf jeden Fall“, sagte Bernhard Reichel. Und wer dann den Weg zur Baggerkiete findet, kann sich gern auch als Robin Hood auf dem neuen Bogenstand ausprobieren.