Der Nachfolge-Doktor wird auf Ungarisch begrüßt
KÖTHEN/MZ. - Bittner, in Köthen seit 36 Jahren tätig, geht in den Ruhestand. Insgesamt war er 42 Jahre im Beruf. Kollegen aus dem Krankenhaus Köthen - das MVZ ist ein Tochterunternehmen des Krankenhauses - und aus dem Zentrum selbst kamen zur Feierstunde, um dem Mediziner zum Abschied noch einmal die Hand zu drücken.
Hans-Georg Neumann, der Geschäftsführer der Krankenhaus Köthen GmbH, und Dr. Harold Köhler, ehemaliger Verwaltungsdirektor bzw. Geschäftsführer der Einrichtung, erinnerten an die Stationen des Berufsweges, die Christian Bittner seit dem 17. November 1972 in Köthen zurücklegte. Damals kam er als frisch gebackener Facharzt aus Erfurt nach Köthen. Unter anderem war er am Krankenhaus als Chefarzt für Urologie tätig.
Bittner selbst erinnerte sich noch einmal an all die Jahre, an überfüllte Praxisräume, an die vielen Dienste, an Operationen, an teilweise schlechte räumliche Bedingungen zu DDR-Zeiten. "Wenn ich nach Hause kam, war ich völlig kaputt", so der Arzt, der sich bei seiner Frau, ebenfalls einer Ärztin, bedankte, die ihn unterstützt habe. Auch seinen Schwestern in der Praxis dankte Dr. Bittner: "So gute Mitarbeiterinnen finden sie nirgendwo. Ohne euch wäre ich eine Null gewesen."
Christian Bittner ist in Köthen als guter Facharzt bekannt, der manchmal rau werden konnte. "Ich mit meinem Temperament haute auch mal mit der Faust auf den Tisch", sagte er Donnerstag und gab zu: "Manchen habe ich beleidigt, was mir sehr leid tut."
Nach so vielen intensiven Berufsjahren fällt es dem Mediziner nicht leicht, seinen Beruf wie seinen Kittel an den Nagel zu hängen. "Die Praxis aufzugeben fiel mir schwer", verriet er. Obwohl sie ihm kein Reichtum einbrachte und er die Schulden für ihre Einrichtung noch nicht abgezahlt hat. "Was soll ich mit der vielen Freizeit?", fragte der scheidende Arzt und erhielt von den Anwesenden viele Tipps, die von Kochen über Schwimmen bis hin zum Rad fahren reichen. Ein neues Rad hat er sich immerhin schon gekauft, und zwar eins, das auch für Bergfahrten taugt.
Dr. Christian Bittner kann etwas Ungarisch, was er in der Feierstunde gleich anwendete, als er seinen Nachfolger im MVZ in dessen Muttersprache anredete. Bittner ist es auch, der der Runde erklärte, dass Salamon kein Alajos Salamon, sondern "Alajosch Scholamon" ist: So wird der Familienname nämlich in Ungarn ausgesprochen.
Alajos Salamon ist 47 Jahre alt und ein geborener Budapester. Die medizinische Ausbildung erhielt der Urologe an der Semmelweis-Uni in seinem Heimatland. Sein Einsatz in Köthen kam durch die Vermittlung eines Personalberaters: Heutzutage ist es nicht einfach, einen Facharzt zu finden, verdeutlichte Krankenhaus-Geschäftsführer Neumann. Aber auch die Anstellung von Dr. Salamon und die Anerkennung dessen medizinischer Qualifikation sei mit erheblichem bürokratischen Aufwand verbunden gewesen. "Wir sind nun froh, dass im Medizinischen Versorgungszentrum den Köthenern weiter ein Urologe zur Verfügung steht", so Neumann.
Seine ersten Deutsch-Kenntnisse hat sich Alajos Salamon im Kindergarten der DDR-Botschaft in Budapest zugelegt, den er mangels eines anderen Kindergartenplatzes besuchen durfte. Seitdem feilt er an seiner Sprache. Seine Frau ist Fremdenführerin in Budapest, sie spricht zwar Englisch und Französisch, jedoch kein Deutsch. Sie und die beiden Söhne, 16 und 18 Jahre alt, bleiben vorerst in Ungarn.
"Haben Sie eine glückliche Hand", wünschte Dr. Christian Bittner Donnerstag seinem Nachfolger.