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«Das Wasser macht mir große Angst»

Von Sylvia Czajka 01.02.2008, 17:57

Aken/MZ. - "Es ist eine Katastrophe", meint Heike Packendorf. Denn im einstigen Kohlenkeller, der in monatelanger Arbeit von Lebensgefährte André Patzelt umgebaut wurde, steht nun das Wasser zentimeterhoch. Steigt und steigt. "Die Möbel sind wohl nicht mehr zu gebrauchen", ist sich Heike Packendorf sicher. Der Schaden? Sie kann ihn momentan nicht schätzen.

Doch nicht nur in der Straße am Wasserturm flutet das Nass die Kellerräume. "Der gesamte südliche Bereich von Aken ist betroffen", meint Erhard Hilliger von der Bürgerinitiative "Wasser in den Kellern". Auch Gerlinde Kalbitz ist "stinksauer". In ihrem Keller steht das Wasser zehn Zentimeter hoch. Ihre Pumpe läuft auf Hochtouren.

Ab 1990 keine Probleme

"Das Wasser macht mir große Angst", meint Gabriele Heenemann, die in der Köthener Chaussee eine Pension betreibt. Im Frühstücksraum der Gäste bahne sich das Nass bereits den Weg durch die Wände, berichtet die Geschäftsfrau. 267 Anwohner haben dafür ihre Unterschrift geleistet, in der Hoffnung, dass ihre Häuser bald trocken werden. Grund für die derzeitige Wasserflut sehen die Akener in der Wassersituation des Entwässerungssystems Taube / Landgraben. "Bei einem zu hohen Wasserstand des Systems kommt es zum Eindringen des Wassers in die Keller mit all seinen negativen Folgen", erläutert Hilliger. Um das zu vermeiden, sei 1961 das Schöpfwerk Aken zusätzlich zum Schöpfwerk Breitenhagen gebaut worden. Seitdem habe es bis 1990 keine Probleme gegeben, so der Akener.

Laut Bürgerinitiative wurde der Wasserstand der Taube immer auf einem Pegelstand bis 60 Zentimeter (Pegel Eisenbahnbrücke) gehalten. Das habe sich ab August 2007 geändert. Der Pegel sei vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) auf 80 bis 84 Zentimeter angehoben worden, teilt Hilliger weiter mit. Dadurch hätte sich der Grundwasserspiegel im Südbereich Aken so erhöht, dass kaum noch Reserven gegen eine Kellervernässung bestünden, meinen die Anwohner.

"Wir fordern den Schaltpunkt des Schöpfwerkes wieder auf den Stand von 60 Zentimetern zu korrigieren", heißt es von Seiten der Bürgerinitiative, die ein Schreiben an die Adresse des LHW nach Magdeburg. Auch Akens Bürgermeister Hansjochen Müller forderte das LHW in einem Brief auf, "unverzüglich zu handeln".

LHW reagiert

Für den zuständigen Flussbereichsleiter Schönebeck Christian Jung steht fest: "Man kann nichts machen." Aus seiner Sicht könne mit einem Oberflächenschöpfwerk keine Grundwasserregulierung durchgeführt werden. Denn seiner Meinung nach, sei der derzeitige Anstieg des Grundwassers dafür verantwortlich, dass sich in Aken die Keller füllen. "Es ist technisch nicht möglich mit dem Schöpfwerk die Grundwasserstände durch das Absenken des Pegels zu beeinflussen", erläutert Jung im MZ-Gespräch. Trotzdem er auf seinen Standpunkt beharrt, hat Jung nun reagiert und den Einschaltpegel auf 60 Zentimeter heruntergesetzt. Der Wasserstand bleibe jedoch derzeit auf 68 Zentimeter stehen, da das Wasser nicht nachlaufen kann, teilt er die ersten Ergebnisse der Pegelsenkungen mit. Er selbst glaube nicht, dass dadurch das Problem der Akener gelöst werde. "Selbst wenn ich die Taube auf null abpumpen könnte, der Grundwasserstand wird sich nicht großflächig ändern", ist der Flussbe- reichsleiter überzeugt. Grund dafür ist das Hochwasser im gesamten Grundwasserkörper des Elbeurstromtals sowie zusätzlich die erhöhten Wasserstände in der Elbe. Der Wasserstand der Elbe am Pegel Aken war am Samstag 1,40 m höher als der vorgegebene Wasserstand für den Pegel in der Taube. Sie, sowie Mulde und Saale beeinflussen zusammen mit den Niederschlagssummen im Wesentlichen den Grundwasserspiegel in der Taube-Landgraben-Niederung. Das sehen die Akener Anwohner anders. Natürlich habe man in all den Jahren mit dem Wasser in den Kellern leben müssen, meint Oliver Reinke. "Aber wenn das so weiter geht, dann saufen wir hier alle ab." Auch Oliver Reinke ist davon überzeugt, dass durch die Pegelsenkung das Wasser langsam weichen wird. Jetzt heißt es abwarten und hoffen. Die Packendorfs jedenfalls haben die Gummistiefel satt.