Countryfest Countryfest: Line Dance in der Kulturscheune Großwülknitz
wülknitz/MZ - Stiefel, Fahnen, Hüte. Tücher, Fächer, Gürtelschnallen – und ein paar verwegene Typen, die Messer begutachten. Hemden, luftige Röcke, lange Reitmäntel, neckische Oberteile aus Leder, Schmuck. Das alles gab es am Samstag in der Kulturscheune zu Wülknitz zu erstehen – und an vielen Gästen zu bewundern. Denn es gab die seit Jahren wieder erste Country- und Line-Dance-Night, mit Western-DJ Eagle-Eye Jimmy.
Feuer und Rauch vor der Türe empfingen die weit über 200 Gäste im rustikalen Ambiente; mit Stall-Laternen und „Heimat im Glas“ aus Landsberg. Pünktlich um 20 Uhr legte Jimmy auch schon los – und sofort war die Tanzfläche rappelvoll. Shania Twain hätte ihre Freude gehabt, hätte sie sehen können, wie bei ihrer Musik sich nicht wild durcheinander wie üblich, sondern schön geordnet in Reih, Glied und Gleichschritten bewegt wurde. Das war was fürs Auge, auch wenn man daneben stand oder saß; und auch abseits wippten so mache Füße mit.
Generationenübergreifend war so Spaß und Freude garantiert – das sagten nicht zuletzt die konzentriert-freudigen Gesichter, in die man sehen konnte. „Was hier zählt, ist die Gemeinschaft, das Miteinander“, findet Kerstin Latussek aus Köthen, die zusammen mit Mann Frank seit gut acht Jahren dem Country-Hobby frönt und die auch schon das letzte Mal hier mit dabei war.
Allein sind die beiden nicht da, sondern zusammen mit 25 der über 30 Country-Freunde aus Weißandt-Gölzau, die diesmal das Team des Kulturvereins tatkräftig bei der Vorbereitung des Festes unterstützt hatten. „Wir haben bei der Pressearbeit geholfen, Flyer verteilt, Mails geschrieben…“ Eddy Helmecke und Carmen Striebing freuen sich, dass es geklappt hat – und beweisen gleich den generationenübergreifenden Charakter: „Wir haben Mitglieder von acht bis 73!“
Unterdes beweist Eagle-Eye Jimmy alias Klaus Schönfeld aus Lübben, dass das A und O eines guten DJs seine Musikvielfalt ist. Gerade im Line Dance seien die Stil- und Musikrichtungen schnelllebiger als sonst in der Tanzszene. Nicht nur mehr nach Country-Musik wird getanzt – mittlerweile gibt“s auch im wilden Westen den „Stern, der deinen Namen trägt“. Moderner Pop, New Country, Irish, Shottish, Pop, Hip Hop, Oldie oder was auch immer – Line Dancer erobern nach und nach viele Musikstile.
Jimmy ist drauf eingestellt, das merkt man. Werden doch gleich zu Beginn „Wunschzettel“ eingesammelt, deutsche, britische und Ami-Line-Dance-Charts können auch weiter helfen. Vor allem zählt aber, was die gerade Anwesenden so „drauf haben“ an Tänzen – und so war die Tanzfläche eigentlich immer gut frequentiert; ob einzeln, paar- oder gruppenweise; stets ging es Ferse-Spitze-Ferse-Spitze-Stampf – und drehen – oder so ähnlich.
Auch wenn der Wilde Westen sich nicht unbedingt durch Stille auszeichnete – in der Scheune bleibt die Lautstärke zivil. Vernünftige Synchronisation und Dynamik zeigen Professionalität; kein Knistern, kein Knarren, kein in die Musik quatschen. Und natürlich wurden die Titel auch bis zum Ende gespielt.
Dass die Kulturscheune auch schon jüngste Unterstützerinnen hat, beweisen Lena und Luise Kranz, die bald 14 bzw. 11 werden. Fleißig stempeln sie die ankommenden Gäste und geben die Karten aus; pünktlich ab 19 Uhr sind sie an ihrem Platz: „Aber um 21 Uhr müssen wir nach Hause“, betonen die beiden bekennenden Nicht-Schwestern – auch wenn sie sich sicher gefreut haben dürften, falls ihre alten Herrschaften dann doch im Country-Trubel die Uhrzeit vergessen oder etwas gedehnt haben sollten – den beiden sei's von Herzen gegönnt.