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Osternienburgerin testet Motocross Classic Cup in Köthen: Osternienburgerin testet Motorcross

Von Susann Salzmann 17.09.2019, 12:30
Die 51-jährige Jana Kolze aus Osternienburg beim Classic Cup.
Die 51-jährige Jana Kolze aus Osternienburg beim Classic Cup. Susann Salzmann

Köthen - Jana Kolze ist begeistert. Mit einem  orangefarbenen Sicherheitsgurt ist sie in einem PS-starken Fahrzeug des MC Köthen angeschnallt. Sekunden später dröhnt der Motor. Nur eine Runde, ganz abseits der Wertung des zwölften Classic-Cups, will sie drehen. Denn die 51-Jährige aus Osternienburg liebt den Adrenalinschub.

Da ist sie beim Classic-Cup auf dem Köthener Wattrelosring genau richtig. Schnellfahren ist ihre Affinität, auch wenn die Bandscheiben ihrer gedanklichen Passion einen Strich durch die Rechnung machen könnten. „Einen Bandscheibenvorfall hatte ich, aber jetzt will ich ja erstmal testen“, sagt die Osternienburgerin und reagiert eingewiesen auf die Frage von MC-Mitglied Sebastian Schwab. „Du weißt, wie Du startest?“

„Natürlich“, antwortet sie, zieht zwei Hebel nach oben und drückt auf einen Startknopf. Anfänglich noch Bedenken, sich in dem Spezialfahrzeug mit Überrollschutz gesundheitlich keinen Gefallen zu tun, sitzt Kolze am Tag darauf schon wieder in dem Tourenwagen. Würde sie sich für den aktiven Motorsport entscheiden, zählte sie zu den wenigen Frauen in der Szene.

93 Männer und zwei Frauen beim Classic Cup in Köthen

Unter den 95 Teilnehmern befinden sich nur zwei aktive Fahrerinnen. Das Feld ist klein, könnte aber wachsen, ist sich Schwab sicher. So, wie in diesem Jahr auch die Trabis in einer eigenen Klasse fahren, weil es dazu erstmals genügend Anmeldungen gab. Für Matthias Gräfe aus Jeßnitz - er ist zum zweiten Mal mitgefahren - eine positive Nachricht. „Dann gibt es eine einheitliche Leistungsdichte“, meint der 57-Jährige, der mit seinem Trabant 601 im letzten Jahr erstmals auf dem Köthener Ring an den Start ging.

Das Besondere an Gräfes Trabi: „Zehn Jahre stand er im Merseburger Museum still. Über einen Winter habe ich ihn flott gemacht“, erzählt Gräfe, der sich auf seine Wertungsläufe vorbereitet hat. Dabei kommt es nicht auf Spitzengeschwindigkeiten an. Geringstmögliche Abweichungen bei den Rundenzeiten muss man vorweisen  können. Der  Tacho ist dafür bei allen Fahrern abgeklebt. Einzige Orientierung: Die Drehzahlen.

„Ich fahre meist so im 3 000er bis 4 000er Bereich im zweiten bis vierten Gang“, plaudert Gräfe, hinter dem  fünf Rennen und der erste Unfall liegen. „Der Reifen war kalt, da bin ich in den Strohballen gerutscht.“ Diesmal geht alles gut aus.

Trabis, Tempo und Strohballen beim Classic Cup

Das Organisationsteam achtet penibel auf Sicherheit. Dazu stehen rund 40 riesige Strohquader als Sicherheit für Fahrer und Zuschauer entlang der Strecke. Laternenmasten sind mit zusätzlichen, kleineren Bällen - rund 150 Stück - gesichert. Dass die Strohballen so manche brenzlige Situation entschärft haben, weiß Streckenposten Ralf Wettig zu berichten. Gleich bei einem der ersten Rennen brach das Vorderrad eines Motorrades aus.

Maschine und Fahrer schleuderten gegen einen Strohballen. Die Maschine war beschädigt, „aber der Fahrer konnte selbständig aufstehen und seine Maschine von der Strecke schieben“, erzählt der 50-jährige Köthener. Gänzlich ausmerzen lassen sich solche Situationen nie - auch nicht durch Schikanen. Das ist den Fahrern bewusst. Wenn es doch ohnehin nur um gleichmäßiges Fahren gehe, könnte Überholen doch eigentlich tabu sein, oder?

Michael Willmes aus der Spree-Neiße-Region verneint. Der 65-Jährige fährt eine Augusta MV aus dem Jahre 1976 mit zwölf PS. Gerade, wenn der Vordermann ungeplant unregelmäßig fährt, erwäge der Fahrer ein Überholmanöver. Als „gefährlich“ stuft er die Köthener Strecke nicht ein. „Ich mag es hier. Es ist alles top organisiert und für Sicherheit gesorgt“, lobt er die Arbeit der Veranstalter und versichert, 2020 wiederzukehren.