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Citylauf in Köthen Citylauf in Köthen: Nach Unglück nicht schnell genug geholfen?

Von helmut dawal 19.05.2014, 19:09
Dramatische Hilfsaktion beim City-Lauf: Notärztin und Rettungswagen sind vor Ort.
Dramatische Hilfsaktion beim City-Lauf: Notärztin und Rettungswagen sind vor Ort. privat Lizenz

Köthen/MZ - Das tragische Unglück beim Köthener Citylauf, bei dem ein 22 Jahre alter Mann aus Osternienburg verstorben ist, sei in „absolut verniedlichter Form“ in der MZ-Ausgabe vom Sonnabend dargestellt worden. Diese Auffassung vertritt eine MZ-Leserin (Name ist der Redaktion bekannt) in einer E-Mail an die Redaktion. Darin übt sie Kritik an der Rettungsaktion, die ihrer Ansicht nach hätte deutlich schneller ablaufen müssen.

Sie habe selbst am Lauf teilgenommen. Als der Läufer am Ziel bewusstlos zusammengebrochen sei, hätten die Moderatoren nach Helfern ausgerufen. Ihr Erscheinen habe mehrere Minuten gedauert. Sie seien „im Schlenderschritt angekommen“ und hätten den Ernst der Lage nicht erkannt, „obwohl ein bereits anwesender Arzt, der ebenfalls als Läufer an dem Event teilgenommen hat, den Bewusstlosen per Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzubeleben versuchte“. In dem Erste-Hilfe-Koffer habe sich keinerlei geeignete Ausrüstung befunden, „es fehlte unter anderem Adrenalin, um eine fachgerechte Wiederbelebung durchführen zu können“.

Lauf wurde nicht abgebrochen

CFC-Präsident Ronald Maaß hat gestern der Familie des verstorbenen Läufers sein persönliches Mitgefühl und das Beileid aller Vereinsmitglieder und Lauf-Organisatoren ausgesprochen. „Als Verein haben wir aber auch von vielen Seiten Aufmunterung und Zuspruch erhalten, den City-Lauf nicht fallen zu lassen“, sagte Maaß im Gespräch mit der MZ.

Zudem habe es etwa 30 Minuten gedauert, bis die Notärztin eingetroffen sei. Es sei „ersichtlich, dass die Veranstalter von Anfang an nicht für die Bereitstellung eines fachgemäß ausgebildeten Notarztes gesorgt haben“, schrieb die Leserin. Nach ihrer Ansicht habe man „nichts Menschenmögliches“ getan, um den Mann zu retten.

Lauf-Mitorganisator Georg Grohmann vom CFC Germania 03 weist die Kritik am Veranstalter energisch zurück. „Der junge Mann ist vor unseren Augen zusammengebrochen, wir haben uns sofort um ihn gekümmert. Fred Böttcher von unserem Verein hat als erster die Herz-Druck-Massage gemacht und wurde dann von den Ärzten abgelöst“, schilderte Grohmann. Es seien die letzten Minuten des Laufes gewesen. „In diesem Moment haben wir keinen Gedanken mehr an eine Absage der Veranstaltung verschwendet. Unser ganzes Augenmerk galt dem jungen Mann. Das war uns wichtiger“, schilderte Grohmann.

Seite 2:Vorgaben für medizinische Absicherung wurden eingehalten

Vorgaben für medizinische Absicherung wurden eingehalten

Was die medizinische Absicherung des Laufes anbetrifft, so habe man sich an die Vorgaben des Leichtathletikverbandes gehalten. Danach müsse jeder teilnehmende Läufer erklären, dass er gesund sei und auf eigenes Risiko laufe. Einen Notarzt vorzuhalten, sei nur dann erforderlich, wenn ein Arzt mehr als 20 Minuten benötige, um zu einem Unfall bei einer Laufveranstaltung zu kommen. Beim Citylauf im Einsatz seien Helfer vom DRK gewesen, mit denen es über all die Jahre hinweg eine gute Zusammenarbeit gegeben habe.

Martin Springer, der beim City-Lauf Zeitnehmer war, hat von seinem Standort aus das Geschehen gut verfolgen können und die Rettungsaktion anders wahrgenommen als die Leserin. „Ich habe noch nie ein solch schnelles Handeln erlebt wie beim Köthener City-Lauf“, betonte Springer, der viele Läufe in der Region kennt. Dass die Helfer vom DRK angeblich im „Schlenderschritt“ unterwegs waren, habe damit zu tun, dass sie den Ereignisort finden mussten. „Alle haben getan, was sie in diesem Augenblick tun konnten“, so der Zeitnehmer.

DRK-Helfer dürfen keine Medikamente verabreichen

Bei den Sanitätern, so Gabi Reuter-Gappa vom DRK-Kreisverband Köthen, handelte es sich um ehrenamtliche Einsatzkräfte. „Sie dürfen keinerlei Medikamente mitführen. Das ist den hauptamtlichen Rettungssanitätern vorbehalten“, stellte sie klar.

Der Notruf ging bei der Rettungsleitstelle um 18.44 Uhr ein, teilte Udo Pawelczyk, Pressesprecher der Landkreisverwaltung, auf MZ-Anfrage mit. Daraufhin wurde umgehend ein Rettungswagen alarmiert, der um 18.53 Uhr vor Ort war.

Die Hilfsfrist für den Rettungswagen beträgt zwölf Minuten, für den Notarzt 20 Minuten. Die exakte Ankunftszeit der Notärztin sei nicht dokumentiert worden. Da die Notärztin bereits um 19.20 Uhr wieder im Krankenhaus war und sich wieder einsatzbereit meldete, „gehen wir davon aus, dass die Hilfsfrist eingehalten werden konnte“, so der Pressesprecher.

Blumen und Kerzen erinnern an das tragische Unglück.
Blumen und Kerzen erinnern an das tragische Unglück.
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