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Chaos Customs Cöthen Chaos Customs Cöthen: Autotuning der besonderen Art

Von Stefanie Greiner 13.08.2016, 08:00
Mit ihrer besonderen Form des Tunings sind sie nicht allein: Zum Rat’n’Old School Meeting kommen die Fans aus ganz Deutschland zusammen.
Mit ihrer besonderen Form des Tunings sind sie nicht allein: Zum Rat’n’Old School Meeting kommen die Fans aus ganz Deutschland zusammen. Heiko Rebsch

Köthen - Verrostete Motorhauben, beklebte Kotflügel, skurrile Aufbauten. Die „Chaos Customs Cöthen“ motzen ihre Autos mächtig auf. Wie andere Tuner auch. Nur eben anders.

Ratten. So nennen die Mitglieder der Gruppe ihre Fahrzeuge. Ratten - das klingt vergammelt. Ratten - das klingt versifft. Und genau so sehen die Wagen aus. Der eine mehr, der andere weniger. Aber alle ziemlich absurd. Und alles andere als auf Edel getrimmt.

Tuning-Trend aus den USA sorgt für skurrile Autos

„Andere gehen zum Lackierer. Wir gehen in den Baumarkt“, sagt Markus Bathelt und bringt es damit auf den Punkt. Wo andere zu teuren Felgen und Spoilern greifen, bauen Ratten-Fans an ihre Fahrzeuge, was sich so findet: im Baumarkt, auf dem Dachboden, im Keller, in der Garage. Die Ursprünge des sonderbaren Tunings kommen aus den USA. Aber auch in Deutschland finden sich immer mehr Anhänger.

„Ich habe meine Fahrzeuge eigentlich schon immer umgebaut“, sagt Markus Bathelt. Vor 20 Jahren seine Schwalbe. Später dann seinen Kadett. Und jetzt seinen Vectra. Warum er das macht? Ganz einfach: Er will ein Fahrzeug, das nicht aussieht wie jedes andere.

Rostige Hauben verdecken feinste Technik

Doch was braucht ein Fahrzeug, um als Ratte durchzugehen? Eine verrostete Motorhaube zum Beispiel. Dazu muss erst einmal der Lack ab. Dann heißt es: Warten - der Rost kommt von allein. Wem das zu lange dauert, der kippt Essig oder Salzsäure drauf. Damit geht’s schneller.

Der Rost wird - über die Jahre - mehr und mehr. So ist das nun mal. Irgendwann rostet eine Motorhaube da schon mal durch. Das sieht der TÜV gar nicht gern. Eine neue muss her. Auch bei Ratten.

Apropos TÜV. Straßentauglich sind die Fahrzeuge. Unter ihren verrosteten Hauben steckt gepflegte Technik. Dafür sorgen die „Chaos Customs Cöthen“ selbst. Alle Fahrzeuge sind TÜV-geprüft.

Besonderer Dachgepäckträger ein Hingucker

Grenzen? Die gebe es natürlich, räumt Markus Bathelt ein. „Wenn’s zu tief wird“, sagt er. „Oder zu hoch.“ Aufbauten sind bei Ratten-Fans beliebt. Bei zu viel Gerümpel auf dem Dach macht der TÜV aber nicht mit.

Gerümpel: das fährt auch Martin Stößel mit sich herum. Er hat einen selbstgebauten Dachgepäckträger aus alten Holzlatten. Darauf: ein alter Werkzeugkoffer und eine alte Leiter.

„Eigentlich wollte ich nur eine verrostete Motorhaube“, erzählt er. Eigentlich. Der Gepäckträger musste dann aber auch noch sein. Fertig ist der 26-Jährige mit seiner Ratte noch nicht. Er will noch die alten Männer aus der Muppet-Show auf seinen Opel sprayen.

Chaos Customs Cöthen mit viel Zeit für seine Ratten

Seinen Opel? Moment mal: Martin Stößel grinst. Das Opel-Zeichen habe schon bei Vielen für Verwirrung gesorgt, sagt er. Erst neulich wieder. Da habe ein Junge überlegt, was das für ein Opel sei. Die Auflösung: Sein Opel ist gar kein Opel, sondern ein Seat. Das Opel-Zeichen ist nur Show.

Verrostete Motorhauben, skurrile Aufbauten. Die „Chaos Customs Cöthen“ haben noch mehr auf Lager, um aus normalen Autos waschechte Ratten zu machen.

Eine Fusselrolle mache sich ganz gut, sagt Markus Bathelt. Mit der könne Farbe aufgetragen werden. Eine Arbeit, die Zeit kostet. Viel Zeit. Die nehmen sich Ratten-Fans, um ihre Fahrzeuge noch schräger zu machen.

Auch Frauen haben Hang zum besonderen Tuning

Mit Erfolg. Die Autos würden auffallen, sagt Markus Bathelt. Auf Parkplätzen, im Straßenverkehr. Auch die Polizei gucke da durchaus mal genauer hin.

Dass eine Ratte nie ganz fertig ist, beweist das Fahrzeug von Kevin Hellwig. Erst war es bunt, dann grau. Jetzt fährt der 22-Jährige mit einem grünen Auto im Rennwagen-Stil herum. Am linken und rechten Kotflügel: Aufkleber über Aufkleber. Ebenfalls typisch für Ratten.

Die sonderbaren Fahrzeuge sind übrigens keineswegs nur Männersache. Bei den „Chaos Customs Cöthen“ machen auch Frauen mit. Maxie Hauf zum Beispiel. Die 26-Jährige hat eine Simson. Ein Auto kann sich die Studentin derzeit nicht leisten. Wenn’s mal eins wird, dann eine Ratte.

Besuch eines fahrenden Sperrmüllhaufens

Vom 18. bis 21. August bekommen die „Chaos Customs Cöthen“ Gesellschaft. Sie laden zum Treffen ein. Dem vierten seiner Art. Beim ersten Treffen waren elf Fahrzeuge dabei, mehr als 40 waren es letztes Jahr.

Die Fahrer kamen aus ganz Deutschland. Ein Teilnehmer hatte sogar 750 Kilometer zurückgelegt, um beim „Rat’n’Old School Meeting“ dabei zu sein. Bei einem Fahrzeug staunte selbst Markus Barthelt nicht schlecht. „Das Ding sah aus wie ein fahrender Sperrmüllhaufen“, sagt er. „Ich würde so nicht rumfahren.“

Das „Rat’n’Old School Meeting“ findet Am Dreiangel 2 in Köthen statt. Dort haben die „Chaos Customs Cöthen“ ihr Quartier.

(mz)

Die Ratten-Fans aus Köthen stecken viel Zeit in das „Styling“ ihrer Fahrzeuge.
Die Ratten-Fans aus Köthen stecken viel Zeit in das „Styling“ ihrer Fahrzeuge.
Rebsch
Besonderes Vinyl: Flammen aus Rost,
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Rebsch
Beklebte Kotflügel sind ein Markenzeichen der "Ratten".
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Rebsch