1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Biogas zwingt Köthen Energie zu Investition

Biogas zwingt Köthen Energie zu Investition

Von MATTHIAS BARTL 05.08.2010, 18:16

KÖTHEN/MZ. - Neben den Anliegern wäre auch das Unternehmen Köthen Energie von dem Vorhaben der Firma Nordmethan betroffen, in Köthen eine Biogasanlage erheblichen Ausmaßes zu errichten. Die Köthen Energie (KE) ist der Netzbetreiber, der das im Damaschkeweg erzeugte Biogas in seine Leitungen aufnehmen müsste. Tatsächlich müsse man hier von einer Pflicht reden, stellt Patrick Wrobel fest, Geschäftsführer der Köthen Energie Netz GmbH. Früher habe man solche Einspeisebegehren ablehnen können, nach neuer Gesetzgebung sei dies nicht mehr möglich. Prinzipiell sei die Förderung regenerativer Energien ja zu begrüßen, betont KE-Geschäftsführer Wolfgang Thurau. In diesem Fall allerdings ist das Unternehmen von den Plänen der Nordmethan alles andere als erbaut.

Aus nachvollziehbaren ökonomischen Gründen. Nach den Unterlagen, die die Nordmethan an KE übermittelt hat, muss diese von einer Einspeisemenge im Umfang von 700 Kubikmetern pro Stunde ausgehen. Das bringt Problem Nr. 1 mit sich: Im Sommer benötigt Köthen Energie im Durchschnitt 300 Kubikmeter pro Stunde, 400 Kubikmeter werden also schlicht zu viel eingespeist. "Wir können die kontinuierliche Abnahme nicht gewährleisten", so Thurau. Was wiederum bedeutet, dass dieses Gas in "vorgelagerte Netzstufen" transportiert werden muss - also in das Netz der Verbundnetz Gas AG. Die dafür zwar keine Extra-Kosten berechnen dürfte, aber der finanzielle Knackpunkt ist die Rückeinspeiseanlage, die auf alle Fälle benötigt wird. "Die kostet richtig Geld", sagt Wrobel. KE hat nach offizieller Abstimmung mit Nordmethan ein Ingenieurbüro beauftragt, die technische Machbarkeit des Netzanschlusses zu prüfen. "Für uns ist das ja ein völlig neues Thema", erläutert Patrick Wrobel die Einbindung eines externen Sachverständigen. Zwar steht noch nicht definitiv fest, wie viel Köthen Energie in die Rückeinspeisung investieren muss, aber es gibt Schätzungen, die von rund drei Millionen Euro sprechen. Das wäre ein ziemlicher Brocken für das Unternehmen, zumal es verpflichtet ist, die Sache durchzuziehen, wenn Nordmethan die Sache durchzieht. Im Gesetz sei zwar festgehalten, dass solch ein Projekt auch unter den Vorbehalt der wirtschaftlichen Zumutbarkeit gestellt wird, "aber kein Mensch hat definiert, was wirtschaftliche Zumutbarkeit ist."

Man darf an dieser Stelle eine Folgenabschätzung vornehmen, die über die Folgen für die Einwohner von Alt-Melwitz und Melwitz II hinausgeht: Wenn Köthen Energie die Summe investieren muss, wird das kaum ohne Auswirkungen auf die Kosten bleiben, zu denen das Unternehmen seine Leistungen in Köthen anbietet. Und dann wären von dem Bau der Biogasanlage sehr viel mehr Köthener betroffen.