Bibliothek für Homöopathie Bibliothek für Homöopathie: Hahnemannbüste kommt vom Rhein nach Köthen

Köthen/Köln - Als sich der Briefträger auf den Weg machte, existierte der Adressat für Christine Lehers Schreiben schon nicht mehr: der Hahnemann-Lutze-Verein in Köthen hatte sich zu diesem Zeitpunkt längst aufgelöst.
Was freilich nicht bedeutet, dass die Homöopathie in Köthen keine Rolle mehr spielte und so kam die Post vom Rhein letztlich doch an die richtige Stelle.
Eine Büste mit Geschichte
Glücklicherweise, möchte man sagen, denn dadurch hat Köthen dank Christine Leher einen neuen Blickfang erhalten, der allerdings in doppelter Hinsicht sehr geschichtsträchtig ist.
Zum einen spiegelt die Büste Samuel Hahnemanns, die seit Samstag im Vorgelände der Europäischen Bibliothek für Homöopathie zu sehen ist, ein Stück weit lokale und globale Medizingeschichte wider. Zum anderen ist auch die Geschichte der Büste selbst spannend genug, um an dieser Stelle zumindest in groben Zügen erzählt zu werden.
Ursprünglich stand die überlebensgroße Büste auf dem Gelände der Firma Madaus in Radebeul. Ein passender Platz, denn Madaus war ein Hersteller pflanzlicher Pharmazeutika.
Die Mutter der Firmengründer hatte als Heilpraktikerin nach homöopathischem System gewirkt. Nach dem Krieg wurde Madaus im Osten enteignet und in Westdeutschland neu gegründet.
Die Hahnemannbüste kam erst nach der Wende nach Köln und wurde auf dem dortigen Madaus-Werksgelände aufgestellt. Zuletzt stand die Büste am Werkstor der Madaus-Produktion in Troisdorf-Spich.
Ein passendes Quartier für die Hahnemannbüste gesucht
Christine Leher war 25 Jahre lang bei Madaus als Betriebsmeisterin der Homöopathie tätig - als nach dem Verkauf des Unternehmens die Büste im Oktober 2015 abgebaut wurde, traf dies die Rentnerin schwer. Sie meldete sich beim Werkleiter und bat darum, die Büste übernehmen zu dürfen - um sie vor der Zerstörung zu sichern.
Kurz bevor sie den Brief nach Köthen auf die Reise schickte, bekam sie die Botschaft, dass sie die Büste kostenlos übernehmen durfte. Und weil aber ihr Grundstück nicht groß genug war für die Aufstellung machte sich Christine Leher im Internet auf die Suche nach einem passenden Quartier für Hahnemann. Und wurde fündig.
Eine Schönheits-OP für den Kunststeinschädel
In Köthen erhielt die Terrazzo-Büste, die vermutlich eine Arbeit des Radebeuler Bildhauers Burkhart Ebe ist und durch die Wohnungsgesellschaft in die Hauptstadt der Homöopathie transportiert wurde, nicht nur einen prominenten Platz, sondern auch eine fachgerechte Aufarbeitung durch Steinmetzmeister Uwe Schön.
Der hatte nicht nur die Fehlstellen und Risse an Hahnemanns Kunststeinschädel einer Schönheits-OP unterzogen, nicht nur den Sockel für die Büste geschaffen, sondern Hahnemann auch die Nase wiedergegeben, die irgendwann verlorengegangen war.
„Ich habe nach einem Bild Hahnemanns die Nase aus Ton gemacht und so lange probiert, bis ich die Form gefunden hatte, die es werden sollte“, so Schön.
Enthüllt wurde die Büste in passendem Rahmen: Am Wochenende fand in Köthen die Delegiertenversammlung des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte statt mit etwa 60 Teilnehmern aus allen elf Landesverbänden. Für sie war es ein besonderer Einstieg in die Tagung. (mz)
