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Bewusster leben Bewusster leben: Yoga hat das Leben von Antje Fuchs aus Köthen verändert

Von Sylke Hermann 16.03.2019, 11:00
Zeit für sich: Antje Fuchs zu Hause in ihrem Yoga-Zimmer
Zeit für sich: Antje Fuchs zu Hause in ihrem Yoga-Zimmer Ute Nicklisch

Köthen - „Mir ist mal ein Orthopäde abhanden gekommen.“ Eine ziemlich nüchterne, wenn auch ehrliche Erklärung für die Entdeckung einer neuen Liebe. Antje Fuchs arbeitet damals in Moskau, ist für ein großes, deutsches Einzelhandelsunternehmen tätig und viel beschäftigt. „Mir war klar, dass ich etwas für meinen Rücken tun muss.“ Yoga könnte da helfen, glaubt sie.

Plötzlich geht alles ganz schnell. Sie findet im Internet eine Yogalehrerin; ein paar Tage später absolviert die Deutsche in Russland ihre erste Stunde. Sie findet Gefallen daran. So sehr, dass sie später - zurück in Köthen - selbst als Yogalehrerin Kurse gibt.

Beruflich schlägt Antje Fuchs, die 2009 gemeinsam mit ihrem Mann die Idee einer Kaffeerösterei in Köthen entwickelt, zunächst einen völlig anderen Weg ein. „Ich bin Brauerin und Mälzerin“, sagt die 48-Jährige und weiß um die Ungewöhnlichkeit ihrer Berufswahl.

„Meine Mutter wollte, dass ich irgendwas in einer Bank mache“

„Meine Mutter wollte, dass ich irgendwas in einer Bank mache.“ Sie will das nicht. Und so sitzt sie als Teenager gänzlich unbedarft im Berufsberatungszentrum Köthen, offen für vieles. Als plötzlich von Brauer und Mälzer die Rede ist, beendet sie die Suche spontan und erklärt: „Das will ich werden.“ Es gibt keinen echten Grund, nur den der „pubertären Rebellion“, wie sie meint.

Im VEB Malzfabrik Köthen habe sie als Azubi „eine harte Schule fürs Leben“ durchlaufen. Die Frage nach dem Aufhören habe sich dennoch nicht gestellt. Als die Wende dazwischen kommt und der Betrieb abgewickelt werden soll, landet Antje Fuchs im Einzelhandel, schließlich in Moskau, der Stadt, in der ihre Yoga-Karriere beginnen sollte.

Erst habe sie gemerkt, dass ihr das körperlich gut tue - dann auch seelisch. „Ich kam bei mir selbst an; der Bereich auf meiner Yoga-Matte gehörte mir“, beschreibt sie. Die ersten sechs Monate seien heftig gewesen, erinnert sie sich, „gekennzeichnet von sehr, sehr vielen Schmerzen“. Schmerzen in Form von Muskelkater. „Ich bin trotzdem immer wieder hingegangen.“ Yoga gehört fortan zu ihrem Leben.

Sie ärgert sich, wenn man Yoga „auf irgendwelche verrückten Haltungen reduziert“

Als Antje Fuchs, wie damals der Orthopäde plötzlich auch die Yoga-Lehrerin abhanden kommt, lässt sie sich überreden, selbst eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin zu machen. Nach mehreren Wochen Intensiv-Training, diversen Weiterbildungen und Prüfungen ist sie bereit für das Abenteuer Anhalt-Yoga. Antje Fuchs ist Anhalt-Yoga. Auch wenn dieser Satz nicht aus ihrem Munde stammt, so kann sie dem nur beipflichten: „Wir haben uns von uns selbst entfernt; Yoga bringt uns zu uns selbst zurück - mehr nicht.“

Sie ärgert sich, wenn man Yoga „auf irgendwelche verrückten Haltungen reduziert“. Die aus Indien stammende Lehre sorge für mehr Bewusstsein im Leben, für Veränderung - sofern man sich darauf einlasse. Sie hat sich darauf eingelassen: „Ich habe meinen alten Job hingeschmissen, trinke keinen Alkohol mehr, ernähre mit fast ausschließlich vegetarisch, versuche, Zucker zu vermeiden“, schildert sie. Yoga, ist sie überzeugt, mache etwas mit den Menschen: „Man hat einfach keine Zeit, darüber nachzudenken, ob Butter im Haus oder das Bügeleisen vielleicht noch an ist.“ (mz)