Besorgte Hobbypiloten Besorgte Hobbypiloten: Wimex will das Flugplatz-Gelände in Köthen wirtschaftlich nutzen

Köthen - Die Mitglieder des Flugsportvereins Köthen machen sich Sorgen um den Fortbestand des Köthener Flugplatzes. Das Gelände mit Landebahn und Hangargebäuden gehört der Wimex. „Mitte des Jahres 2017 erreichte uns die Mitteilung, dass die Wimex das Flugplatzgelände wirtschaftlich nutzen will. Das hat uns natürlich sehr verunsichert“, berichtete Jürgen Pasch-mionka, Vorsitzender des Flugsportvereins.
Bislang ging der Vereinsvorstand davon aus, dass der Pachtvertrag gilt, der einst mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Köthen abgeschlossen wurde. Doch habe sich bei den Gesprächen dann herausgestellt, dass die Wirtschaftsförderungsgesellschaft bereits im Jahr 2010 auf ihre Verantwortlichkeit für den Flugplatz verzichtet habe. „So richtig nachvollziehen können wir das nicht. Aber nun mussten wir sehen, wie wir mit der neuen Situation klarkommen“, sagte Jürgen Paschmionka.
Das Ergebnis ist ein Gestattungsvertrag zwischen der Wi-mex Agrarprodukte Import und Export GmbH und dem Flugsportverein. Der Gestattungsvertrag gilt seit diesem Jahr und endet am 30. Juni 2019. Danach verlängert sich der Vertrag um jeweils drei weitere Monate. Die Wimex kann den Vertrag aber jeweils einen Monat vor Ende der Vertragsfrist schriftlich kündigen.
Die Flächen auf dem Flugplatz stellen für Wimex „wertvolle Ressourcen“ dar
Was hat die Wimex mit dem Flugplatzgelände vor? Ist es vorstellbar, dass eine landwirtschaftliche Nutzung erfolgt, aber dennoch der Flugsportverein hier bleiben kann? „Zur Zeit liegen für die Flächen keine konkreten Planungen vor. Allerdings muss man als verantwortungsbewusstes und nachhaltig agierendes Unternehmen seine Ressourcen kennen und mögliche Potentiale identifizieren, um für die Zukunft vorbereitet zu sein“, wurde der MZ auf Nachfrage mitgeteilt.
Die Flächen auf dem Flugplatz stellen „wertvolle Ressourcen dar, die wir gegebenenfalls im Rahmen unserer künftigen betrieblichen Tätigkeit benötigen“. „Zur Vorbereitung möglicher Handlungsoptionen“ sei daher der Gestattungsvertrag mit dem Flugsportverein abgeschlossen worden.
Für die Hobbypiloten des Flugsportvereins steht viel auf dem Spiel
„Dieser Vertrag dient dazu, dass ein bereits seit den 2000ern bestehendes, zum Teil mündliches Rechtsverhältnis zwischen dem Flugsportverein und der Wimex in ein nachvollziehbares und transparentes Vertragsverhältnis übertragen wurde. Der Vertrag berücksichtigt alle Themen, wie die Art der Nutzung, die Überlassung des Flugplatzgeländes, die Haftung etc., aber selbstverständlich auch die üblichen Beendigungsoptionen“, wurde weiter informiert. Ob, wann und wie eine etwaige Beendigung des Vertrages aussehe, hänge aber von vielen Faktoren sowie von der zukünftigen Entwicklung der Agrarbranche ab.
Auch die Frage der Koexistenz zwischen dem Flugsportverein und eventueller landwirtschaftlicher Maßnahmen könne aktuell nicht beantwortet werden, da bei jeder Art von Nutzung die rechtlichen Rahmenbedingungen erneut geprüft werden müssten, hieß es.
Für die Hobbypiloten des Flugsportvereins steht viel auf dem Spiel. Sie sind seit 1991 auf dem Gelände aktiv, haben es in all den Jahren gepflegt und in Ordnung gehalten. Hier befinden sich zehn Flugzeuge. Auch Flug- und Automodellbauer sind hier zu Hause.
Der Flugsportverein gestaltet jährlich Flugtage, zu denen hunderte Besucher kommen. Der Verein will die mittlerweile 90 Jahre währende Geschichte des Köthener Flugwesens bewahren. „Vor allem aber wollen wir, dass Köthen weiterhin ein Sonderlandeplatz bleibt“, sagte Jürgen Paschmionka. Der Köthener Flugplatz sei Bestandteil des regionalen Entwicklungsplanes und werde oft von Kleinflugzeugen angeflogen.
Stadtverwaltung Köthen liegt bislang kein Antrag zu Veränderungen am Flugplatz vor
„Erst dieses Jahr im Juni hatten wir zehn Landwirte hier, die von Süddeutschland mit ihren Fliegern nach Köthen gekommen sind und die Feldtage in Bernburg besucht haben“, informierte Jürgen Paschmionka.
Köthens Oberbürgermeister Bernd Hauschild teilte auf MZ-Anfrage mit, dass es in der Stadtverwaltung gegenwärtig keinen Antrag der Wimex gibt, irgendetwas auf dem Flugplatz zu ändern oder neuzubauen. Über einen derartigen Antrag müsste dann der Stadtrat befinden. „Ich kenne seitens der Wimex nur Visionen, etwa zum Bau von Gewächshäusern. Ein zeitlicher Rahmen ist mir aber nicht bekannt“, äußerte der OB. (mz)
Der Flugplatz Köthen trägt den internationalen ICAO-Code „EDCK“. Die Betriebserlaubnis des Platzes gestattet Starts und Landungen von ein- und mehrmotorigen Flugzeugen bis 5 700 Kilogramm Gewicht. Auch für Helikopter, Ballone, Motorsegelflugzeuge, Segelflugzeuge, Ultraleichtflieger und den Fallschirmsprung ist der Platz zugelassen.
Der Flugplatz ist in allen internationalen Luftfahrtkarten und Geoinformationsdiensten veröffentlicht. Es gibt aktuell in der Bundesrepublik 550 regionale Flugplätze. Bezüglich der infrastrukturellen und wirtschaftlichen Bedeutung hat die Stadt Köthen den Sonderlandeplatz bewertet und sich im Flächennutzungsplan, im Regionalentwicklungsplan Anhalt-Bitterfeld/Dessau/Wittenberg und im Landesentwicklungsplan zum Erhalt und Ausbau des Platzes bekannt.
Weitere Informationen im Internet unter https://flugplatz-koethen.jimdo.com