Besondere Rückkehr Besondere Rückkehr: Einstiger "Zivi" ist neuer Leiter der Hartmann-Schule

Köthen - Für Andreas Elze war es eine Rückkehr, als er im November des vergangenen Jahres die Leitung der Angelika-Hartmann-Schule in Köthen übernahm - auch wenn mehr als 20 Jahre zwischen seiner ersten Zeit an der Schule für geistig behinderte Kinder und seiner jetzigen Profession in dem Haus an der Goethestraße liegen. „Damals war ich als Zivi an der Schule, heute bin ich Leiter“, sagt Elze.
Der nach eigenem Bekunden „nie Lehrer werden“ wollte. Und nach seinem Zivildienst erst einmal mit dem Jurastudium in Leipzig begann. Doch relativ schnell realisierte, dass dies nichts war, was er auf Dauer machen wollte. „Und da habe ich mich an die Zivi-Zeit erinnert und im Rückblick festgestellt, dass die Arbeit mit geistig behinderten Kindern eigentlich doch was für mich war.“
Als neuer Schulleiter muss sich Andreas Elze mit viel Verwaltungsarbeit herumschlagen
Elze sattelte um. Begann ein Lehramtsstudium der Geistig- und Körperbehindertenpädagogik mit Grundschuldidaktik. Machte sein erstes Staatsexamen, das Referendariat in Halle, das zweite Staatsexamen - und arbeitete an der Sonnenlandschule in Wolfen.
Bis 2019. Dann suchte die Hartmannschule einen neuen Leiter - der gebürtige Köthener bewarb sich und wurde genommen. „Ich war konkurrenzlos“, sagt er mit Augenzwinkern. „Als einziger Bewerber.“ Möglicherweise deshalb, weil die Zahl der Lehrer, die sich die Lasten eines Schulleiters aufbürden wollen, doch überschaubar ist. Auch Andreas Elze hat inzwischen gemerkt, dass er jetzt „sehr viel Verwaltungsarbeit“ zu erledigen hat, dass der bürokratische Aufwand größer ist als erwartet.
Allerdings ist das nichts, vor dem der 40-Jährige zurückschreckt. Neue Aufgaben reizen ihn. Vielleicht gerade deswegen, weil „man ein solches Amt ja schlecht üben kann“. Er habe sich in den ersten Wochen an seiner Stellvertreterin orientiert „und sehr viele Fragen gestellt“. Auf alle Fälle sei er nicht nach dem Motto „Nun mach mal“ ins kalte Waser geworfen worden.
Über einen Mangel an Leherern kann sich Andreas Elze nicht beklagen
Im Unterschied zu anderen Kollegen muss Andreas Elze derzeit nicht über Mangel an Lehrern klagen. 16 Lehrer sind an der Schule beschäftigt und um die 78 Schüler im Alter von sechs bis 19 Jahren kümmern sich darüber hinaus elf Pädagogische Mitarbeiter. „Das ist ein bisschen knapp“, sagt der Schulleiter. Ein PM pro Klasse bedeutet, das Urlaub und Krankheit sofort personelle Konsequenzen nach sich ziehen. Was an einer Schule, deren Erfolg in der individuellen Zuwendung des Lehrers an die Schüler begründet ist, besonders gravierend ist.
„Es ist in dieser Schule tatsächlich in besonderem Maße dem Geschick und den Fähigkeiten des Lehrers geschuldet, welchen Lernerfolg die Schüler erzielen können“, weiß Elze. Daher kommt der Arbeit der neun Integrationshelfer, die es neben den zwei Bufdis an der Schule gibt, große Bedeutung zu. Sie kümmern sich um die Kinder, die speziellen Förder- und Hilfsbedarf haben: Rollstuhlfahrer sind ebenso darunter wie autistische Kinder oder solche, die gewindelt werden müssen.
Die Hälfte seiner Arbeitszeit gibt Andreas Elze selbst Unterricht
Andreas Elze ist es wichtig, nicht nur als Leiter zu arbeiten. Etwa die Hälfte seiner Arbeitszeit gibt er selbst Unterricht, etwa in der PC-Klasse, oder leitet Praxisgruppen. Dadurch werde der Arbeitstag zwar länger als früher, „aber der direkte Kontakt zu den Schülern ist unersetzbar“, findet Andreas Elze. Der darüber hinaus die seit 25 Jahren bestehende Schule und ihre Leistungen mehr als bisher ins Licht der Öffentlichkeit rücken möchte.
Den Chor und die Trommelgruppe zum Beispiel, die sportlichen Erfolge beim Bosseln oder Tischtennisspielen. Denn: „Die Schüler haben mehr Erfolge, auf die sie und die Schule stolz sein können, als man denkt.“ (mz)