Berufsbildende Schulen vor Veränderung Berufsbildende Schulen vor Veränderung: Pflege in Köthen Fachoberschule in Bitterfeld

Köthen - An den Berufsbildenden Schulen Anhalt-Bitterfeld lernen circa 3.000 junge Frauen und Männer. Sie werden in 58 Berufen ausgebildet, absolvieren das Berufsvorbereitungsjahr oder sind in der Fachoberschule eingeschrieben. „Die Zahlen sind stabil. Wir haben außerdem eine Unterrichtsversorgung von 98 Prozent“, erklärt Schulleiter Rainer Woischnik. Die Ausbildung läuft.
Dennoch kündigt der Pädagoge gravierende Veränderungen an und präsentiert ein von zuständigen Behörden bereits bewilligtes Planspiel mit Hunderten Schülern. Ein wesentlicher Fakt: Die Fachoberschule am Standort Köthen ist ein Auslaufmodell. In der Bachstadt werden nur die aktuell eingeschriebenen Schüler ihre Ausbildung beenden. Ab dem Schuljahr 2019/20 kommen neue Schüler nur noch in Bitterfeld zum Zuge. Warum?
„Wir müssen konzentrieren, um das hohe Niveau der Ausbildung zu erhalten“
„Es geht nicht um die fachliche Qualität. Die Lehrkräfte leisten gute Arbeit. Es geht um Zukunftssicherung“, sagt Woischnik. Aktuell wird in Köthen die Hälfte der 390 Anhalt-Bitterfelder Fachoberschüler unterrichtet. Darunter sind neben den Bachstädtern aber auch diejenigen, die sanierungsbedingt nicht im Bitterfelder Berufsschulzentrum ausgebildet werden können und aller Voraussicht nach im Sommer dorthin zurückwechseln werden.
Köthen ist dann wieder ein vergleichsweise kleiner Oberschulstandort. „Wir müssen konzentrieren, um das hohe Niveau der Ausbildung zu erhalten“, betont der Schulleiter. Für Bitterfeld sprechen nicht zuletzt räumliche Möglichkeiten und die Ausstattung. „Klar gibt es immer persönliche Befindlichkeiten, auch im Kollegium. Hier muss aber für die Berufsschule als Ganzes entschieden werden“, so Woischnik.
Opfern Schulleitung, Landkreis und Schulverwaltungsamt den Standort Köthen, um Bitterfeld zu sichern? „Nein. Darum geht es nicht.“ Für Woischnik machen die neuen Strukturen das Gesamtgefüge stabiler. „Wir haben mehrere starke, am jeweiligen Standort fest verankerte Säulen.“ Soll heißen: Auch Bitterfeld gibt ab.
Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer, Lagerlogistiker und Fachlageristen werden künftig in Köthen ausgebildet
Die zweite wesentliche Veränderung: Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer, Lagerlogistiker und Fachlageristen werden künftig in Köthen ausgebildet. Dort wächst gleichzeitig der Bereich des Berufsvorbereitenden Jahres um die Sparte Metalltechnik. Ein Fachkabinett zieht dafür von Bitterfeld nach Köthen. Die Bachstadt erhält außerdem den Zuschlag für die neue generalisierte Pflegeausbildung. Erstmals zum Schuljahr 2020/21 wird der Ansatz der verbundenen Grundausbildung in den bisherigen Bereichen Alten-, Kinderkranken- und Krankenpflege verfolgt.
Die breitgefächerte medizinische und pflegerische Ausbildung ist neu für die Berufsbildenden Schulen und neu für Köthen. „Für mich ist das ein Bereich mit Zukunft und deshalb auch ein klares Bekenntnis zum Standort in Köthen“, betont Woischnik. Aber werden Bachstädter tatsächlich die Fachoberschule in Bitterfeld besuchen? Und werden wiederum Bitterfelder den Weg in Kauf nehmen, um in Köthen zu lernen?
Bisher müssen sie die Fahrten wegen der Bauarbeiten in Bitterfeld zwangsläufig in Kauf nehmen, aber 2019/20 wäre die Entscheidung freiwillig. „Ich kann für den Einzelnen nicht entscheiden. Aber ich bin überzeugt, dass die neue Struktur die Berufsschule stärkt. Unsere Standorte sind zudem gut ans Netz des Personennahverkehrs angeschlossen.“ (mz)